Earth, Wind & Fire: Funk-Meister Maurice White gestorben
Predigen wollte Maurice White nicht, als er sich ein Paillettenjersey überzog und mit treibendem Funk die Massen elektrisierte. Doch seine Band Earth, Wind & Fire strotzte nur so positiver Energie. Der Musiker hinterlässt reichlich Hits und eine Botschaft der Hoffnung.
Los Angeles (dpa) - Irgendwann muss es Maurice White gepackt haben. «Sie machten diese Paraden in der Nachbarschaft», erinnerte er sich 2007 an die schillernden Auftritte der Marschkapellen in seiner Heimat Memphis.
«Und ich sah die Typen in der Band, die trommelten - die trugen glitzernde Anzüge und bekamen die ganze Aufmerksamkeit von den Girls. Also habe ich entschieden: Das ist es, was ich machen will. Von dort an war ich vernarrt in Musik.»
Vernarrt, verliebt in Musik wurde der Gründer und Vordenker von Earth, Wind & Fire dann wirklich. Mit Hits wie «September», «Shining Star», «Boogie Wonderland» und dem Beatles-Cover «Got To Get You Into My Life» prägte die Band den Sound der 1970er Jahre wie keine zweite. Nun ist White im Alter von 74 Jahren in Los Angeles gestorben. Im Jahr 2000 hatte er bekanntgegeben, dass er an Parkinson erkrankt sei.
Mit schwungvollen Bläsern, funky Bassstimmen und einem ansteckenden Rhythmus kitzelten Earth, Wind & Fire den Hüftschwung Tausender Fans heraus. Funk war die Grundlage, doch mit Elementen des Jazz, Soul, Gospel, Pop, Blues, Rock und später auch Disco-Klängen reichte die musikalische Vision der Gruppe viel weiter. «Wir kamen aus einem Jahrzehnt der Experimente, Bewusstseinserweiterungen und kosmischer Wahrnehmung», schrieb White auf der Band-Website.
Seine Wurzeln nahe dem Mississippi-Delta, wo Rock, Blues und Jazz zusammenströmten, klangen bei White stets durch. Zu Schulfreunden zählte er Booker T. Jones, der den Memphis-Sound mitentwickelte. In Chicago brach der Arztsohn ein Medizinstudium ab, belegte Musikseminare und arbeitete bei Aufnahmen von Größen wie Etta James, Howlin' Wolf, Little Milton und Fontella Bass mit. Auch sein Großvater, der sein Leben als Honky-Tonk-Pianist in New Orleans bestritt, dürfte die musikalische Laufbahn beeinflusst haben.
Nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch für kunstvolle Auftritte waren Earth, Wind & Fire bekannt: Choreographie, Pyrotechnik, Lichteffekte - und mittendrin der strahlende Afroamerikaner White im glitzernden Oberteil und Schlaghosen. Neben dem Sänger Philip Bailey, dem Schlagzeuger Ralph Johnson und dem Gitarristen Al McKay (und vielen weiteren, wechselnden Mitgliedern) waren Verdine und Fred, zwei seiner neun Geschwister, lange Teil der Band.
Mit seinen kniffligen und unberechenbaren Arrangements machte der siebenfache Grammy-Preisträger «EWF» zu einer der besten Funk-Bands aller Zeiten. Weltweit verkaufte die Gruppe geschätzte 90 Millionen Alben und wurde mit einem Stern auf dem Walk of Fame und einem Platz in der Rock'n'Roll Hall of Fame geehrt. Sie spielte im Weißen Haus vor Präsident Barack Obama und beim Super Bowl. Dieses Jahr hätte sie mit einem Grammy-Sonderpreis in der Kategorie Lebenswerk geehrt werden sollen.
Als Prediger wollte White sich nicht aufspielen, und doch trug er mit seiner Botschaft universeller Liebe und Harmonie eine größere, spirituelle Botschaft in die Welt. «So viele Dinge laufen schief auf diesem Planeten - Hunger, Armut, negative Gedanken, Rassismus, viel Unheimliches», sagte er der «Chicago Tribune» 1985. Diesen schlechten Schwingungen wolle er etwas entgegensetzen. «Ich habe gelernt, dass Musik vielen Menschen überleben hilft, und sie wollen Songs, die ihnen etwas geben - ich denke, man könnte es Hoffnung nennen.»
Biografie von Earth, Wind & Fire
"Chicago Tribune"-Interview von 1985
Nachruf im "Commercial Appeal"