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Der Tatort aus Köln: „Gefangen“ rückt psychische Probleme in den Mittelpunkt

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Von: Sylvia Staude

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Im Tatort (17.05.2020) kämpft Kommissar Max Ballauf mit einem Trauma. Er und sein Kollege Schenk landen aber nicht nur deshalb in einer Psychiatrie.

Der neue Köln-Tatort erzählt von zwei Menschen mit ziemlich üblen psychischen Problemen, und einer davon ist Max Ballauf. „Kaputt“ hieß die Folge vom Juni 2019, in der die Streifenpolizistin Melanie Sommer (Anna Brüggemann) von Ballauf erschossen wird, ehe sie (noch) jemanden töten kann. Nun erscheint sie ihm überall, sogar beim Schwimmen, sogar unter Wasser, sowieso beim Schießtrainig, wo er sie gleichsam erneut töten muss.

Sogar der durchaus dickfellige Jütte, Roland Riebeling, macht sich mittlerweile Sorgen um Max. Aber der will einfach nicht drüber reden. Gleich zu Beginn von „Gefangen“ muss man sich vorstellen, dass er die Psychologin Lydia Rosenberg, Juliane Köhler, gerade 40 Minuten lang angeschwiegen hat. Jedenfalls hat sie auf die Uhr geguckt.

TV-Kritik zum Köln-Tatort „Gefangen“ in der ARD: Ermittlungen und private Probleme

Der deutsch-polnische „Polizeiruf 110“ hat es gerade exzessiv und ungeschickt vorgemacht: Die Ermittlung überschneidet sich mit den privaten Problemen des Kommissars, was für ein Zufall. Nun verschränkt Christoph Wortberg, Buch, die Ereignisse immerhin plausibler.

Frida-Lovisa Hamann ist mit raffinierter Nuanciertheit und Wandelbarkeit die ganz und gar unfreie Julia Frey, die nämlich wegen einer schizophrenen Psychose seit einem Jahr in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Klinik festsitzt. Als Ballauf und Freddy Schenk, Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär, eintreffen, denn in der Nacht wurde in seinem Haus der Chefarzt erschossen, droht Julia gerade damit, eine Rasierklinge zu verschlucken. Ballauf kann sie verblüffend schnell davon überzeugen, sie ihm zu geben.

Tatort „Gefangen“ in der ARD: „Sie haben Angst, die Kontrolle zu verlieren“ – TV-Kritik

So haben die beiden gleich eine besondere Beziehung. In deren Verlauf Julia solche Im-Dutzend-billiger-Sätze loswerden kann wie „das Leben ist grausam“, „Sie haben Angst, die Kontrolle zu verlieren“ oder, als es ums Thema Eingesperrtsein geht: „und Sie (sind es) in Ihrem Kopf“. Letzteres, falls irgendjemand vor dem Bildschirm nicht mitbekommen haben sollte, dass gerade erst eine andere Klinikpatientin zu Ballauf sagte: „Dabei ist das wahre Gefängnis hier oben“ – und sich an den Kopf tippte. (Ist das schon ein heimlicher Quarantäne-Tatort? Sollen auch wir uns besinnen?)

Tatort „Gefangen“

ARD, So. 17.05.2020, 20.15 Uhr.

Relativ sparsam, aber doch stimmungsvoll setzt Isa Prahl in Szene, was insgesamt ein viel besserer Tatort hätte werden können, wenn nicht einmal mehr alles so oft ausgesprochen würde, dass man es auch garantiert kapiert. Denn im Hintergrund steht eine (Familien-)Geschichte um Verzicht und den Wunsch nach einem eigenen Leben. Julias ältere Schwester, eine vergrämte Kyra Sophia Kahre, hat sich nach dem Unfalltod der Eltern um den durch den Verlust psychisch erkrankten Teenager gekümmert. Hat endlich einen Mann kennengelernt, geheiratet, die Liebe ist sogar geblieben über die Jahre – aber über die Jahre war halt auch Julia immer das dritte Rad am Wagen.

TV-Kritik – Tatort heute in der ARD: Freddy Schenk gibt den Küchenpsychologen

Beiläufig, aber es ist nicht zu beiläufig, wird von einer jungen Frau erzählt, die vergewaltigt wurde. Vor allem muss sie nicht so tun, als werde sie das schon bald wegstecken. Während Freddy Schenk, den Küchenpsychologen gebend, Max Ballauf auffordert, er solle „die Sache endlich mal abhaken“. Was Kommissar Ballauf am Ende auch tut, recht plötzlich, aber man ist schließlich in Köln. Wo es auch den Wurststand mit dem malerischen nächtlichen Blick zum Trost noch gibt.

Von Sylvia Staude

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