1. Startseite
  2. Ratgeber
  3. Medien

Alles ein bisschen viel: "The Zero Theorem"

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Michael Schleicher

Kommentare

München - Terry Gilliams neuer Film „The Zero Theorem“ platzt vor Ideen.

Terry Gilliam meldet sich im Kino zurück. Der Ex-Monty- Python hat zuletzt im Jahr 2009 „Das Kabinett des Dr. Parnassus“ auf die Leinwand gebracht, einen Film, von dem keiner sagen kann, wie gut oder schlecht er geworden wäre, wenn Hauptdarsteller Heath Ledger nicht während des Drehs gestorben wäre. Nun läuft Gilliams „The Zero Theorem“ an.

Für dieses Science-Fiction- Drama greift der Regisseur surrealer Bilderwelten auf seinen grotesken Erfolg „Brazil“ zurück: Während 1985 Sam Lowry gleich einer Figur von Kafka in einer gnadenlosen Bürokratie gefangen war, spielt in „The Zero Theorem“ der Staat keine Rolle mehr. Mit gleichgültigem Zynismus bestimmt ein übermächtiger (Computer-)Konzern das Leben. Für diesen arbeitet auch das Programmiergenie Qohen Leth (Christoph Waltz). Sein Job ist es, die dem Film seinen Titel gebende Formel zu finden, mit der sich die Frage nach dem Sinn des Lebens beantworten lässt.

Dass Leths Aufgabe nicht mit Mathematik gelöst werden kann, ahnt der Zuschauer freilich schnell. Terry Gilliams Hauptfigur hat indes nicht nur mit Ladehemmungen und Programmabstürzen zu kämpfen.

Es mag für seine Fans bitter sein. Aber der Regisseur kann auch mit dieser Produktion nicht an vergangene Erfolge (neben „Brazil“ etwa „Time Bandits“, 1981, und „12 Monkeys“, 1995) anknüpfen. Das Drehbuch, das Pat Rushin geschrieben hat, ist übervoll von Ideen, Verästelungen, Sackgassen. Zudem erinnert die schrille, farbenfrohe Ausstattung der Zukunft hier nurmehr an einen Kindergeburtstag auf LSD. Alles ein bisschen (zu) viel. Da ist es bereits ein kleines Wunder, dass diese Melange den Machern nicht um die Ohren geflogen ist.

Auf der Habenseite kann der Film dagegen den zweifachen Oscar-Preisträger Christoph Waltz verbuchen: Zurückhaltend, verschreckt, schutzbedürftig spielt er die Hauptfigur. Sein Qohen Leth erkennt erst allmählich, dass er ein Mann des Glaubens ist. Das zurückgezogene Leben in einer ehemaligen Kirche, in der er sich mit mehreren Türschlössern vor der Außenwelt schützt, seine Menschenscheu, seine offensichtliche Weigerung, dem Hedonismus zu frönen – mit Details puzzelt Waltz liebevoll das Porträt dieser wunderbar schrägen Figur zusammen.

„Das Leben ist uns passiert“, sagt Leth an einer Stelle und deutet ungläubig auf seinen Bildschirm. Dass das Leben sehr viel mehr ist, als das, was der Computer vermittelt, muss dieser Sonderling erst lernen. So wie Waltz ihn spielt, folgen wir Zuschauer ihm gerne, bis Leth endlich den Schritt in die Freiheit wagt – und sich ins Chaos fallen lässt. Der rebellische Bob (Lucas Hedges) und die laszive Bainsley (Mélanie Thierry) helfen ihm dabei, die Macht des Triumvirats aus Glaube, Liebe, Hoffnung kennenzulernen. Mag sein, dass dieses Ende furchtbar kitschig ist. Aber genau das ist schön.

(In München: Mathäser, Monopol, Cinema OV.)

Michael Schleicher

Auch interessant

Kommentare