Tatort-Kritik: In der Hölle des Lebens

Berlin - Im Berliner Tatort "Mauerpark" erzählt Autor und Regisseur Heiko Schier eine komplizierte Geschichte. Es geht um die Frage, wie hart eine Strafe sein muss, um gerecht zu sein. Eine Kritik:
Eine schlossartige Villa und ein Schrottplatz, edle Salons und versiffte Baracken – zwischen diesen räumlichen Extremen bewegt sich der jüngste Berliner „Tatort“ (ARD). Doch diese beiden so gegensätzlichen Milieus haben eines gemeinsam. Es ist der Raureif der Traurigkeit, der sich über Orte und Menschen gelegt hat. Kurz sind die Wege zwischen Glück und Leid, zwischen der Gnade der privilegierten Geburt und der Hölle des Lebens.
Eine komplizierte Geschichte erzählt Autor und Regisseur Heiko Schier in „Mauerpark“. Es geht um einen Rechtsanwalt und einen wohltätigen Verein, die (Kinder-)Mörder resozialisieren wollen, und damit um die Frage, wie hart eine Strafe sein muss, um gerecht zu sein. Und zugleich geht es um die Verstrickung derer, die anderen zur zweiten Chance verhelfen wollen, in eigene Schuld.
Kommissare beim Kultkrimi Tatort
Man könnte Schier nun vorwerfen, sich so verheddert zu haben in den Fäden der Handlung, dass er am Ende nicht ohne lange Monologe seiner Protagonisten auskommt, die im Grunde nur der Vermittlung der Vorgeschichte dienen. Doch das wäre kleinlich, immerhin sorgt der Showdown im schäbigen – gegen die Staatsmacht erstaunlich gut zu sichernden Container – für zusätzliche Spannung in einem in sich stimmigen, dicht gewebten Film.
Ein Film, der sich Zeit nimmt, Schicksale auszuleuchten – das der Mutter, die am Tod ihres Sohnes zerbrochen ist, das der reichen Frau, die aus Eifersucht zwei Leben zerstört hat, das des Mannes, der immerzu nur Knecht sein durfte und für seine Arbeitgeber sogar ins Gefängnis ging.
Dem Fall sehr angemessen ist der Auftritt von Dominic Raacke und Boris Aljinovic als Kommissare Till Ritter und Felix Stark. Das Berliner Duo agiert uneitel und mit der richtigen Dosis Empathie. Kein eitles Geplänkel, kein moralisches Getue. Zehn Jahre ermitteln Ritter und Stark bereits gemeinsam – es dürfen gerne noch ein paar Jahre mehr werden.
Rudolf Ogiermann