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Darmstadt: Hindenburg auf Straßenschilder durch Fritz Bauer ersetzt

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Von: Jens Joachim

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Anlässlich des 90. Jahrestags der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg haben Unbekannte die Straßenschilder der Hindenburgstraße mit dem Schriftzug des künftigen Straßennamens überklebt.
Anlässlich des 90. Jahrestags der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg haben Unbekannte die Straßenschilder der Hindenburgstraße mit dem Schriftzug des künftigen Straßennamens überklebt. © Jens Joachim

Das Bündnis gegen Rechts in Darmstadt fordert eine schnellere Umbenennung der Hindenburgstraße und eine Stele mit Informationen vor dem Gewerkschaftshaus.

Das Bündnis gegen Rechts in Darmstadt hat sich für eine schnellere Umbenennung der Hindenburgstraße in Fritz-Bauer-Straße ausgesprochen. In der Nacht zum Montag waren die Straßenschilder bereits von Unbekannten überklebt worden.

In einer Mitteilung äußerte Bündnissprecher Markus Zwilling am Montag, der 30. Januar – 90 Jahre nach der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg – wäre „ein guter Zeitpunkt gewesen“, die Straße umzubenennen. Aus formalen Gründen verzögert sich die neue Beschilderung allerdings noch.

Darmstadt: Hindenburgstraße wird in Fritz-Bauer-Straße umbenannt

Das Bündnis gegen Rechts ist mit Fritz Bauer als neuem Namensgeber einverstanden. Bauer hat als Generalstaatsanwalt maßgeblich die Auschwitzprozesse vorangetrieben.

Zudem schlägt das Bündnis vor, eine Stele gut sichtbar vor dem DGB-Haus an der Rheinstraße aufzustellen, um über die lange Auseinandersetzung um die Namensänderung sowie über Hindenburgs historische Rolle zu informieren.

Vor dem Gewerkschaftshaus sollte nach den Vorstellungen des Bündnisses gegen Rechts eine Stele aufgestellt werden, um über die lange Auseinandersetzung um die Namensänderung sowie über Hindenburgs historische Rolle zu informieren.
Vor dem Gewerkschaftshaus sollte nach den Vorstellungen des Bündnisses gegen Rechts eine Stele aufgestellt werden, um über die lange Auseinandersetzung um die Namensänderung sowie über Hindenburgs historische Rolle zu informieren. © Jens Joachim

Darmstadt: Sieben Straßen und ein Platz wird umbenannt

Vorgesehen ist, sieben Straßen und einen Platz in Darmstadt umzubenennen, weil ihre Namensgeber das NS-Regime unterstützten.

Die Stadt will die Kosten für die erforderlichen Ummeldungen beim Bürger- und Ordnungsamt übernehmen. Betroffen von den Umbenennungen sind insgesamt 1600 Personen.

Die neuen Straßennamen

In Darmstadt gibt 1067 Einträge für Straßen und Plätze. Von ihnen sind knapp 500 Männern gewidmet, weiteren knapp 500 sind nach Orten, Tieren, Firmen und Sachen benannt. Nicht einmal 100 Namen sind Frauen gewidmet

Bei der Bürgerbeteiligung wurden insgesamt 170 Vorschläge für acht neu zu benennende Straßen eingereicht.

Das Rennen machten: Der Physik-Nobelpreisträger Peter Grünberg (1939-2018) für die Alarich-Weiss-Straße; der Initiator der Aktion „Du musst kämpfen“ Jonathan Heimes (1990-2016) für die Brandisstraße; die Kinder- und Jugendbuchautorin Mirjam Pressler (1940-2019) für die Grundstraße; der Initiator der Frankfurter Auschwitzprozesse und Hessischer Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903-1968) für die Hindenburgstraße; die Tänzerin und Tanzpädagogin Elizabeth Duncan (1871-1948) für den Kleukensweg; die erste weibliche Stadtverordnete der Nachkriegszeit Ruth Horn (1908-1987) für den Kuhnweg und die Darmstädter Reiseschriftstellerin Milli Bau (1906-2005) für die Von-der-Au-Straße.

Die Widmung des größten teils auf Griesheimer Stadtgebiet liegenden Georgiiplatzes wird aberkannt. Die Neubenennung soll nach der Umgestaltung des Platzes erfolgen. cka

Darmstadt: Alte Schilder bleiben übergangsweise hängen

Ende Dezember hatte die Stadt mitgeteilt, es werden an einer Allgemeinverfügung gearbeitet, deren Veröffentlichung die geplanten Straßenumbenennungen rechtlich wirksam mache und auch das Umbenennungsdatum nennen werde.

Die entsprechenden Behördengänge seien dann von diesem Datum an möglich. Ab diesem Zeitpunkt soll auch die neue Beschilderung zusätzlich zu den alten Schildern angebracht werden. Diese werden zwar ungültig und durchgestrichen, sollen zur Orientierung aber in einer Übergangszeit bestehen bleiben.

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