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"Tim und Struppi": Kino mit Sucht-Charakter

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Auf zu neuen Abenteuern: Steven Spielberg hat Hergés Comic-Helden, den Reporter Tim und dessen Hund Struppi, fürs Kino adaptiert. © Sony Pictures Releasing/dapd

München - Kultregisseur Steven Spielberg zaubert mit „Tim und Struppi“ ein packendes Abenteuer auf die Leinwand. Sehen Sie hier den Kinotrailer und die Filmkritik.

„Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn“: Moment mal! Muss das nicht das Geheimnis des Einhorns heißen? Nein, keine Angst: Die Einhorn ist ein Schiff mit den geheimnisvollem Sagentier als Gallionsfigur und einem riesigen Schatz an Bord, den seit dem Untergang des stolzen Seglers kein Mensch mehr zu Gesicht bekommen hat.

Beim ersten Blick auf Steven Spielbergs Filmfiguren denkt man noch:

Kino-Weltpremiere für Tim und Struppi

„Gott, sind die hässlich!“. Doch das Auge gewöhnt sich schnell an die groben Gesichtszüge, die anstelle von Hergés fein gezeichnetem „Punkt, Punkt, Komma, Strich-Minimalismus in edlen Pastellfarben“ von der Kinoleinwand herunterschauen. Ja, man akzeptiert sogar den vollgefressenen, plumpen Struppi, der äußerlich mit dem frechen, angriffslustigen Terrier der Vorlage wenig gemeinsam hat. Die Frage, warum Comic-Helden im Kino immer so wenig dem gängigen Schönheitsideal entsprechen und trotzdem so beliebt sind, wird wohl ewig unbeantwortet bleiben...

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Zum Glück hauchen die hervorragenden deutschen Synchronsprecher (von Dietmar Wunders Zaubercrew) den filmischen Akteuren soviel Herz und Gefühl ein, dass man ab der ersten Minute um die Helden bangt und sich ihnen verbunden fühlt. Allerdings kann auch Spielbergs Filmbearbeitung mit Hergés Vorlage „Das Geheimnis der Einhorn“ nicht mithalten – und das gilt auch für die beiden anderen, im Film verarbeiteten Comics „Der Schatz Rackhams des Roten“ und „Die Krabbe mit den goldenen Scheren“. Doch davon unabhängig ist Spielbergs geniales 3D-Abenteuer sehenswert. Das liegt nicht nur an der neuen Technik: Im sogenannten Performance-Capture-Verfahren wurden Schauspieler in Spezialanzügen von über hundert Kameras im 360-Grad-Radius aufgenommen und diese Positionen am Computer sofort für einen 3D-Film errechnet. Um die Mimik genau festzuhalten, trugen die Darsteller Footballhelme mit eingebauten auf sie gerichteten Kameras, die das Zucken jedes einzelnen Gesichtsmuskels akribisch aufzeichneten. Die so erhaltenen Bewegungsmuster von Körper und Gesicht wurden dann genau auf die Leinwandfiguren übertragen. Das beschert diesem Film eine ungeheure Lebensechtheit.

Doch all das dürfte den Zuschauer wenig interessieren, der diese rasante Schatzsuche erlebt und um den Erfolg seiner Helden zittert: Vom ersten Moment an, als sich Reporter Tim auf dem Pariser Flohmarkt porträtieren lässt (ein feiner Verweis auf das Ursprungsmedium Comic) und von einem Trödler das Modell der Einhorn erwirbt, das fortan Schurken ihm abzujagen versuchen, steigt auch das Publikum in dieses Abenteuer ein. Die ausgefeilte 3D-Technik trägt dazu natürlich ihren erheblichen Teil bei – die Figuren scheinen bis in den Kinosaal hinein zu agieren.

Auf diese Weise entfaltet sich eine wahrlich perfekte Vorstellung mit Suchtcharakter: spritzig, pfiffig, überraschungsreich, rasant und äußerst unterhaltsam – für Kinder und solche, die es geblieben sind.

Hildegard Lorenz

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