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Bauchplatscher für die AfD

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Von: Danijel Majic

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"Baden mit Bekleidung - nicht mit uns", lautet die Botschaft, die der AfD-Direktkandidat für den Landtagswahlkreis Rheingau-Taunus II auf Facebook publiziert hat.
"Baden mit Bekleidung - nicht mit uns", lautet die Botschaft, die der AfD-Direktkandidat für den Landtagswahlkreis Rheingau-Taunus II auf Facebook publiziert hat. © imago

Rheingau-Taunus-Landtagskandidat Klaus Gagel wittert islamistischen Ärger in Schwimmbädern - und haut eine missverständliche Botschaft auf Facebook raus.

Man muss Klaus Gagel zugutehalten, dass er am vergangenen Wochenende in der ganzen Bundesrepublik für Lacher gesorgt haben dürfte - wenn auch unfreiwillig. „Baden mit Bekleidung - nicht mit uns“, lautete die Botschaft, die der AfD-Direktkandidat für den Landtagswahlkreis Rheingau-Taunus II per Facebook-Eintrag und passendem Bildchen unter das Volk bringen wollte. Eine Steilvorlage für Hunderte Witze in den sozialen Netzwerken, wo Nutzer Gagels Ansage zur Forderung nach „FKK-Zwang“ umdeuteten.

Gagel allerdings hatte eigentlich ein ganz anderes Anliegen - eines, das wie so oft bei der AfD etwas mit der vermeintlichen Islamisierung Deutschlands zu tun hat: „Taunusstein: Islamistische Großfamilie bedroht wiederholt Badepersonal und badet mit Bekleidung. Umfangreiche Belästigungen anderer Badegäste!“, erläuterte Gagel bei Facebook den Hintergrund seiner Forderung. Allein, von den Drohungen und Belästigungen weiß außer Gagel niemand etwas. „Die Behauptungen sind in keiner Weise verifizierbar“, erklärt die Pressesprecherin der Stadt Taunusstein, Mona Werner, auf FR-Anfrage. Man habe aufgrund anhaltender Nachfragen seit dem Wochenende mit dem Personal des städtischen Schwimmbads Rücksprache gehalten.

Bekannt sei lediglich ein Zwischenfall, bei dem zwei Männer aufgrund der Witterung im T-Shirt hätten baden wollen. „Von einer muslimischen oder gar islamistischen Großfamilie weiß niemand“, so Werner. 

Gagel indes bezieht sich in einem am Montag veröffentlichten Nachfolgepost auf Aussagen von Badegästen. Neben Taunusstein soll auch das Freibad in Bad Schwalbach Probleme mit „unbelehrbaren Migranten“, die in Kleidung baden wollten, haben. Tatsächlich beschwert sich online beim Wertungssystem von Google ein Nutzer darüber, dass muslimische Frauen im Schwalbacher Freibad nicht in Ganzkörpergewändern baden dürfen.

„Es kommt vor, dass Badegäste mit Sonnenshirts, Surfshirts, Neoprenanzügen oder langer Kleidung ins Becken möchten“, erklärt Anna-Sophie Schindler vom Büro des Bürgermeisters auf Anfrage. Diese würden dann von den Bademeistern auf die bestehende Badeordnung hingewiesen. Auch hier sei von einer „islamistischen Großfamilie“ keine Spur. 

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