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Darmstadt: Einigung im Streit um Bildband über das Welterbe Mathildenhöhe

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Von: Jens Joachim

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Stadtkrone: Die Mathildenhöhe Darmstadt zählt seit Ende Juli zum Welterbe der Unesco.
Stadtkrone: Die Mathildenhöhe Darmstadt zählt seit Ende Juli zum Welterbe der Unesco. © Rolf Oeser

Die Stadt Darmstadt hat dem früheren Denkmalpfleger Nikolaus Heiss fristlos gekündigt. Zuvor kam es wegen eines Bildbands zur Mathildenhöhe zum Streit.

Rund vier Monate nach der Auszeichnung der Mathildenhöhe zum Welterbe der Unesco soll Ende kommender Woche ein opulenter Bildband erscheinen, um den es zuletzt einigen Wirbel in Darmstadt gegeben hat. Die Fotografien für den vom Darmstädter Justus-von-Liebig-Verlag herausgegebenen Band stammen von dem früheren Darmstädter Denkmalpfleger Nikolaus Heiss, der eine treibende Kraft war, als es darum ging, die Welterbe-Bewerbung zu initiieren. Die Texte für den Bildband hat die Kunsthistorikerin Renate Charlotte Hoffmann verfasst.

Vor fünf Jahren war der 1943 im Harz geborene Heiss noch für seine langjährigen Verdienste um den Denkmalschutz mit der bronzenen Verdienstplakette der Stadt ausgezeichnet worden. Das Buchprojekt hat nun allerdings dazu geführt, dass die Stadt Heiss, der das städtische „Welterbe-Team“ unterstützt hatte, einen Arbeitsvertrag fristlos gekündigt hat.

Bildband zur Mathildenhöhe Darmstadt: Stadt moniert Mängel

Zwischen dem früheren Amtsleiter Heiss, dem Liebig-Verlag und dem Darmstädter Kulturreferenten Ludger Hünnekens war es vor einigen Wochen zu Unstimmigkeiten gekommen. Hünnekens, der Leiter des städtischen Eigenbetriebs für die Kulturbetriebe ist, monierte etwa, dass die Stadt beziehungsweise das städtische Welterbe-Team nicht kooperativ in das Buchprojekt eingebunden und darüber informiert worden sei.

Nikolaus Heiss war von 1981 bis 2010 Denkmalpfleger der Stadt Darmstadt.
Nikolaus Heiss war von 1981 bis 2010 Denkmalpfleger der Stadt Darmstadt. © Monika Müller

Heiss äußerte, er wolle mit dem Buch „die Schönheit der Mathildenhöhe“ zeigen. Er vertrat zudem die Auffassung, dass eine Abstimmung mit der Stadt für das Vorhaben nicht erforderlich gewesen sei.

Stadt und früherer Denkmalpfleger bleiben im Gespräch

Nachdem der frühere städtische Denkmalpfleger einen Anwalt eingeschaltet hat, wird es nun in der kommenden Woche ein Gespräch geben. „Wir sind und bleiben im Dialog“, sagte Kulturreferent Hünnekens am Mittwoch auf Anfrage der FR.

Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jochen Partsch (Grüne) teilte mit, er habe mit Verleger Thomas Reinheimer Einvernehmen über den geplanten Bildband mit dem Titel „Welterbe Mathildenhöhe Darmstadt“ erzielt. Das Vorgehen des Verlags sei jedoch aus seiner Sicht „nicht in Ordnung“ gewesen. Gleichwohl seien die Unstimmigkeiten in einem Gespräch ausgeräumt worden.

Stadt Darmstadt an Bildband zum Welterbe Mathildenhöhe nicht beteiligt

Partsch äußerte, im Zuge der geplanten Veröffentlichung der Publikation seien seitens der Stadt „Formfehler und fehlende Absprachen“ moniert worden. Der „Entstehungsprozess, fehlende Kommunikation, die Missachtung von Bildrechten und der fahrlässige Umgang mit der von der Unesco vorgegebenen Sprachregelung waren Anlass für die städtische Intervention und haben zurecht für Irritationen gesorgt“, so Partsch. Dies sei „kein professionelles Vorgehen“ gewesen.

Für „fachliche Unzulänglichkeiten in der Publikation“ trügen die Autorin und der Verlag die Verantwortung. Die Stadt sei „an dem Projekt nicht beteiligt“. Als „wenig förderlich für die Lösung des Konflikts“ bezeichnete Partsch zudem das Vorgehen von Heiss, der „wegen seines damals noch bestehenden Vertrags die Stadt aus unserer Sicht hätte informieren müssen“. Das Buch selbst habe „nie zur Disposition“ gestanden, ebenso wenig die Autorenschaft.

OB Partsch: „Welterbe-Erfolg ein Erfolg der ganzen Stadt“

Zur Vorgeschichte der Anerkennung der Künstlerkolonie Mathildenhöhe als Unesco-Welterbe schreibt der OB: „Ungeachtet der Verdienste in seiner aktiven Zeit als Denkmalpfleger hatte Nikolaus Heiss in der entscheidenden Phase der Antragstellung keine tragende Rolle mehr inne.“

Der Welterbe-Erfolg, so Partsch, sei „ein Erfolg der ganzen Stadt, derjenigen, die im Vorfeld der Bewerbung Initiativen einbrachten und derjenigen, die professionell und ehrenamtlich die Bewerbung unterstützt haben“.

Der Bildband „Welterbe Mathildenhöhe Darmstadt“ mit Fotografien von Nikolaus Heiss und Texten von Renate Charlotte Hoffmann (zweisprachig in deutsch und englisch) umfasst 216 Seiten, kostet 29,80 Euro und erscheint im Justus von Liebig Verlag.

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