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Ausstellung im Frankfurter Kunstverein zeigt Erkenntnisse zu rassistischen Verbrechen

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Von: Gregor Haschnik

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Forensic Architecture rekonstruiert den Anschlag auf Zeitleisten.
Forensic Architecture rekonstruiert den Anschlag auf Zeitleisten. © Renate Hoyer

„Three Doors“ lautet der Titel der am Donnerstag eröffneten Ausstellung.

Es sei eine „sehr besondere Vorstellung für uns“, sagt Franziska Nori, Direktorin des Frankfurter Kunstvereins, am Donnerstag zu Beginn des Rundgangs zur Ausstellung „Three Doors“. Die Kunst habe unterschiedliche Akteur:innen der Zivilgesellschaft zusammengebracht, um Aufmerksamkeit für sehr wichtige Anliegen zu schaffen. Die Gesellschaft sei divers, „wir müssen solidarisch sein“.

Die Ausstellung

Am 19. Februar 2020 ermordete ein 43-jähriger Mann in Hanau aus rassistischen Motiven Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovic, Vili Viorel Paun, Fatih Saraçoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Danach tötete er seine Mutter und anschließend auch sich selbst. Fünf weitere Hanau-er:innen wurden durch Schüsse verletzt.

Am Donnerstag wurde die Ausstellung „Three Doors“ im Frankfurter Kunstverein eröffnet. Sie ist bis zum 11. September zu sehen und wurde vom Kollektiv Forensic Architecture, dessen Schwesteragentur Forensis Berlin, der Initiative 19. Februar Hanau, der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh sowie dem Kunstverein entwickelt.

Neben den Recherchen zum Terroranschlag von Hanau zeigt die Schau eine weitere Studie zum Tod des Geflüchteten Oury Jalloh aus Sierra Leone, der 2005 in einer Polizeizelle in Dessau verbrannte. gha

www.fkv.de

Die am Abend eröffnete Ausstellung, eine Kooperation der Rechercheagentur Forensic Architecture (FA), der Initiative 19. Februar sowie der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, wird noch bis zum 11. September im Kunstverein zu sehen sein. Sie zeigt Rechercheergebnisse von FA zum Anschlag von Hanau sowie zum Tod von Jalloh, etwa anhand von detaillierten Zeitleisten, digitalen und physischen Rekonstruktionen, Bildern, Videos und Textdokumen-ten. Mit „Three Doors“ ist die Schau überschrieben, weil in beiden Fällen Türen eine zentrale Rolle spielen, zum Beispiel die wohl lange Zeit geöffnete Tür der Gefängniszelle, in der Jalloh 2005 verbrannte. Die Tür werde „zu einem Sinnbild für die anhaltende und alarmierende Verwicklung staatlicher Behörden in rassistische Gewalt“.

Außerdem geben die Ausstellungsmacher:innen den Stimmen der Betroffenen Raum: Zehn Videos dokumentieren die Aussagen der Hanauer Überlebenden und Opferangehörigen vor dem Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags. Diese sehen darin einen wichtigen Beitrag für ihre Forderungen nach „Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung und Konsequenzen“. Die auf Einladung des Kunstvereins produzierte Doku „Die Lücke von Hanau“ von den SWR-Journalisten Jan Tussing und Diet-rich Brants bereitet unter anderem Aussagen von Hinterbliebenen, Nachbarn, Freundinnen, aber auch von Polizist:innen und Behördenvertreter:innen auf.

Der Untersuchungsausschuss sei bislang weit hinter den Erwartungen der Angehörigen zurückgeblieben, kritisiert Çetin Gültekin, dessen Bruder Gökhan am 19. Februar 2020 ermordet wurde. Er hoffe, dass die Ausschussmitglieder die Ausstellung besuchten und Konsequenzen daraus zögen.

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