"Love Steaks" zeigt, wie deutsches Kino sein kann
München - In seinem ersten Kinofilm „Love Steaks“ zeigt Jakob Lass, wie deutsches Kino auch sein kann: kreativ, ungestüm, pointiert und authentisch.
Wann hat ein deutscher Kinofilm zuletzt eine solche Wucht entfaltet? Wann hat eine deutsche Produktion zum letzten Mal eine Leinwand derart mit Spielfreude, Kreativität und Leidenschaft fürs Kino geflutet? Dabei erzählt Jakob Lass in „Love Steaks“ nicht mehr als eine kleine, absolut unwichtige Liebesgeschichte zwischen zwei Außenseitern. Clemens und Lara sind nicht auf der Sonnenseite des Lebens geboren – und wollen doch beide nichts anderes, als ein paar Strahlen zu erhaschen. Ihr Weg zum Glück aber könnte unterschiedlicher nicht sein. In einem Luxushotel lernen sie sich kennen, also dort, wo jene, die es sich leisten können, genießen, was möglich ist. Clemens, ein schüchterner Nuschler mit Hasenscharte, fängt als Masseur neu im Wellnessbereich an. Lara, ein krawalliges Feierbiest mit veritablem Alkoholproblem, arbeitet in der Küche.
„Love Steaks“ ist das Debüt von Jakob Lass. Die Produktion der Filmhochschule „Konrad Wolf“ wurde mehrfach ausgezeichnet, etwa beim Ophüls-Festival und beim vergangenen Filmfest München (hier in vier Kategorien, auch fürs „beste Drehbuch“, obwohl es keines gab). Nicht zuletzt wegen dieser Preise kommt „Love Steaks“ nun in die Kinos. Ein Glück – nicht nur für Lass und sein junges, engagiertes Team, sondern vor allem für uns Zuschauer. Mit Lana Cooper und Franz Rogowski sind die Hauptrollen aufregend besetzt. Die beiden sind die einzigen Schauspieler – und haben auch während Drehpausen in den Jobs ihrer Charaktere im Hotel gearbeitet, in dem bei laufendem Betrieb gefilmt wurde. Dieses gewissenhafte Eintauchen in die Wirklichkeit der Figuren und die unverkrampften Laien machen „Love Steaks“ so authentisch.
Durch die Reduktion der Mittel (kleines Team, keine Fördergelder) konnte sich erzählerischer Reichtum entfalten. Jakob Lass hat nicht nur einen Film gedreht. Er hat dem Leben einen unscheinbaren, doch funkelnden Augenblick entrissen. Wann hat es so etwas im deutschen Kino zuletzt gegeben? Andere sollen das recherchieren. Wir schauen uns derweil nochmal „Love Steaks“ an.
Michael Schleicher