Nach „Aktenzeichen XY... ungelöst“: Cold Case Mordfall Jutta Hoffmann nach 37 Jahren geklärt
Vor fast 37 Jahren verschwand die 15-jährige Jutta Hoffmann spurlos im südhessischen Lindenfels. Nun ist der Fall offenbar geklärt.
Südhessen - Wer hat vor knapp 37 Jahren Jutta Hoffmann ermordet? Diese Frage hat die Polizei in Südhessen in den vergangenen Jahren immer wieder beschäftigt. Die damals 15-jährige Schülerin war am 29. Juni 1986 - dem Tag des Finales der Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko zwischen Deutschland und Argentinien - nach dem Besuch eines Freibads in Lindenfels im Kreis Bergstraße spurlos verschwunden und dann getötet worden. Ihr skelettierter Leichnam wurde erst mehr als anderthalb Jahre später, am 10. Februar 1988, in einem Waldstück in Lindenfels gefunden.
Das Hessische Landeskriminalamt (LKA), die Staatsanwaltschaft Darmstadt sowie Ermittlerinnen und Ermittler des Polizeipräsidiums Südhessen hatten den Fall nie zu den Akten gelegt und in der jüngsten Ausgabe der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ an das Verbrechen in der Kleinstadt im Odenwald erinnert.
Mordfall Jutta Hoffmann: 61-jähriger Bensheimer als Tatverdächtiger ermittelt
Am frühen Donnerstagmittag, 30. März, konnten die Staatsanwaltschaft, das LKA Hessen und das Polizeipräsidium Südhessen einen Ermittlungserfolg vermelden: Ein Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Darmstadt habe auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Untersuchungshaftbefehl gegen einen heute 61-jährigen gebürtigen Bensheimer wegen des dringenden Verdachts des Mordes erlassen.

Der Beschuldigte, der mehrfach - unter anderem auch in den Jahren nach 1986 - wegen Sexualdelikten, aber auch wegen anderen Straftaten verurteilt worden sei, befinde sich seit dem Jahr 2012 aufgrund eines Urteils des Landgerichts Kiel im sogenannten Maßregelvollzug in einem psychiatrischen Krankenhaus in Norddeutschland. Der Mann wurde am Donnerstag dem Ermittlungsrichter in Darmstadt vorgeführt. Nach der Verkündung des Haftbefehls wurde der Beschuldigte zunächst wieder in die geschlossene psychiatrische Einrichtung zurückgebracht.
Cold Case in Südhessen offenbar gelöst: Beschuldigter im Mordfall Jutta Hoffmann macht keine Angaben
Dem 61-Jährigen wird laut der gemeinsamen Mitteilung der Staatsanwaltschaft Darmstadt, des LKA Hessen und des Polizeipräsidiums Südhessen vorgeworfen, die zum Tatzeitpunkt 15-jährige Jutta Hoffmann am 29. Juni 1986 nach einem Freibadbesuch in einem Waldstück unweit von ihrem Elternhaus in Lindenfels vergewaltigt und ermordet zu haben. Der Beschuldigte habe zum Vorwurf „keine Angaben“ gemacht, heißt es in der Mitteilung.
Der Tatverdacht gegen den Beschuldigten sei entstanden, nachdem alte Spurenträger erneut analysiert worden seien und dabei seine DNA festgestellt worden sei. Im Zuge der weiteren umfassenden und aufwendigen Ermittlungen habe sich der Tatverdacht zuletzt auch nach Aussagen von Zeugen „derart erhärtet, dass ein Haftbefehl gegen den Beschuldigten erwirkt werden konnte“, teilte Oberstaatsanwalt Robert Hartmann, der Sprecher der Darmstädter Staatsanwaltschaft, mit. Zum Schutz der noch andauernden Ermittlungen könnten aktuell allerdings „keine weiteren Einzelheiten zu dem Ermittlungsverfahren bekannt gegeben werden“.

Mord an Jutta Hoffmann: Cold-Case-Team veröffentlicht Täterprofil bei „Aktenzeichen XY... ungelöst“
Während der ZDF-Sendung vom 22. März hatte die zuständige „Cold case“-Ermittlerin beim LKA unter anderem ein detailliertes Profil des möglichen Täters vorgestellt. Im Rahmen einer Fallanalyse erarbeitete das Ermittlungsteam ein konkretes Täterprofil, das bis zur Ausstrahlung der Sendung noch nicht der Öffentlichkeit vorgestellt worden war und das offenbar genau zutraf.
Den mutmaßlichen Mörder beschrieb die LKA-Ermittlerin wie folgt: Er sei gewaltbereit, Rechtshänder, und sei bei der Tat vor fast 37 Jahren etwa Mitte 20 Jahre gewesen. Heute wäre er demnach etwa 60 Jahre alt. Über sein mögliches Aussehen hieß es, dass er hellhäutig, damals blond gewesen sei und blaue Augen hat. Auch soll er sich vermutlich in Südhessen rund um die Odenwald-Kurort Lindenfels ausgekannt haben.

Mord an Jutta Hoffmann: Spur führt Cold-Case-Team nach Norddeutschland
Im Laufe der Sendung gingen nach Angaben der ZDF-Redaktion „viele Hinweise“ ein. Die Polizei berichtete von einer konkreten Spur, die nach Norddeutschland führe. Außerdem könnte der Vorname „Peter“ in dem Fall wohl eine Rolle spielen, hieß es. Auch zu einer „Adidas“-Tasche und einem auffälligen Badetuch meldeten sich Zuschauerinnen und Zuschauer - beide Gegenstände waren seit dem Mord an Jutta Hoffmann verschwunden.
Das Ermittlungsteam bat in der ZDF-Sendung vom Mittwoch, 22. März 2023, Zeuginnen und Zeugen, die Angaben zu einem Mann machen können, der sich am Tag von Jutta Hoffmanns Verschwinden in Lindenfels, im Schwimmbad Lindenfels oder dem benachbarten Campingplatz im Stadtteil Schlierbach aufgehalten hat, zu melden. Für Hinweise, die dazu führen, dass der Täter ermittelt wird, hatte die Staatsanwaltschaft Darmstadt eine Belohnung von 5000 Euro bereitgestellt. (Jens Joachim)
Im vergangenen Jahr wurde in einem Fall nach 28 Jahren in Frankfurt Mordanklage erhoben.