"Return of the First Avenger": Spaßfreie Fortsetzung
Berlin - "Return of the First Avenger", die Fortsetzung von „Captain America“ gibt sich ehrenwert, bleibt aber dröge. Unsere Filmkritik:
Bisher war klar: Wer Superhelden-Filme als düstere, rechtslastige Polit-Parabeln voller verbissener Pseudo-Bedeutsamkeit wünscht, greift zu DC/Warners aktuellen Bat- und Superman-Zyklen. Wer dagegen Comic-Adaptionen als Popkultur-Epen mit einer liberaler Dosis Selbstironie mag, fühlt sich eher in Disneys Teil des Marvel-Universums daheim. Was Joss Whedons „Avengers“, Shane Blacks „Iron Man 3“ und eben Joe Johnstons ersten „Captain America“-Streifen nicht dran hinderte, äußerst clevere Filme über Krieg und Propaganda zu sein – nur halt mit Witz, Charme und weniger Aufdringlichkeit.
Den güldenen Glanz der Nostalgie hat die Fortsetzung eingetauscht gegen Polit-Thriller-Blaugrau. In „The Return of the First Avenger“ (Originaltitel: „Captain America: Winter Soldier“) müssen der Titelheld (Chris Evans) und Black Widow (Scarlett Johansson) eine Verschwörung in eigenen Reihen aufdecken. Ein geheimes Regierungsprogramm soll Bürger mit Terrorismus-Tendenzen erkennen und ausmerzen, bevor deren Gefahrenpotenzial wirksam wird. „Sicherheit“ vor Recht, Freiheit, Leben – ein über-offensichtlicher Kommentar zu NSA-Totalüberwachung und Drohnenkrieg. Es war wohl auch diese ehrenwerte Haltung, die Robert Redford zu dem Projekt lockte, denn schauspielerisch zeigt er an seiner Rolle als Agentenchef kaum Interesse. In seinem drögen, palavernden Bierernst ist der Film weniger den Avengers verwandt als Nolans „Dark Knight“, Znyders „Man of Steel“ – wenigstens ohne deren Proto-Faschismus. Selbst die Actionszenen mit Mixed Martial Arts, Schießereien und Autostunts wirken aufgepfropft. Seltsam, hat das Regie-Brüderpaar doch diverse Folgen der genialen Kult-Comedyserien „Arrested Development“ und „Community“ auf dem Konto. Wollten sie für ihr Blockbuster-Debüt überkompensieren? Wenn da bloß niemand lachen und Spaß haben sollte, ist’s jedenfalls gelungen.
Thomas Willmann