Vitamin-B12-Mangel: Wie die Präparate im Öko-Test abschneiden
Ein Vitamin-B12-Mangel ist weit verbreitet. Ergänzungspräparate dafür gibt es viele, doch welche sind wirklich empfehlenswert? Öko-Test hat sie überprüft.
Frankfurt – Im Körper übernimmt Vitamin B12 (Cobalamin) wichtige Aufgaben für die Gesundheit. Es ist vor allem ein wichtiger Nährstoff für Blut, Herz, Gehirn und Nerven. Als essenzielles Vitamin, gehört es zu den wenigen, die der Körper nicht selbst produzieren kann.
Die richtige Ernährung kann einem Vitamin-B12-Mangel vorbeugen. Dennoch ist ein Mangel weit verbreitet. Laut dem Ärzteblatt soll jede:r Zehnte in Deutschland davon betroffen sein, in der Altersgruppe über 65 Jahren sogar jede:r Vierte.
Vitamin B12-Mangel: Wer ist besonders gefährdet?
Vitamin B12 ist fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln erhalten. Besonders reichhaltige Lieferanten sind:
- Eier
- Fleisch
- Leber
- Hering
- Milchprodukte
Insbesondere Veganer:innen, die keine tierischen Produkte zu sich nehmen, sollten auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B12 achten. „Eine bedarfsdeckende Vitamin-B12-Zufuhr nur mit pflanzlichen Lebensmitteln ist nicht möglich“, informiert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Daher wird Veganer:innen eine dauerhafte Einnahme von Vitamin B12-Präparaten empfohlen, um einen Mangel zu vermeiden. Wie gesund eine vegane Ernährung ist, haben Forschende aus Kopenhagen in einer Studie analysiert. Aber auch ältere Menschen zählen zu den Risikogruppen.

Was sind die Ursachen für einen Vitamin-B12-Mangel und welche der zahlreichen Ergänzungspräparate kann man ohne Bedenken einnehmen? Öko-Test hat insgesamt 29 Vitamin-B12-Präparate im Labor getestet, neben Nahrungsergänzungsmittel standen auch rezeptfreie und apothekenpflichtige Arzneimittel auf dem Prüfstand. Das Ergebnis: viele Ergänzungsmittel sind überdosiert.
Vitamin B12: Vitamin-Präparate unter die Lupe genommen – Neun sind Testsieger
Im Test durch das Verbraucherportal schneiden drei mit Bestnote ab, sechs weitere mit „gut“. Folgende apothekenpflichtige Arzneimittel wurden positiv bewertet:
B12-Asmedic® Tropfen |
B12 Ankermann® 1000 µg Tabletten |
Vitamin B12-Ratiopharm® 10 µg Tabletten |
Vitamin B12-Loges® 1000 µg Kapseln |
Quelle: Pharmazeutische Zeitung |
Abzüge gab es bei Ankermann und Ratiopharm, da beide den Hilfsstoff Titandioxid enthalten, die in Medikamenten zwar noch nicht verboten sind, aber seit August 2022 in Lebensmitteln.
Vitamin B12: Viele Ergänzungsmittel sind überdosiert
Vitasprint und die Eigenmarke von Doc Morris hingegen fallen im Öko-Test durch. Bei beiden wurde der fehlende Hinweis bemängelt, dass eine vegetarische und vegane Ernährung einen Vitamin-B12-Mangel begünstigen. Gleichzeitig seien die auf den Packungen beworbene Wirksamkeit nicht ausreichend belegt.
Auffällig ist zudem, dass fast alle frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmittel überdosiert sind. Sieben enthielten sogar die umstrittenen Zusätze wie Carboxymethylcellulose und bestimmte Phosphate, die laut Öko-Test kritisch für Nierenkranke sind und die Gesundheit im allgemeinen unnötig strapazieren.
Vitamin B12-Mangel: Das sind Ursachen und Symptome für eine Unterversorgung
Häufige Ursachen für einen Vitamin-B12-Mangel sind laut MSD Manual ein Mangel des Proteins Intrinsic Factor, chronische Erkrankungen und Entzündungen von Magen oder Darm, Einnahmen von Medikamenten zur Behandlung von Diabetes sowie regelmäßiger Alkoholkonsum.
Der menschliche Körper kann Vitamin B12 über mehrere Jahre speichern, weshalb Mangelerscheinungen häufig erst nach Jahren auftreten, wenn der Vorrat aufgebraucht ist. Ein Mangel kann zu Symptomen wie Blutarmut, Blässe, Schwäche, Müdigkeit und depressive Verstimmtheit führen. Schlimmstenfalls kommt es zu Nervenschäden, Gefühlsverlust in Hand- und Fußgelenken und Muskelschwäche.
Um einem Mangel vorzubeugen: Wer sollte Vitamin B12-Präparate nehmen?
Eine ausreichende Vitamin-B12-Versorgung ist daher wichtig. Wer bei bester Gesundheit ist und tierische Lebensmittel aufnimmt, kann den täglichen Bedarf an Vitamin B12 gut abdecken. Zusätzliche Vitamin-Präparate sind nicht notwendig. „Präparate sollten den Risikogruppen vorbehalten sein und nur bei begründeten Verdacht eines Mangels eingenommen werden“, warnt Öko-Test-Berater und pharmazeutischer Chemiker Professor Manfred Schubert-Zsilavecz von der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Hinweis der Redaktion
Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.
Ein Vitamin B12-Mangel diagnostiziert der Arzt in der Regel mit einer Blutuntersuchung. Erst danach sollten Betroffene in Rücksprache mit den behandelnden Mediziner:innen Vitaminpräparate und Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.
Viele Menschen nehmen Nahrungsergänzungsmittel zu sich, um Ihren Körper und Immunsystem etwas Gutes zu tun. Dabei sind sie oft nicht unbedingt erforderlich. Manche Vitaminpräparate können sogar gefährlich werden. Auch eine Vitamin-D-Überdosierung kann der Gesundheit schaden. Daher sollten grundsätzlich Ergänzungspräparate nur dann eingenommen werden, wenn ein Mangel durch medizinische Fachleute festgestellt wurde und von ihnen eine regelmäßige Einnahme empfohlen wird. (Vivian Werg)