„Bemerkenswerter Fortschritt“ bei Leberkrebs Studie: Ernährungsweise birgt Risiko
Leberkrebs gehört zu den selteneren, jedoch häufig zum Tode führenden Tumorerkrankungen. Eine Studie zeigt, welche Ernährungsweise das Leberkrebsrisiko begünstigen kann.
Frankfurt – Leberkrebs (Leberkarzinom) ist eine bösartige Erkrankung der Zellen in der Leber. Er ist zwar relativ selten, gehört jedoch aufgrund der schlechten Prognose zu den häufigsten Krebstodesursachen. In Deutschland erkranken der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zufolge jährlich circa 8790 Menschen (6160 Männer, 2630 Frauen) neu an dieser Krebsart.
Eine Besonderheit bei Leberkrebs ist die steigende Häufigkeit der Neuerkrankungen und der Todesfälle in Deutschland. Wie die DKG informiert, nimmt in Deutschland, anderen Ländern Europas und in den USA die Leberkrebs-Häufigkeit deutlich zu. In den vergangenen 35 Jahren hat sich die Zahl der Neuerkrankungen sowohl bei Männern als auch bei Frauen verdoppelt.
Eine Studie der University of Toledo fand nun heraus, dass eine bestimmte Ernährungsweise das Leberkrebsrisiko bei manchen Menschen erhöhen kann.
Leberkrebs: Ballaststoffreiche Ernährung erhöht Leberkrebsrisiko
Viele Menschen nehmen ballaststoffreiche Lebensmittel zu sich, um abzunehmen und chronischen Krankheiten wie Diabetes und Krebs vorzubeugen. Die detaillierten Studienergebnisse, die in der Fachzeitschrift Gastroenterology veröffentlicht wurden, zeigen, dass eine Ernährung, die reich an hohen Ballaststoffen (wie Inulin) ist, das Risiko für Leberkrebs begünstigen kann – insbesondere bei Personen, die eine Gefäßfehlbildung aufweisen, bei der das Blut aus dem Darm die Leber umgeht.

Normalerweise fließt das Blut aus dem Darm in die Leber, wo es gefiltert wird, bevor es in den Rest des Körpers zurückkehrt. Liegt ein Gefäßdefekt (ein sogenannter portosystemischer Shunt) vor, wird das Blut aus dem Darm von der Leber weg und zurück in die allgemeine Blutversorgung des Körpers geleitet. Der Gefäßdefekt ermöglicht es der Leber außerdem, kontinuierlich Gallensäuren zu synthetisieren. Diese Gallensäuren laufen schließlich über und gelangen in den Blutkreislauf, anstatt in den Darm. Blut, das von der Leber abgezweigt wird, enthält hohe Mengen an mikrobiellen Produkten, die das Immunsystem stimulieren und Entzündungen verursachen können.
„Diese Studie ist ein bemerkenswerter Fortschritt. Sie liefert Anhaltspunkte, die dazu beitragen können, Personen mit einem höheren Risiko für Leberkrebs zu identifizieren, und die es uns allenfalls ermöglichen, das Risiko mit einfachen Ernährungsänderungen zu senken“, schreibt Dr. Matam Vijay-Kumar, Hauptautor der Studie und Professor in der Abteilung für Physiologie und Pharmakologie am College of Medicine and Life Sciences.
Leberkrebs: Frühere Studie zeigt, dass Inulin scheinbar Einfluss auf die Krebsentwicklung hat
Vor vier Jahren veröffentlichte Vijay-Kumars Team bereits eine wichtige Arbeit in der Zeitschrift Cell. Damals stellten sie fest, dass ein hoher Prozentsatz von Mäusen mit Defekten des Immunsystems Leberkrebs entwickelte, nachdem sie mit einer mit Inulin angereicherten Diät gefüttert wurden.
Inulin ist ein pflanzlicher, fermentierbarer Ballaststoff, der als gesundheitsförderndes Präbiotikum in Supermärkten erhältlich ist. Es ist auch eine häufige Zutat in verarbeiteten Lebensmitteln. Während Inulin bei den meisten Menschen, die es konsumieren, die Gesundheit des Stoffwechsels fördert, entdeckten Vijay-Kumar und seine Kolleginnen und Kollegen, dass etwa eine von zehn scheinbar gesunden Standard-Labormäusen nach dem Verzehr der inulinhaltigen Diät Leberkrebs entwickelte.
„Das war sehr überraschend, wenn man bedenkt, wie selten Leberkrebs bei Mäusen beobachtet wird“, so Vijay-Kumar in seinem Bericht. „Die Ergebnisse warfen echte Fragen über die potenziellen Risiken bestimmter Ballaststoffe auf, aber erst jetzt verstehen wir, warum die Mäuse einen so aggressiven Krebs entwickelten.“
Leberkrebs: Nicht alle Ballaststoffe sind für alle Menschen gleich gut
„Inulin in der Nahrung ist gut, um Entzündungen zu dämpfen, aber es kann zu einer Immunsuppression führen, was nicht gut für die Leber ist“, schreibt Dr. Beng San Yeoh, ein Postdoktorand und Erstautor der Studie.
Auch wenn die Forscher nicht pauschal gegen die gesundheitsfördernden Vorteile von Ballaststoffen argumentieren, mahnen sie dazu, darauf zu achten, welche Art von Ballaststoffen bestimmte Personen zu sich nehmen, und unterstreichen damit die Bedeutung einer personalisierten Ernährung. „Nicht alle Ballaststoffe sind gleich, und nicht alle Ballaststoffe sind für alle Menschen gleich gut. Menschen mit Leberproblemen, die mit erhöhten Gallensäuren einhergehen, sollten bei fermentierbaren Ballaststoffen vorsichtig sein“, so Yeoh. „Wenn Sie eine Leaky-Gut-Leber (durchlässigen Darm) haben, müssen Sie darauf achten, was Sie essen. Denn was Sie essen, wird anders verarbeitet“.
Interessanterweise stellten die Forscherinnen und Forscher fest, dass eine hohe Gesamtballaststoffzufuhr bei denjenigen, deren Gallensäurespiegel im Blut im obersten Viertel der Stichprobe lag, zu einem um 40 Prozent erhöhten Leberkrebsrisiko führte. Das Krebsrisiko allgemein lässt sich mit fünf Tipps für den Alltag senken.
Leberkrebs: Zusammenhang zwischen Gallensäure und Ballaststoffe
Insgesamt, so Yeoh und Vijay-Kumar, deuten die Ergebnisse sowohl auf die Notwendigkeit regelmäßiger Untersuchungen des Gallensäurespiegels im Blut als auch auf eine vorsichtige Herangehensweise an die Aufnahme von Ballaststoffen bei Personen hin, die wissen, dass ihr Gallensäurespiegel im Blut über dem Normalwert liegt.
Die neueste Entdeckung könnte Ärztinnen und Ärzten dabei helfen, Menschen mit einem erhöhten Leberkrebsrisiko bereits Jahre vor der Entstehung von Tumoren zu identifizieren und ihnen die Möglichkeit geben, das Risiko durch einfache Ernährungsumstellungen zu verringern. (Vivian Werg)
Hinweis der Redaktion
Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.