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Abschied von der Innung

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Würdigung der Leistungen als Kreishandwerksmeister

Main-Taunus - Die Kulisse hätte passender kaum sein können, denn in der Klassik Garage Kronberg in Eschborn wurde - vom Betonboden über das Mauerwerk bis hin zur Empore auf Stahlträgern - deutlich, was Handwerk alles kann. Rund 100 Gäste, überwiegend aus Innungen, Kreishandwerkerschaft, Fachverbänden sowie Handwerkskammer, wohnten der Verabschiedung von zwei altgedienten Kreishandwerksmeistern bei.

Nach 16-jähriger Amtszeit hatten Bäckermeister Raimund Dorn aus Kelkheim und Metallbauermeister Walter Gernhard aus Oberursel aus Altersgründen auf eine Wiederwahl verzichtet und waren im vergangenen Dezember zu Ehrenkreishandwerksmeistern ernannt worden. Die beiden „Oldtimer“ wurden nun bei der Feierstunde von ihrem Nachfolger als Kreishandwerksmeister, Tischlermeister Martin Schuchardt aus Hofheim, passenderweise mit einem „H-Kennzeichen“ begrüßt.

Die gelungene Fusion war ein Meilenstein

Auch Ehrenkammerpräsident Bernd Ehinger drückt seine Wertschätzung für beide aus und würdigt in seiner Laudatio deren Leistung fürs Handwerk. Ein Meilenstein sei die gelungene Fusion der beiden Kreishandwerkerschaften aus dem Main-Taunus- und dem Hochtaunuskreis gewesen: „Neugier und die Bereitschaft zum Miteinander sind immer Triebkräfte für etwas Neues.“

Sogar der Hessische Finanzminister Michael Boddenberg, der als Fleischermeister selbst eine Karriere im Handwerk hinter sich hat, betont, welche Perspektiven Jugendliche in handwerklichen Berufen haben und dass die beiden Geehrten immer dafür gesorgt haben, dass gut über das Handwerk gesprochen wird.

In sein Lob über die Ehrenamtskultur stimmt Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, direkt ein: „Man opfert zwar viel Zeit für ein Ehrenamt, aber ohne Menschen, die sich derart engagieren, wäre etliches nicht denkbar, und es gibt einem auch viel zurück.“ Handwerk bedeute auch Gemeinschaft und Zusammenhalt, und sowohl Dorn als auch Gernhard hätten großartiges Engagement an den Tag gelegt, denn das Handwerk war beiden Herzenssache.“

„Es war eine Freude und Ehre, dem Handwerk so lange dienen zu können“, sagte Raimund Dorn ergriffen. Der 70-Jährige kann auf 32 Jahre im Ehrenamt - in der Bäckerinnung und in der Kreishandwerkerschaft - zurückblicken. Wobei er sich das sicher nicht hat träumen lassen, als er nach der mittleren Reife erst eine Konditor- und dann noch eine Bäckerlehre absolviert. Immerhin war er bereits mit 22 Jahren Bäckermeister und hatte drei Jahre später seinen ersten Lehrling: „Seitdem habe ich kontinuierlich ausgebildet, insgesamt über 50 Verkäuferinnen und Bäcker, und habe glücklicherweise auch immer geeignete Azubis gefunden, obwohl das Interesse für diesen Beruf stark nachgelassen hat.“

Während allerdings viele Bäcker nur ein Schild ins Fenster hängen, um Nachwuchs zu suchen, hängte er sich immer richtig rein: „Die Jugend von heute muss man digital abholen und darf nicht einfach so weitermachen wie früher.“ Viele Schüler wüssten eben auch kaum, wie vielfältig die rund 125 verschiedenen Handwerksberufe sind. Von 1991 an führte er die väterliche Bäckerei Dorn, die er nun nach 117 Jahren schloss beziehungsweise an die Bäckerei Heislitz übergab. Vor über 30 Jahren war er bereits im Vorstand der Bäckerinnung und wurde 2001 in den Vorstand der Kreishandwerkerschaft des Main-Taunus-Kreises berufen; ab 2006 war er dann Kreishandwerksmeister. In dieser Funktion hat er sich als Repräsentant gegenüber der Öffentlichkeit und als Ansprechpartner für die Landräte gesehen, die auch zu Betriebsbesuchen eingeladen wurden, um die Vielfalt näher kennenzulernen. Der Fusion beider Kreishandwerkerschaften zum 1. Januar 2018 gingen viele Jahre der Verhandlung voraus, letztlich sei sie „auf Augenhöhe“ und mit Billigung der Handwerkskammer geschehen.

Gemeinsam mit dem knapp 75-jährigen Gernhard war er nun zurückgetreten und freut sich für den - alleinigen - Nachfolger Schuchardt. Dankbar zeigt sich der dreifache Familienvater auch bei seinem Abschiedswunsch: Wer mag, soll an die Bärenherz-Stiftung für schwerstkranke Kinder spenden.

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