Moderater Krach sorgt für gute Ideen

Bei Lärm denken viele an Hörprobleme, Stress und Tinnitus. Dass zu viel Krach ungesund ist, unterstreicht auch der heutige Tag gegen Lärm. Leichte Hintergrundgeräusche machen uns aber kreativer. Wie laut darf es im Job sein?
Nur bei absoluter Stille können im Job kreative Ideen entstehen? Von wegen! Bei moderatem Hintergrundlärm gelingt das einer Studie der Universität Chicago zufolge besser. Die besten Ideen kamen den Testpersonen demnach im Café - dort herrschen ungefähr 70 Dezibel. Ist die Umgebung dagegen zu leise oder zu laut (ab 85 Dezibel), hemmt das die Kreativität.
Außerdem ist wichtig, dass die Geräusche gleichmäßig sind. Besonders im Großraumbüro schnappen Arbeitnehmer häufig Gesprächsfetzen auf. Das lenkt ab, weil dabei immer auch Informationen transportiert werden, die bei den Beschäftigten ankommen - ob sie wollen oder nicht. „Bei monotonen Hintergrundgeräuschen ist das nicht so“, erklärt Martin Liedtke, Lärmexperte bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.
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Um gut und konzentriert arbeiten zu können, brauchen Arbeitnehmer also keine absolute Ruhe. „Leise Musik oder Naturgeräusche über das offene Fenster können sogar als angenehm empfunden werden“, erklärt Lärmexperte Liedtke.
Ausgleich in der Freizeit schaffen
Aber der Krach hat seine Grenzen: Manche Berufstätige sind täglich so großem Lärm ausgesetzt, dass sie Gefahr laufen, schwerhörig zu werden. „Betroffen sind Metallbauer und Schreiner, aber auch Berufsmusiker oder Mitarbeiter in Diskotheken“, sagte Prof. Hans Drexler von der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin.
Um ihre Ohren zu schützen, sollten sich Lärmarbeiter in ihrer Freizeit zum Ausgleich in möglichst ruhiger Umgebung aufhalten. „Statt in die Diskothek gehen sie lieber raus in die Natur“, rät der Experte. Auf lautes Musikhören über Kopfhörer verzichten sie am besten ganz. Das Ohr brauche Regenerationszeiten.
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Lärmschwerhörigkeit ist nach wie vor die häufigste Berufskrankheit in Deutschland, teilt der Verband der Betriebs- und Werksärzte mit. Rund vier Millionen Beschäftigte in Deutschland seien in ihrem Job einer gesundheitsgefährdenden Lärmbelästigung ausgesetzt, schätzt der Verband und beruft sich dabei auf Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.
„Das Gefährliche ist, dass die Betroffenen die Schwerhörigkeit oft erst bemerken, wenn es schon zu spät ist“, so Prof. Drexler. Meist nehme die Hörfähigkeit schleichend über die Jahre ab. Sind die Hörzellen einmal abgestorben, bilden sich keine neuen. Wichtig sei deshalb, dass betroffene Arbeitnehmer regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen und Hörtests machen. So können sie eine Verschlechterung früh erkennen und gegensteuern.
Alle paar Stunden Personalwechsel
Außerdem sollten Arbeitnehmer an lauten Arbeitsplätzen einen Gehörschutz tragen. Der Arbeitgeber ist ebenso gefragt: In sehr lauter Umgebung sollte das Personal alle paar Stunden rotieren. Darüber hinaus ist es am besten, wenn Lärm von vorneherein verhindert wird und möglichst leise Geräte angeschafft werden.
Auch in Gemeinschaftsbüros ist der Lärmpegel häufig hoch. Die Geräuschkulisse dauernd auszublenden, kostet Arbeitnehmer Energie und führt dazu, dass viele ermüden und Fehler machen. Wer nicht gerade Telefondienst hat, sollte deshalb regelmäßig Ohrstöpsel einsetzen, sagt Martin Liedtke. (gs/dpa)
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