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Bewegte Ideen fürs Modellquartier Lincoln in Darmstadt

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Von: Annette Schlegl

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Nicht nur Kinder sollen in der Lincoln-Siedlung Fahrradfahren lernen, sondern auch Frauen mit und ohne Migrationshintergrund.
Nicht nur Kinder sollen in der Lincoln-Siedlung Fahrradfahren lernen, sondern auch Frauen mit und ohne Migrationshintergrund. © Oeser

Ein Ideenwettbewerb sollte die Mobilität im Lincoln, dem ersten autoarmen Wohnquartier Darmstadts, weiter fördern. Fahrradkurse für Frauen wurden nun am besten bewertet.

Die Lincoln-Siedlung in Darmstadt ist etwas Besonderes: Das ehemalige Areal der US-Army, auf dem bis zum Jahr 2025 rund 5000 Menschen leben werden, ist als erstes autoarmes Wohnquartier der Stadt geplant. Alternative Mobilitätsangebote – in erster Linie das Fahrrad – sollen dort einen hohen Stellenwert haben. Genau darauf zielt auch das Siegerprojekt des Ideenwettbewerbs „Mobilität in Lincoln“ ab: Die Bewohner und Bewohnerinnen haben „Fahrradkurse für Frauen mit und ohne Migrationshintergrund“ zur besten Idee gekürt. Mit bis zu 10 000 Euro soll die Idee nun umgesetzt werden.

Es lag an den Darmstädtern und Darmstädterinnen, Vorschläge für eine Förderung der nachhaltigen Mobilität in der Lincoln-Siedlung einzubringen. Vom 1. Februar bis zum 15. März konnten sie ihrer Kreativität auf einer Onlinebeteiligungsplattform freien Lauf lassen. 47 Ideen wurden eingereicht, von denen elf vom Mobilitätsamt als umsetzbar eingestuft wurden. Vom 1. April bis zum 15. Mai bewerteten die Bewohner und Bewohnerinnen der Lincoln-Siedlung, welche der elf verbliebenen Wettbewerbsideen sie für die beste für ihr Wohnquartier halten.

Die „Fahrradkurse für Frauen mit und ohne Migrationshintergrund“, die der User mit dem Pseudonym HaRe vorgeschlagen hatte, bekamen die meisten Stimmen. Es gebe einige Frauen im Viertel, die nicht Radfahren könnten, begründete er seine Idee. Auch erste Fahrten in die Innenstadt könnten geübt werden. Kinder könnten profitieren, indem ihnen die Fahrradregeln beigebracht würden.

Quartierszentrum geplant

In der Lincoln-Siedlung soll auch ein Quartierszentrum entstehen. Der Magistrat hat in seiner Sitzung am Mittwoch das Nutzungskonzept beschlossen.

Das multifunktionale Gebäude an der Mahalia-Jackson-Straße soll demnach einen Bürgersaal, ein Jugendzentrum, eine Kita, die Quartierswerkstatt und ein Café unter einem Dach vereinen.

Die Bauverein AG , das städtische Immobilienunternehmen, wird das Haus errichten. Mitte 2023 soll Eröffnung gefeiert werden. ann

Auf Platz zwei landete der Vorschlag, Fahrradreparaturstationen aufzustellen. Die schmalen Säulen sollten für jedermann zugänglich sein, schwebte dem Ideengeber Lucas vor. Wenn die Gelder reichten, könnte diese Idee auch Realität werden, meint Mobilitätsdezernent Michael Kolmer (Grüne).

Platz drei teilen sich zwei Vorschläge. Zum einen plädierte die Initiatorin Cargobikerin unter dem Titel „Sichere Radboxen“ dafür, Paketdepots und für Anwohner:innen mietbare Fahrradgaragen an einem Ort zusammenzuführen. Zum anderen schlug der Ideengeber APalme vor, Leihmöglichkeiten für Fahrradzubehör zu schaffen. Alles, was Radfahrer nicht täglich brauchten – wie Satteltaschen, Fahrradanhänger oder Reparaturständer – könnte in Fächern oder Boxen deponiert werden, meinte er. Mittels einer App könne man diese entsperren, eine kleine Leihgebühr würde dann automatisch abgebucht.

Unter den Vorschlägen, die im Ideenwettbewerb nicht genügend Stimmen erhielten, waren durchaus noch interessante Ansätze. Kinderfahrräder und Skateboards zum Ausleihen wurden da beispielsweise unterbreitet oder der „Bollerwagen to rent“, der an der Straßenbahnhaltestelle in der Siedlung die Einkäufe fasst. Ältere Menschen hatte der Vorschlag „Dreiräder for everybody“ im Blick genauso wie der „Rollator to go“ aus Leichtmetall mit besonderer Outdoorbereifung.

Auch die Anschaffung einer Rikscha wurde angeregt. Engagierte Bewohner:innen könnten mit Senioren und Seniorinnen oder Menschen, die nicht Fahrrad fahren könnten, eine Runde durch die Siedlung oder durch den Wald fahren, hieß es. Die Idee erhielt aber nicht genug Stimmen.

Ein abschließbarer Fahrradschuppen und eine Leihstation für ein E-Lastenfahrrad ist in dem Wohnquartier schon entstanden.
Ein abschließbarer Fahrradschuppen und eine Leihstation für ein E-Lastenfahrrad ist in dem Wohnquartier schon entstanden. © ROLF OESER

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