Tatort Hessen: (Besetzungs)-Krimi geht weiter

Frankfurt/Main - Das Rennen um eine der begehrtesten Rollen im hessischen Tatort geht weiter. Liane Jessen, Leiterin Film und Fernsehen beim hr, sucht ein neues Männerteam.
In der nächsten Woche stehen Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf das letzte Mal gemeinsam für eine Tatort-Folge vor der Kamera. Dann ist Schluss für die beiden, die seit 2002 als erfolgreiches Ermittlergespann in Hessen ihren Dienst tun.
Liane Jessen ging bei der Bewerbung einen mutigen und neuen Schritt. Kurz nach der Bekanntgabe vom Ende des Teams wurde auf der Internetseite des Magazins „Stern“ nach Vorschlägen gesucht. Originell sollten sie sein und neu. Viele Schauspieler folgten dem Aufruf, jeder auf seine Weise. Cosma Shiva Hagen erzählte in der BILD von ihrem Wunsch, Tatortkommissarin zu werden. Michael Jäger (43), bekannt aus der Vorabendserie Marienhof, nutzte alle Möglichkeiten, die die modernen Medien boten. Er drehte einen kleinen Film, in dem Ralf Bauer mitspielt, macht Werbung auf Twitter und schreibt regelmäßig Blogs. Die Bewerbung 2.0 läuft gut, das bestätigte der Schauspieler aus München. Zum Höhepunkt seiner Aktion möchte Michael Jäger demnächst nach Frankfurt am Main reisen und sich an markanten Orten fotografieren lassen. Die Reise endet am Sitz des hessischen Rundfunk.
Tatortkommissare auf einem Blick:
Die Macher von Tatort sehen dem ganzen Treiben eher misstrauisch zu, so ganz hat keiner mit so einem Ansturm gerechnet. Zumal Christoph Waltz, der Favorit des Senders, das Angebot entnervt ablehnte. Nachdem bekannt wurde, dass er der neue Ermittler in Hessen werden sollte, haben ihn die Medien bis nach Amerika verfolgt und keine Ruhe mehr gelassen.
Frau Jessen ist für alles offen. In einem Interview steht sie zu ihrem Standpunkt und sagt, was ein absolutes „No go“ für eine Bewerbung beim hessischen Rundfunk ist.
Frau Jessen, hätten Sie damit gerechnet, dass der Aufruf so eine Resonanz hervorruft?
Jessen:
Es hat mich verblüfft. Der Aufruf im Stern war ja ein Versuch. Wir suchen immer neue, frische Ideen. Vor allem, dass sich so viele High-Class Schauspieler für eine Rolle ale Tatortkommissar beworben haben, war sehr interessant. Mir war nicht bewusst, wie begehrt die Rolle ist.
Wie sehen Sie die Bewerbung von Herrn Jäger? Sie passt ja eigentlich in die heutige Zeit. Wir haben DSDS, Superstars...
Jessen:
Da bin ich der gleichen Meinung wie mein Kollege Francois Werner. Man kann eben nicht am „Zaun rütteln und brüllen“ - bis jemand öffnet. Das passt nicht zum Konzept des hessischen Rundfunk. Das gehört in einen Privatsender. Wer so am Zaun steht und brüllt, soll in den Container! Michael Jäger hat sich viel damit verbaut. Diese Art der Werbung passt einfach nicht. Es ist nichts gegen die schauspielerischen Qualitäten, sondern wie er auftritt.
Wie meinen Sie das?
Jessen:
Wenn Sie sich bewerben, dann schauen Sie sich das Profil ihres zukünftigen Arbeitgebers an. Der hr ist ein etabliertes Unternehmen mit gewissen Regeln und Ansprüchen, das Gehabe von Herrn Jäger passt da gar nicht. Ich möchte auf jemanden wirken, auf ihn zugehen, weil ja der Bewerber etwas möchte und sich im bestmöglichen Licht darstellt.
Würden Sie mit Herrn Jäger reden?
Jessen:
Ja, wenn er mich anruft, bin ich die Letzte, die eine Tasse Kaffee ablehnt. Wenn Michael Jäger sich meldet, bin ich gerne bereit mich mit ihm zusammen zu setzen. Ich muss aber auch sagen, dass wir viele gute Bewerber haben, mit denen wir die nächsten Wochen reden werden. Bis zum Jahresende haben wir unser neues Tatort-Duo.
Verraten Sie mir, wer in Frage kommt?
Jessen:
Nein, nachdem uns Herr Waltz schon abgesprungen ist, wird darüber absolutes Stillschweigen bewahrt.
Was sagen Sie zu Frau Hagens Bewerbung?
Jessen:
Ich finde die junge Frau sehr gut als Schauspielerin. Cosma Shiva Hagen kommt nur leider nicht in Betracht. Wir suchen ja ein Männerteam.
Wie stellen Sie sich den neuen Tatortkommissar vor?
Jessen:
Wir suchen etwas vollkommen Neues. Keinen brüllenden, kaputten Typen. Ich kann mir auch mal einen Kommissar vorstellen, der im Archiv sitzt, Tee trinkt und gar nicht nach draußen will. Wie gesagt für Ideen bin ich immer offen, aber seien wir uns ehrlich, Typen a là Schimanski gab und gibt es genug auf dem Bildschirm. Unser neues Team wird anders sei, als alle, die wir bisher hatten.
Tanja Lugert