Belastung, die auch Freude macht

Wetterau - Nach der Einigung im Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft Verdi auf der einen und den Kommunen und dem Bund auf der anderen Seite stehen für Mitarbeiter im öffentlichen Dienst Gehaltserhöhungen an. Zahlen müssen dies auch die Städte und Gemeinden. Wie bewertet man das in Wetterauer Rathäusern? Nachgefragt in Bad Vilbel, Friedberg und Bad Nauheim.
Bad Vilbel - „Generell gilt für die Verantwortlichen der Stadt Bad Vilbel, dass gute Arbeit auch gut bezahlt werden muss. Dies hat der Magistrat zuletzt auch dadurch gezeigt, dass alle Erzieherinnen und Erzieher höhergruppiert wurden. Es ist daher begrüßenswert, dass sich nun auf einen Tarifvertrag geeinigt werden konnte, das gibt uns entsprechende Planungssicherheit“, macht Stadtkämmerer und Erster Stadtrat Bastian Zander deutlich. „Der sehr hohe Tarifabschluss ist eine Wertschätzung der Leistung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erhöht wesentlich die Attraktivität der Arbeitsplätze in unserer Stadtverwaltung.“
In Voraussicht auf eine solche Tarif-Einigung habe er als Stadtkämmerer in seinem Entwurf für den Doppelhaushalt 2023/2024 bereits eine Steigerung der Gehälter berücksichtigt. Zander: „Der Haushalt wurde bekanntlich im Februar von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Derzeit warten wir auf die Genehmigung seitens des Wetteraukreises als Genehmigungsbehörde.“ In welcher Höhe Mehrkosten für die Stadt Bad Vilbel anfallen werden, stehe noch nicht fest. „Zum jetzigen Zeitpunkt spricht die angegebene Vorplanung durch Einstellung in den Haushalt für die gute Weitsicht der Stadt und damit auch dafür, dass derzeit keine Projekte auf der Kippe stehen.“
DER ABSCHLUSS
3000 Euro Inflationsausgleich und ein Gehaltsanstieg um zunächst 200 Euro, dann um 5,5 Prozent - das ist der Kern der Übereinkunft, die die Gewerkschaft Verdi auf der einen Seite und Kommunen und Bund auf der anderen Seite getroffen haben. Das Geld fließt nicht auf einmal, die ersten 1240 Euro werden im Juni dieses Jahres ausgezahlt. red
Friedberg - Wie viele Mitarbeiter der Stadt genau von den Erhöhungen profitieren, können Bürgermeister Dirk Antkowiak und Kämmerin Marion Götz nicht mitteilen. Dazu lägen noch keine Zahlen vor. Aber: „Es wird auf jeden Fall ein einstelliger Millionen-Betrag auf die Stadt zukommen, Genaueres lässt sich noch nicht sagen.“ Antkowiak und Götz weiter: „Für das Jahr 2024 werden die Auswirkungen auf die Finanzen auf jeden Fall massiver sein, dies muss und wird bei der Haushaltsplanung entsprechend berücksichtigt werden.“ Sorgen darüber, dass in Folge des Gehälteranstiegs andere Vorhaben auf der Kippe stehen könnten, machen sich Bürgermeister und Kämmerin nicht: „Durch Rücklagen können wir ausgleichen.“
Der Tarifabschluss sei gut, „da wir an einer tarifkonformen guten Bezahlung unserer Mitarbeitenden interessiert sind. Wir hoffen zudem, dass wir durch die spürbare Erhöhung der Entgelte die dringend notwendigen Fachkräfte gewinnen und unsere offenen Stellen besser besetzen können.“ Ist wegen der Mehrausgaben mit Gebühren- oder Steuererhöhungen zu rechnen? „Nicht jetzt unmittelbar!“
Bad Nauheim - „Wir waren aus Arbeitgebersicht optimistisch in der Planung und haben eine dreiprozentige Tariferhöhung eingeplant, mit dem Kalkül, dass es wahrscheinlich dicker kommt“, sagt Matthias Wieliki, Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung und Öfffentlichkeitsarbeit bei der Stadt. Es ist „dicker“ gekommen, und so dürfte die Gehaltssteigerung in diesem Jahr Mehrkosten von rund 500 000 Euro verursachen - gegenüber der Summe, in die die drei Prozent eingerechnet sind. Etwa eine halbe Million Euro zusätzlich dürfte laut Wieliki im kommenden Jahr anfallen. Zusätzliches Personal - etwa für die entstehenden neuen Kitas - ist da noch nicht berücksichtigt.
Stichwort Kitas: Seit August 2022 sind die Erzieherinnen und Erzieher um eine Gehaltsstufe aufgestiegen - ein Plus im Wettbewerb um Fachkräfte. „Natürlich ist es für den Haushalt eine Belastung, allerdings auch eine maßvolle Zusatzbelastung“, sagt Wieliki. Die Tarifsteigerung helfe gegen den Fachkräftemangel. Der Fachbereichsleiter sieht weder Projekte gefährdet, noch sei von einer direkten Gebührenerhöhung auszugehen.
Laut Matthias Wieliki werden in Bad Nauheim mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den Erhöhungen profitieren. Die Bereiche erstrecken sich von der Verwaltung, über Bauhof, Grünpflege und Müllentsorgung bis zu Erzieherinnen und Erziehern und den wenigen hauptamtlichen Feuerwehrkräften.