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Neue Serienwagen mit Kraftspritze

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Günstigster Kraftprotz im M-Universum: Als neues Einstiegsmodell wird der BMW-Werkstuner M das aufgemotzte 1er-Coupé zu Preisen ab 50.500 Euro anbieten.
Günstigster Kraftprotz im M-Universum: Als neues Einstiegsmodell wird der BMW-Werkstuner M das aufgemotzte 1er-Coupé zu Preisen ab 50.500 Euro anbieten. © dpa

Viele Autofans machen eine Menge Geld für aufgemotzte Serienwagen locker. Das wissen auch die Werkstuner großer Hersteller: Eifrig unterziehen sie immer mehr Modellreihen einer Kraftkur. FR-Online zeigt die Highlights des Jahres.

Von Thomas Geiger

Ohne große Blessuren haben sie die Krise überstanden und lassen jetzt wieder die Muskeln spielen: Selten hatten die Werkstuner der Autohersteller mehr Neuheiten im Köcher als für diese Saison. Weil sich allen Umweltsorgen und Währungskrisen zum Trotz Leistung und Luxus offenbar immer noch bestens verkaufen, planen die BMW M GmbH, die Mercedes-Tochter AMG und der Audi-Ableger Quattro für die nächsten Monate zahlreiche Premieren. Dabei ersetzen sie nicht nur bestehende Modelle, sondern tasten sich auch in neue Nischen und Segmente vor.

Das beste Beispiel liefert in wenigen Wochen die BMW M GmbH mit einem neuen Einstiegsmodell. Die Marke soll erreichbarer werden, sagt der scheidende Chef Kay Segler mit Blick auf das 1er M Coupé. Abgeleitet von der BMW 1er-Reihe bekommt es Segler zufolge einen 3,0 Liter großen Sechszylinder mit Doppelturbo. Er leistet 340 PS, beschleunigt den Wagen in 4,9 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis auf das elektronisch limitierte Tempolimit von 250 km/h. Mit 50 500 Euro kostet der Wagen rund 16.000 Euro weniger als das bislang günstigste Modell der M GmbH.

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Nach dem Generationswechsel des 5er BMW laufen derzeit auch die Vorbereitungen des nächsten M5 auf Hochtouren. Der Wagen kommt laut Segler im Herbst in den Handel und nimmt dann Abschied vom Zehnzylinder. Stattdessen bekommt er den 4,4 Liter großen V8-Motor aus dem X5M, dessen Leistung von aktuell 408 kW/555 PS leicht angehoben werden soll. Wie der Vorgänger soll auch der neue M5 auf besonderen Wunsch für Geschwindigkeiten bis zu 305 km/h freigegeben werden - allerdings bei deutlich gesenktem Verbrauch: „Wir rechnen mit einer Effizienzsteigerung von 25 bis 30 Prozent“, sagt Segler. Davon profitieren auch weitere Neuheiten: Spätestens 2012 wird es den Motor auch in den Nachfolgern von M6 Cabrio und Coupé geben.

C-Coupé mit 487 PS

Einen ähnlich strammen Premieren-Plan hat die Mercedes-Tochter AMG. Der Sportableger aus Affalterbach bringt fast zeitgleich mit dem Coupé der C-Klasse im Juni eine AMG-Version des Zweitürers in den Handel. Sie kostet ab 72.590 Euro und bietet Schnellfahrern bis zu 487 PS aus einem 6,2-Liter-V8 mit Hochdrehzahl-Konzept. In 4,4 Sekunden soll das Auto damit auf Tempo 100 beschleunigen.

Nach den Sommerferien folgen zwei Roadster: eine AMG-Version des neuen SLK, vermutlich mit dem gleichen Motor wie in der C-Klasse, sowie eine offene Variante des SLS. Der büßt dann zwar seine charakteristischen Flügeltüren ein, bekommt dafür aber ein knappes Stoffverdeck, stellt AMG-Chef Ola Källenius in Aussicht. Parallel zu den Freiluftmodellen arbeitet das Unternehmen außerdem am nächsten Geländewagen: Die neue M-Klasse, die ihre Weltpremiere in diesem Sommer feiert, soll es bereits zum Jahresende auch als AMG-Modell mit dem neuen Biturbo-V8 und mehr als 500 PS geben.

Während diese Neuheiten vor allem der Bestandspflege dienen, will sich AMG genau wie die BMW M GmbH künftig in neue Segmente vortasten und in der Kompaktklasse mitmischen. Bislang hat der Mercedes-Werkstuner um die A- und B-Klasse einen Bogen gemacht: Diese Autos liefern laut Källenius „sicher nicht die richtige Basis für ein Performance-Modell“. Wenn allerdings nach der vergleichsweise konventionellen B-Klasse im Sommer 2012 die flache und muskulös gezeichnete A-Klasse startet, sehe das ganz anders aus: „Dann wird die Sache für uns interessant“, sagt Källenius. Ihm schwebt ein aufgeladener Vierzylinder mit deutlich mehr als 300 PS vor. Außerdem verkaufe sich der SLS so gut, dass der AMG-Chef über einen zweiten, hauseigenen Sportwagen nachdenkt: „Es ist nichts entschieden, aber als Idee ist das Thema reizvoll.“

Aufgefrischtes Portfolio bei Audi

Während die Konkurrenten in neue Nischen vorstoßen, bringt die Quattro GmbH bei Audi erst einmal ihr aktuelles Portfolio auf den neuesten Stand: Für die IAA im September in Frankfurt hat die VW-Tochter die Neuauflage des S8 angekündigt. Zum Jahreswechsel sollen dann die S-Versionen von A6 und A7 folgen. Schon jetzt am Start ist der neue RS3, der mit 340 PS zum König in der Kompaktklasse aufgestiegen ist. Allerdings liegt der 250 km/h schnelle Fünftürer mit 49.900 Euro beim Preis ebenfalls auf den Spitzenplätzen der Liga.

Obwohl die Ingenieure der Quattro GmbH mit diesen Premieren ordentlich ausgelastet sind, spielen sie nebenbei noch mit neuen Ideen. So hofft Entwicklungschef Stephan Reil auf Grünes Licht für einen Extremsportwagen im Geist des Quattro Concepts vom Pariser Salon 2010. Außerdem gibt es Überlegungen zu einem weiteren Ableger des Mittelmotor-Sportwagens R8: Wie das Coupé will Quattro zur IAA im September auch den Spyder als GT-Variante anbieten. Sie soll 560 PS leisten, dank vieler Karbonteile etwa 100 Kilo abspecken und rund 310 km/h schnell sein.

Dass die Werkstuner kräftig aufdrehen, dafür hat Branchenexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen eine einfache Erklärung: das gute Geschäft. „In dieser Nische gilt die Regel: Kleines Volumen, aber hohe Profite“, erläutert er. Die Kunden zahlten fast jeden Preis, damit sich ihr Auto von der Masse abhebt. Nach diesem Rezept verkaufe BMW im Jahr 17.000 M-Fahrzeuge und AMG etwa 25.000 nachgeschärfte Mercedes. „Gegenüber den mehr als eine Million Verkäufen der Muttermarken sind das Peanuts“, räumt Dudenhöffer ein. „Aber wenn man die Preisunterschiede zu den Serienmodellen berücksichtigt, sind es eben goldene Peanuts.“ (dpa)

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