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Mehr als nur schlechte Laune: Depressionen bei Kindern und Jugendlichen erkennen

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Von: Larissa Strohbusch

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Das Kind ist neuerdings extrem zappelig oder wird sogar aggressiv? Das könnte auf eine Depression hindeuten. Denn: Die Symptome sind oft untypisch.

In der einen Sekunde sind sie ein kleiner Sonnenschein, in der nächsten geht die Welt unter: Kinder und Jugendliche neigen zu großen Emotionen. Das ist ganz normal. Doch nicht immer ist das unreife Gehirn an kindlichen Gefühlsausbrüchen schuld – es kann auch eine Depression dahinterstecken. Diese tritt auch bei jungen Menschen deutlich häufiger auf als oft angenommen. Und wird deswegen oft übersehen. Worauf müssen Eltern achten?

Auch kleine Kinder können schon an Depressionen erkranken

Früher hieß es meist, dass kleine Kinder nur kleine Schmerzen erleiden. Genauso dachte man über ihre Psyche: Lange gingen Wissenschaftler davon aus, dass Klein- und Vorschulkinder nicht an Depressionen erkranken können. Heute ist klar: Das stimmt nicht. Allerdings unterscheiden sich die Symptome oft stark von dem, was allgemein über Depressionen bekannt ist. Dadurch werden sie schnell übersehen.

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Was tun bei Depressionen in der Pubertät von Kindern und Jugendlichen? © IMAGO/Hodei Unzueta

Das können Anzeichen von Depressionen bei kleinen Kindern sein:

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Depression bei Teenagern – kein normales Verhalten in der Pubertät

In der Pubertät ist das junge Gehirn in Aufruhr. Kein Wunder, dass Symptome einer Depression oft als jugendliche Stimmungsschwankung oder pubertäre schlechte Laune abgetan werden. Besonders bei Jungen werden Depressionen oft übersehen. Tritt die Krankheit bei jüngeren Kindern etwa gleich oft bei Jungen und Mädchen auf, wird sie im Jugendalter deutlich öfter bei Mädchen diagnostiziert. 

Hinweise auf eine Depression bei Jugendlichen:

In besonders starken Fällen ist die Krankheit so intensiv, dass der oder die Heranwachsende kaum aus dem Bett kommt, nicht in die Schule gehen oder andere Aufgaben erledigen kann.

Woher kommt eine Depression bei Kindern und Jugendlichen?

Die Ursachen für Depressionen sind nicht immer deutlich zu erkennen. Oft gibt es bereits psychisch erkrankte Angehörige, sodass der junge Mensch eine genetische Veranlagung geerbt hat. Aber auch äußere Einflüsse spielen eine Rolle. Vielleicht gibt es familiäre Probleme, die Eltern haben sich getrennt oder die Bindung zu Mutter oder Vater ist nicht sicher. Möglicherweise hat das Kind Gewalterfahrungen gemacht oder fühlt sich sozial ausgeschlossen. Manchmal ist das Kind über- oder auch unterfordert oder es schläft zu wenig. Und auch die Corona-Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen. Bei älteren Kindern und Jugendlichen sollten Sie den schlechten Einfluss von sozialen Medien nicht unterschätzen.

Sehr oft treten Depressionen auch gemeinsam mit anderen Erkrankungen wie Angststörungen, ADHS oder Essstörungen auf. Möglicherweise sind sie das Resultat eines bereits lange bestehenden Leidens. Daher ist es wichtig, dass verschiedene Krankheitsbilder in Betracht gezogen und gründlich diagnostiziert werden.

Depressionen lassen sich nicht immer verhindern, aber doch vorbeugen

Es gibt kein Geheimrezept, das eine Depression verhindert. Dennoch können Sie Ihrem Kind einen gewissen Schutz mitgeben. Eine stabile, liebevolle Bindung zu den Eltern und anderen engen Angehörigen vermindert das Risiko für Depressionen. Wer eine Vertrauensperson hat, findet leichter jemanden, mit dem er oder sie seine Gefühle teilen kann. Auch ein Mensch mit einem gesunden Selbstwertgefühl hat eine stärkere Psyche. Gehen Sie nicht zu kritisch mit Ihrem Kind um. Eine strenge Erziehung und Strafen schaden oft mehr, als dass sie helfen.

Eine Depression kann auch bei Kindern und Jugendlichen gut behandelt werden

Zeigt ein Kind oder ein Teenager über mindestens zwei Wochen mindestens fünf Symptome, ist eine Depression wahrscheinlich. Es ist wichtig, dass der oder die Betroffene nun gut beobachtet wird und besonders viel Geduld und Verständnis bekommt. Oft vergehen die Beschwerden nach einigen Wochen von selbst. Eltern können ihrem Kind helfen, indem sie für einen stabilen Tagesrhythmus und soziale Kontakte sorgen. Bewegung ist gut für die Psyche, Vereinssport hilft daher oft, die Beschwerden zu lindern. Macht das Kind allerdings nicht gerne Sport oder fühlt sich schnell unter Druck gesetzt, sind andere aktive Angebote möglicherweise hilfreicher. Nicht förderlich sind gut gemeinte Ratschläge wie „Geh mal an die frische Luft“ oder „Stell dich nicht so an“. Dadurch fühlt sich der junge Mensch wahrscheinlich missverstanden und vertraut sich Ihnen in Zukunft vielleicht nicht mehr an.

Dauern die Beschwerden länger an oder zeigt der oder die Betroffene selbstverletzendes Verhalten, sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Depressionen sind bei Kindern und Jugendlichen ähnlich schwerwiegend wie bei Erwachsenen. Werden sie nicht adäquat behandelt, können sie sich bis ins Erwachsenenalter hinziehen oder später zu Problemen führen. Im schlimmsten Fall könnte der oder die Erkrankte versuchen, sich das Leben zu nehmen. 

Neben dem Kinderarzt sind Kinderpsychiater die ersten Ansprechpartner. Wahrscheinlich wird Ihnen zu einer kognitiven Verhaltenstherapie geraten. Kleineren Kindern kann auch eine Spieltherapie helfen. Um eine Therapie zu finden, ist es meistens nötig, mehrere Therapeuten anzufragen. Sie können sich aber auch über die Kassenärztliche Vereinigung einen Termin vermitteln lassen. In der Regel lässt sich die Depression mit einer Therapie gut behandeln. Je nach Schweregrad werden eventuell Antidepressiva eingesetzt. Dabei muss das Kind allerdings eng ärztlich betreut und gut beobachtet werden. Manchmal können die Medikamente Selbstmordgedanken auslösen oder verstärken. Spricht Ihr Kind akut Suizidgedanken oder gar -pläne aus, rufen Sie den Notruf über die 112!

Auch für Eltern ist es wichtig, sich Hilfe zu holen. Oft sind Gespräche mit den Angehörigen Teil der Therapie. Es gibt auch Selbsthilfegruppen für betroffene Familien. Ihre Sorgen und Nöte können Sie auch über die „Nummer gegen Kummer“ (0800 111 0 550) teilen. Kinder und Jugendliche erreichen ausgebildete Seelsorger unter 116 111.

Sie sind depressiv? Bei der Telefon-Seelsorge bekommen Sie rund um die Uhr Hilfe – an jedem Tag im Jahr: Rufen Sie 0800 1110111 oder 0800 1110222 an. Der Anruf ist kostenfrei. Ihre Telefonnummer wird nicht übertragen und Sie müssen Ihren Namen nicht sagen. Das Gespräch dauert so lange wie nötig.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.

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