1. Startseite
  2. Rhein-Main

Baustelle voller Probleme

Erstellt:

Kommentare

Für die Wärmepumpe justieren Arbeiter Metallrohre über dem fünften Bohrloch. Es wird 150 Meter tief. hillebrecht
Für die Wärmepumpe justieren Arbeiter Metallrohre über dem fünften Bohrloch. Es wird 150 Meter tief. hillebrecht © ahi

Unwägbarkeiten verzögern Wiedereröffnung des Gotischen Hauses

BAD HOMBURG - Es ist eine nasse Angelegenheit für die Arbeiter. Den ganzen Tag stehen sie vorm Gotischen Haus im Regen und bedienen das Erdbohrgerät. Gerade füttern sie es mit zwei Meter langen Leerrohrstücken, die bis in eine Tiefe von 150 Metern in den Dornholzhäuser Lehm- und Schieferboden gerammt werden.

Vor dem städtischen Museum sind die Einbauarbeiten der Wärmepumpe in vollem Gange. Zumindest die laufen nach Plan. Eigentlich hatte das Gotische Haus zum 17. April wiedereröffnen sollen: dem 200. Jahrestag der Grundsteinlegung für das frühere Jagdschlösschen. Doch die Sanierung des Gebäudes zieht sich seit bereits gut zwei Jahren hin. Corona, der Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Herausforderungen für Bauherren wie teureres Material oder rares Personal sind auch hier spürbar.

Hinzu kommen die Besonderheiten des Gebäudes im neugotischen Stil. Die Elektroarbeiten mussten dreimal neu beauftragt werden. Zuletzt hakte es am Einbau der neuen Fenster: Die beauftragte Firma war mit den gotischen Spitzbögen überfordert. Eine neue Firma hat nun einiges aufzuholen. „Vorher kann der Innenausbau nicht starten“, sagt die städtische Projektleiterin Heike Dumke-Kanuma.

Auf der Nord- und der Südseite werden die Fenster auf ihre Originalgröße verkleinert. Die Spitzbögen, die außen das Gebäude zieren, werden innen verkleidet, so dass weniger Licht in die Museumsräume fällt. Das ist wichtig für die Konservierung der empfindlichen Gemälde, die dort präsentiert werden sollen.

ERDWÄRME

Das Gotische Haus wird künftig mit Erdwärme beheizt oder gekühlt. 14 Bohrlöcher für Erdsonden werden 150 Meter tief gebohrt, gerade wurde das fünfte Loch gebohrt.

Leerrohre werden zunächst in die Erde gerammt. Die Erde wird empor befördert. Zwei Doppelsonden werden u-förmig eingebracht. Die Zwischenräume werden mit einer Mörtelmischung verfüllt - sie transportiert später die Wärme zu den Sonden.

Für den Betrieb der Pumpe wird ein Wasser-Glykol-Gemisch durch die Sonden gespült. Es nimmt die Temperatur der Erde auf. Im Haus wird ihm Wärme entzogen. Eine Umwälzpumpe fördert pro Stunde 20,5 Kubikmeter. Ist es im Sommer heiß, funktioniert das System andersherum, und der Erde wird die Kühle entnommen. Die geförderten 10 Grad werden dann im Anschluss nach dem Kühlschrank-Prinzip verdichtet, teilt die Stadtverwaltung mit. ahi

Spitzbogenfenster als Herausforderung

Unvorhergesehen bei der Sanierung waren auch Fassadenarbeiten an Zinnen und Gesimsen, die nächste Woche starten sollen: Vom braunen Beton im Sandstein-Look sind Stellen abgeplatzt. Zudem fordert der Denkmalschutz, dass der Dispersionsputz aus den 1980er Jahren abgeschlagen wird. Stattdessen wird das Schlösschen einen frischen mineralischen Anstrich erhalten.

Im Keller wurde der Boden tiefergelegt, um mehr Raumhöhe zu haben. Dort gibt es Probleme mit Feuchtigkeit. Nun wird das Gebäude rundherum abgedichtet; dafür wurde anstelle der museumsnahen Parkplätze eine größere Drainagegrube ausgehoben. Das Erdreich lagert auf der anderen Seite des Gebäudes und wird wieder verfüllt.

Parallel wird das Dach neu gedeckt, und auch innen wird gearbeitet. In der späteren Ausstellungshalle steht ein Gerüst für die Installationen unter der hohen Decke. Kanäle für Lüftung, Heizung und Elektrokabel sind verlegt. Geheizt wird über Heiz-Kühl-Decken (siehe Box); zudem wird eine vorhandene Fußbodenheizung ertüchtigt.

Bereits eingesetzt sind Glasscheiben, durch die man von den Museumsräumen im ersten Stock ins Café wird blicken können. Auch der spätere Haupteingang durchs Café ins Museum gegenüber der Bushaltestelle ist schon angelegt.

Im Gesamtkonzept steht als Fertigstellungsdatum Oktober. Enzo Spadano, Leiter der Abteilung Hochbau im Rathaus, ist skeptisch. „Ich hoffe, dass wir Ende des Jahres fertig sind“, sagt er. Auch die Kosten werden die bisher angenommenen 9,3 Millionen Euro überschreiten. Darin enthalten sind jene für Bohrarbeiten und Wärmeversorgungsanlagen im Gebäude von 597 000 Euro, die durch einen Zuschuss von 580 000 vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) fast amortisieren. Für den neuen Außenputz schießt das Land 25 000 Euro zu.

Auch interessant

Kommentare