Ist eine Pockenimpfung sinnvoll? Fachgesellschaften sprechen sich für drei Maßnahmen gegen Affenpocken aus
Das Affenpocken-Virus führt aktuell auf vier Kontinenten zu Krankheitsfällen. Um die Ansteckungsketten zu unterbrechen, gibt es mehrere Möglichkeiten.
Bis 24. Mai 2022 wurden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 250 Affenpocken-Fälle gemeldet. Eine niedrige Zahl, die dennoch Gesundheitsbehörden weltweit alarmiert. Denn das Affenpocken-Virus hat bis zum aktuellen Ausbruch meist nur in West- und Zentralafrika zu Krankheitsfällen geführt. Die speziellen Pockenviren sind dort bei Nagetieren verbreitet, wie das Robert Koch-Institut informiert. Affen seien sogenannte „Fehlwirte“, heißt es weiter.
Außerhalb Afrikas wurden bisher nur wenige Fälle von Affenpockeninfektionen berichtet, wie auch das Redaktionsnetzwerk Deutschland informiert. Betroffen waren fast ausschließlich Reiserückkehrende aus den betroffenen Regionen, heißt es weiter. Was 2022 zum Auftreten der Affenpocken in vielen nicht-afrikanischen Ländern und auch ohne vorangegangene Reisen in Risikogebiete durch einige Patienten geführt hat, wird aktuell noch diskutiert.
Affenpocken: Wie kann man sich anstecken?
Bisher sind die Infektionen schwerpunktmäßig bei jüngeren Männern, die angaben, Geschlechtsverkehr mit Männern zu haben, aufgetreten. Aber es gab auch bereits intrafamiliäre Übertragungen, wie weiter aus einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (dgi) hervorgeht.
Folgende Übertragungswege der Affenpocken sind möglich:
- Direkter Haut- oder Schleimhautkontakt
- Tröpfcheninfektion

Steigende Fallzahlen: Welche Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Affenpocken Wirkung zeigen
Das Problem der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie zufolge: „Das aktuelle Infektionsgeschehen ist dynamisch mit steigenden Fallzahlen“. Um weitere Affenpocken-Ausbrüche zu verhindern, schlagen die medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften DAIG, DGI, DGPI und GfV, der Berufsverband dagnä und das DZIF in Abstimmung mit der STIKO folgende Maßnahmen vor:
- Quarantäne: Insbesondere nicht Pocken-geimpfte Personen ohne Impfbescheinigung oder Impfnarben sollen Kontakte zu wechselnden Sexualpartnern oder das Teilen von Betten und Kleidung meiden, heißt es vonseiten der dgi. Desweiteren sollte für Infizierte gelten, dass diese 21 Tage lang in Quarantäne verbringen. Da die Krankheit meist mild verläuft, genügt in der Regel Isolation in den eigenen vier Wänden. Nicht nur gesichert Infizierte, sondern auch Kontaktpersonen und Verdachtsfälle sollen sich während der Inkubationszeit bzw. bis zum sicheren Ausschluss der Infektion in Quarantäne begeben, so die dgi-Empfehlung.
- Impfungen: Wie die Deutsche Presseagentur dpa informiert, gibt es zwar keine zugelassene Impfung speziell gegen Affenpocken. Historischen Daten würden allerdings belegen, dass eine Pockenimpfung gut vor Affenpocken schützt – und das wohl lebenslang. In der dgi-Pressemitteilung heißt es: „In der EU ist ein nicht-replikativer Pockenimpfstoff (MVA-BN) zum Schutz vor Pocken-Infektionen im Erwachsenenalter zugelassen. Aufgrund tierexperimenteller Daten ist dieser Impfstoff in den USA und Kanada auch für die Prävention von Affenpocken zugelassen“. Um Affenpocken-Infektionen zu vermeiden bzw. Krankheitsverläufe abzumildern, sollte eine Pockenimpfung für noch nicht geimpfte Menschen in Erwägung gezogen werden, so die dgi. Die Gesellschaft fordert deshalb, dass sich die Europäische Arzneimittelagentur EMA und die Ständige Impfkommission STIKO mit dem Thema befassen.
- Medikamentöse Therapie: Derzeit ist in der EU mit Tecovirimat ein antivirales Medikament für die Behandlung der Affenpockeninfektion zugelassen, heißt es in der aktuellen Stellungnahme. Eine Alternative stelle das nicht zugelassene Virostatikum Brincidofovir dar. Die Verfügbarkeit der Medikamente müsse jetzt sichergestellt werden, so die dgi-Forderung.