Bald soll es besser laufen

Neue und alte Züge plus Ersatzverkehr ab 27. Februar auf der Taunusbahnstrecke
hochtaunus - Wie es ist, auf einem kalten Bahnsteig zu stehen und auf einen Zug zu warten, der nicht kommt, weiß Müslüm Yakisan. Er sei vor 15 Jahren vom Auto auf den Zug umgestiegen und habe dies zuweilen erlebt, berichtet der Chef der Alstom-Werke in Deutschland - dem Hersteller jener Wasserstoffzüge, die die Zukunft auf der Strecke der RB 15 (Taunusbahn) sein sollen und in den vergangenen Wochen den einen oder anderen Fahrgast im Kalten stehenließen.
Am Freitag saß Yakisan mit weiteren Managern dieses Zukunftsprojekts im Bad Homburger Bahnhof und sollte bei einer Pressekonferenz erklären, wie dieser „fulminante Fehlstart“, wie es der Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV), Professor Knut Ringat, neben ihm ausdrückte, passieren konnte, und wie es vom 27. Februar an weitergehen soll - da enden die Bauarbeiten auf der Strecke.
„Wir haben uns den Start völlig anders vorgestellt“, räumte Ringat ein. Stattdessen entschuldigten sich beide Manager bei den Fahrgästen, allen voran den Schulkindern und Pendlern, dafür, dass seit Einführung der neuen Züge Mitte Dezember kein geregelter Zugverkehr zwischen Frankfurt und Brandoberndorf gewährleistet sei und es darüber hinaus auch noch bei den Diesel-Ersatzzügen und der Fahrgast-Information Probleme gab und gibt.
Von Montag, 27. Februar, an soll es besser laufen. Dann sind die Rodungsarbeiten an der Strecke zwischen Bad Homburg und Usingen vorbei, und es sollen wieder Züge fahren: Elf Züge sind nötig, um den Fahrplan zu bedienen. Wie Yakisan erläutert, sind fünf der neuen blauen Wasserstoffzüge komplett einsatzfähig; bei ihnen wurden sämtliche Fehlerquellen, die man aufwendig gesucht habe, beseitigt. Fünf weitere stünden mit Einschränkungen bereit - vor allem die Einspritzpumpe müsse noch erneuert werden, da die jetzige keine lange Lebensdauer habe, so der Alstom-Manager.
Im Juni soll die ganze Flotte bereit sein
Weil diese fünf Fahrzeuge nicht verlässlich zum Einsatz kommen könnten, werden die fehlenden sechs Fahrzeuge zunächst Dieselzüge sein. „Hiervon werden wir zur Sicherheit aber auch neun zur Verfügung haben“, ergänzt Dirk Bartels, Geschäftsführer der Regionalverkehre Start Deutschland GmbH - sie kam im Dezember mit der geplanten Inbetriebnahme der Wasserstoffflotte als deren Betreiberin für den RMV hinzu. Denn es könne immer mal ein Zug nicht fahrbereit sein, so Bartels, etwa, weil er aufgetankt werden müsse oder etwas defekt sei.
Ob im Einzelfall ein Wasserstoff- oder ein Dieselzug eingesetzt werde, entscheide sich bereits einen Tag zuvor, sagt Yakisan. Auch würden Fahrzeuge alter und neuer Technologie nicht abwechselnd eingesetzt, sondern so, wie die Züge bereitstehen.
Zusätzlich, verspricht Bartels, werde auch der Schienenersatzverkehr - sprich: Busse - fahren. „Das ist aufwendig, aber nötig“, so der Start-Chef. „Wir können nicht jede Zugfahrt garantieren.“ Weiterhin würden auf den Bahnsteigen „Reisende-Lenker“ stehen, die den Wartenden erklären, wie diese nun an ihr Ziel kommen. „Spätestens Ende März“, so Alstom-Chef Yakisan, sollen dann alle zehn eigentlich fahrbereiten Wasserstoffzüge so nachgerüstet sein, dass sie ohne Einschränkungen im Streckennetz eingesetzt werden können. Im Juni will Alstom dann die gesamte Flotte - 27 Züge - im Rhein-Main-Gebiet im Einsatz haben. Außer der RB 15 zwischen Frankfurt und dem Usinger Land sind das die Strecken der RB 11 (Bad Soden - Frankfurt-Höchst), der RB 12 (Frankfurt - Königstein) und der RB 16 (Friedrichsdorf - Friedberg).
Getankt werden die Wasserstoffzüge auf dem Gelände der Firma Infraserv in Höchst. Ziel sei, einen Zug einmal am Tag zu tanken, so Yakisan. An der Reichweite werde indes weiter gearbeitet: Von 300 Kilometern, die im Dezember möglich gewesen seien, habe man nun mehr als 500 erreicht und werde, so Yakisan, bald die vertraglich vereinbarten 650 Kilometer liefern können. Insgesamt, so betonten alle drei Partner, stehe man weiter hinter dem Wasserstoff-Projekt. „Wir haben keine Alternative“, sagte Ringat mit Blick auf die Klimaziele. Die EU und der Bund zögen die Daumenschrauben an, „und wir können auch keine Dieselzüge mehr bestellen“. Das „Taunusnetz“ sei die größte Wasserstoffflotte der Welt, und deren Start habe Alstom „bei Weitem unterschätzt“. Um die fehlerhaften Züge zu reparieren, habe man nun das Personal und die Anzahl der Schichten für die Wartung erhöht.