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100 falsche Notrufe in einem Jahr

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Stadt kritisiert Missbrauch / Suche nach ehrenamtlichen Feuerwehrleuten

bad homburg - Die Polizei - Dein Freund und Helfer“: Der Slogan ist deutlich älter als die Erfindung des tragbaren Telefons. Hilfe bei der Polizei und Feuerwehr suchen die Menschen allerdings inzwischen nicht mehr nur bei Raub oder Feuer. Häufig wird die Notrufnummer 110 gewählt bei Problemen mit Haustieren, Freundinnen, Schwiegermüttern oder Haustürschlössern. Die Disponenten in der Notrufzentrale dürften schon einiges gehört haben, was nicht im Entferntesten ein Notfall gewesen ist - während die Leitungen für echte Notfälle dadurch blockiert sind. Nach Schätzung des Bundesgesundheitsministeriums ist jeder dritte Notfall-Einsatz der Rettungsdienste unnötig. Vor allem um im Krankenhaus sofort behandelt zu werden oder lästige Wartezeiten beim Hausarzt zu umgehen, wählten viele die 112 - obwohl gar kein Notfall vorliegt.

Diese unnötigen Notrufe behindern auch die Feuerwehr in der Kurstadt. Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Dr. Oliver Jedynak appelliert daher an die Bürgerinnen und Bürger, den Notruf nur in wirklichen Notfällen zu betätigen: „Rund hundert Mal sind die ehrenamtlichen Einsatzkräfte im vergangenen Jahr ohne tatsächlichen Grund ausgerückt, das heißt, sie werden vom Arbeitsplatz oder aus der Freizeit geholt, ohne dass ein Notfall vorliegt“, so Dr. Jedynak.

Immer wieder gibt es leider Leute, die sich einen Scherz daraus machen, die Einsatzkräfte mit falschen Alarmen auf Trab zu halten. Der absichtliche Missbrauch von Notrufen „ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat“, heißt es beim Landeskriminalamt in Wiesbaden. Dieser wird mit bis zu einem Jahr Haft oder einer Geldstrafe geahndet. Gefährlich wird es dabei, dass die Rettungskräfte während des Einsatzes nicht für echte Notfälle verfügbar sind. Im Jahr 2021 gab es in Frankfurt 172 missbräuchliche Fälle von Notrufen. Dieses Phänomen sei aktuell tendenziell steigend, heißt es von der Behörde. Hessenweit gab es 2021 laut Kriminalstatistik 515 Fälle.

Auch so hat die Homburger Feuerwehr schon genug zu tun: Insgesamt verzeichneten die Brandbekämpfer 2022 circa 5000 Einzelalarmierungen von Rettungs- und Brandschutzeinheiten.

Die sechs ehrenamtlichen Stadtteilfeuerwehren sind rund um die Uhr einsatzbereit. Nachts, an Sonn- und Feiertagen wird schnelle Hilfe ausschließlich durch 262 ehrenamtliche Einsatzkräfte, davon 41 Frauen, sichergestellt. Die Stadt Bad Homburg engagiere sich fortlaufend in der nachhaltigen Personalgewinnung für das Ehrenamt, heißt es aus der Verwaltung. Bürgermeister Dr. Jedynak sieht darin einen Schwerpunkt für die Zukunftssicherung der ehrenamtlichen Feuerwehr. Für 2023 sind mehrere Aktionen mit dem städtischen Ehrenamtsbeauftragten geplant.

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