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"Chemiecocktail" im Brunnen

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Von: Jutta Rippegather

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Untersuchung von Trinkwasserproben: Kein Lebensmittel wird stärker kontrolliert.
Untersuchung von Trinkwasserproben: Kein Lebensmittel wird stärker kontrolliert. © Sascha Rheker

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sorgt sich um die Qualität des Trinkwassers im Rhein-Main-Gebiet. Im Hessischen Ried sind Rückstände aus dem Abwasser der Darmstädter Firma Merck festgestellt worden.

Vor einer möglichen Belastung des Trinkwassers für Rhein-Main warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz Hessen (BUND). Schon vor drei Jahren seien im Wasserwerk Dornheim im Hessischen Ried Rückstände aus dem Abwasser der Darmstädter Firma Merck festgestellt worden. Die 235 nachgewiesenen Chemikalien seien bislang nicht entfernt worden. Gleichwohl speise dieser Brunnen weiter die Riedleitung, die große Teile Frankfurts und Wiesbadens versorgt. 

Die Kritik des BUND richtet sich an das Umweltministerium von Priska Hinz (Grüne): Der Auftrag für vertiefende chemische Untersuchungen sei bis heute nicht vergeben. Die Wasserpolitik des Landes sei widersprüchlich: Einerseits würden die Fördermengen ausgeweitet, obwohl die Wälder im Ried unter den Grundwasserabsenkungen leiden. Andererseits akzeptiere es, dass das Wasserwerk Dornheim bei Groß-Gerau seine Förderrechte „wegen des Chemiecocktails“ nicht ausnutzen könne und verschmutztes Trinkwasser fördere. Dabei habe der trockene Sommer doch wieder gezeigt, dass der Schutz des Grundwassers im Hessischen Ried für die Versorgung des Rhein-Main-Gebiets unverzichtbar ist.

Die Geduld der Umweltschützer ist am Ende. Seit zwei Jahren frage der BUND beim Land regelmäßig nach, wann die zugesagten Untersuchungen endlich begönnen, sagt Hans-Joachim Grommelt, Sprecher des Landesarbeitskreises Wasser. „Bei mir drängt sich inzwischen der Verdacht auf, dass hier Rücksichtnahmen der politischen Spitze des Umweltministeriums gegenüber der Firma Merck im Spiel sind.“ Als das Ministerium im Juni seine offizielle Strategie zu den Belastungen des Grundwassers im Hessischen Ried präsentierte, schöpften die Umweltschützer Hoffnung. Beim Auftakt des Dialogforums erfuhren sie jedoch, dass das Ministerium das Gutachten immer noch nicht vergeben hat, sagt Grommelt. Besagte Strategie sehe vor, dass Belastungen industriellen Ursprungs untersucht werden. „Dabei wird ausdrücklich die chemische Identifizierung, quantitative Erfassung und die Bewertung im Hinblick auf die Giftigkeit der Stoffe im Abwasser gefordert.“

Wie das Umweltministerium auf FR-Anfrage mitteilt, wird das Wasser aus dem Werk in Dornheim mit anderem gemischt. Das daraus entstehende Trinkwasser werde fortlaufend streng kontrolliert. „Somit wird die Einhaltung aller gesundheitlich relevanten Grenzwerte sichergestellt“, sagt Sprecher Mischa Brüssel de Laskay. Die rund 230 festgestellten Stoffe seien nicht „trinkwasserrelevant“. Gleichwohl gebe es Gespräche mit dem Regierungspräsidium Darmstadt und Merck, deren Einleiteerlaubnis für Abwässer im nächsten Jahr auslaufe. Alle Stoffe aufzuklären sei „immens aufwendig“. Sollte die Firma sich nicht zeitnah daran beteiligen, werde das Land weitere Untersuchungen alleine vornehmen.

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