Bad Salzhausen wird das Zentrum

Wetterau - In vier Jahren öffnet die erste interkommunale Landesgartenschau. Bis in den Herbst 2027 hinein wollen die östliche Wetterau und die Stadt Schotten gut eine halbe Million Gäste empfangen. Nicht weniger als 96 mögliche Attraktionen nennt die 2022 vorgestellte Machbarkeitsstudie des Vereins Oberhessen. Inzwischen zeichnet sich ab, welche Ideen realistisch sind.
Florian Herrmann hält die Fäden in der Hand. Der 31-jährige Geschäftsführer der gemeinnützigen Landesgartenschau-Gesellschaft arbeitet in einem unscheinbaren Bürotrakt neben dem Kursaal in Bad Salzhausen. Dort bereitet der aus Rosbach stammende Wirtschaftsgeograf im Auftrag des Vereins Oberhessen mit Fachleuten und Vertretern von elf Städten und Gemeinden die Riesenveranstaltung vor. Am 4. und 5. April sichtet ein Preisgericht diverse Projekte für die vier Hauptschauplätze. „Zehn Planungsbüros aus ganz Deutschland haben sich am Wettbewerb beteiligt. Darauf können wir stolz sein“, sagt Herrmann. Schließlich hätten sich diese Planer viel Arbeit gemacht, ohne mit Honorar rechnen zu können. Die Auserwählten werden die Schau-Orte in Nidda, Büdingen, Gedern und Echzell dann auch betreuen. Das Land steuert 3,5 Millionen Euro zum Aufbau bei. Die kleineren Projekte sollen vorrangig Geld aus weiteren Fördertöpfen bekommen - wenn man sie denn realisiert. Höchstens die Hälfte der 96 Ideen in der Machbarkeitsstudie werden weiterverfolgt, schätzt Herrmann.
Schon jetzt beerdigt ist der Plan, das Stolberg’sche Hofgut in Ranstadt zum Zentrum der Landesgartenschau zu machen. Der riesige, von Scheunen flankierte Platz mit dem zentralen Herrenhaus und dem dahinterliegenden Garten wäre „eine hervorragende Kulisse für die Hallenschauen mit wechselnden gärtnerischen und floristischen Themen“, hieß es noch in der Machbarkeitsstudie. Auch die Besitzerfamilie derer zu Stolberg-Wernigerode war interessiert, berichtet Herrmann. Doch es gibt einen Haken: Gartenschau-Fördergelder fließen nur für Flächen im kommunalen Besitz. Und das ist das Hofgut nun mal nicht.
So wird Bad Salzhausen zum Zentralort der Landesgartenschau. Im unteren Park, hinter der Trinkkurhalle und der Saline, hat Herrmann bis zu 25 Hektar zur Verfügung. Dazu gehört auch das Areal des Landgrafenteichs, der ohnehin seit Jahren saniert werden soll und zur Gartenschau eine neue Bepflanzung und eine begehbare Uferzone bekommt.
Gedern wird zu einem weiteren Hauptort. „Wir wollen den Schlosspark aufwerten“, sagt Herrmann. Von der Lindenallee aus soll eine grüne Verbindungsachse zum See geschaffen werden. Dort oben plant man eine Seeterrasse und auch eine Bühne.
ELF BETEILIGTE KOMMUNEN
Was Gärtnerinnen und Gärtner können, wird seit 1994 bei Landesgartenschauen dokumentiert. Zuletzt kamen 2018 Hunderttausende Besucher nach Bad Schwalbach. Unter dem Motto „Fulda verbindet“ öffnet am 27. April die Landesgartenschau in Fulda.
Die erste interkommunale Landesgartenschau veranstaltet von Mai bis Oktober 2027 der Verein Oberhessen auf dem Gebiet der Stadt Schotten und der östlichen Wetterau. Elf Kommunen sind daran beteiligt.
Die vom Land geförderten Installationen sollen die Gegend dauerhaft aufwerten und auswärtige Besucherinnen und Besucher und ihr Geld in die Region bringen. kni
Auch Echzell will die Planergruppe zum Hauptort machen. Das Gelände an der Horlofftalhalle soll aufgewertet werden. Außerdem stehen die Sanierung des Heimatmuseums und ein Auen-Informationszentrum im Bingenheimer Ried oben auf der Liste.
In Büdingen sehen die Gartenschau-Macher das Gelände an der Willi-Zinnkann-Halle als zentralen Ort. Der Sportplatz soll einem „Bürgerpark“ weichen. Der bekommt gewundene Wege, eine lichte Bepflanzung, Freiflächen für Sport und Großveranstaltungen. Und Absenkungen, die bei Starkregen geflutet werden können und so den Seemenbach entlasten. Allerdings sieht Herrmann noch Bedenken gegen diese Umgestaltung - es werde weiter diskutiert.
Weit vorn auf der Büdinger To-do-Liste stehen zudem die Aufwertung der Grabenzone vor der Stadtmauer und die Einbeziehung der Kleingärten und des Herrnhaags.
Auch für die anderen Gartenschaukommunen gibt es jetzt eine Prioritätenliste. In Hirzenhain hat die Aufwertung des Ortskerns und des Naturschwimmbades Vorrang. In Limeshain will man einen Streuobstlehrpfad schaffen. Für Kefenrod ist eine bessere Anbindung ans Radwegenetz vorgesehen.
Ortenberg soll die Lißberger Burg für mehr Open-Air-Veranstaltungen herrichten. Der Ortsbeirat hat da schon die Außenküche für das Afrika-Festival zu Pfingsten präpariert. Auch die Open-Air-Bühne im Herrngarten und das neue NABU-Haus an der Nidder werden vorrangig in die Gartenschau einbezogen. Schotten plant eine Verbindungsachse zwischen Rainrod, der Kernstadt und dem Vogelpark. Noch vor dem Start der Landesgartenschau wird der neue „Oberhessensteig“ begehbar sein. Der Vogelsberger Höhen-Club will schon im kommenden Jahr den 174 Kilometer langen Rundwanderweg durch die schönsten Areale des Naturparks markieren. Die Route soll auch in der Gartenschau-App abrufbar sein.
