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Studie: So umweltfreundlich sind Elektroautos wirklich

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Von: Rudolf Bögel

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Volvo XC 40 Recharge blau Frontansicht
Mit der Kraft der zwei E-Motoren ist der XC 40 ein echter Sprinter. 4,9 Sekunden von 0 auf 100, das sind Sportwagen-Zeiten. © Volvo

Wie umweltfreundlich ist ein Strom-Auto im Vergleich zu einem Verbrenner tatsächlich? Volvo hat es ausgerechnet. Mit verblüffenden Ergebnissen.

Mit Studien ist das so eine Sache. Zum einen stammt diese aus dem eigenen Haus. Genauer gesagt vom Volvo Sustainability Center. Zum anderen verraten sie auch unangenehme Wahrheiten. So auch in diesem Fall, dazu später mehr. Immerhin ehrt es den schwedisch-chinesischen Konzern, dass er als einer der ersten Autohersteller überhaupt so eine Lebenszyklus-Analyse gemacht und vorgelegt hat.

Skepsis ist beim Akku-Recycling angebracht

In die Berechnungen, wie stark der CO2-Abdruck des neuen XC 40 Recharge in Wirklichkeit ist, sind die Experten laut Volvo akribisch vorgegangen: „Untersucht wurde, wie sich das Fahrzeug über seinen kompletten Lebenszyklus auf die Umwelt auswirkt – von der Gewinnung der Rohstoffe, der Logistikkette, der Produktion und Montage, der Nutzungsphase bis hin zum Recycling der eingebauten und verwendeten Materialien.“ Beim Thema Wiederaufbereitung des Akkus ist allerdings Skepsis angebracht, weil man hier noch ganz am Anfang der Entwicklung steht es und es noch kaum eine tragfähige wirtschaftliche Lösung gibt.

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Wieso hat ein E-Auto überhaupt einen CO-2-Abdruck?

Im Gegensatz zum Verbrenner werden vor allem bei der Herstellung große Mengen des Klimakillers freigesetzt. Besonders viel Energie verschlingt dabei Lithium-Ionen-Batterie, aber auch aufwendig zu produzierende Materialien wie Aluminium verhageln die Bilanz. Und zwar gewaltig. Ein herkömmlicher Volvo XC 40 mit Benziner oder Diesel verursacht um 40 Prozent weniger Emissionen, bis er beim Verbraucher vorfährt.

Volvo XC 40 Recharge blau Innenraum Hamburger Oper im Hintergrund
Nüchtern das Interieur, praktisch das Infotainment-System. Jetzt sogar mit dem Google-Betriebssystem Android. © Volvo

Ab 47.000 Kilometern wird es umweltfreundlich – aber…

Doch dann dreht sich die Bilanz Stück für Stück. Denn im Betrieb sind die Verbrenner – wie der Name schon sagt – natürlich schmutziger als ein reines Elektroauto. Prinzipiell schlägt hier die Stunde des E-Autos. Wäre da nicht der Energiemix, mit dem der Strom hergestellt wird. Und da liegt der Hase im Pfeffer. Wenn man den günstigsten Fall annimmt, nämlich dass der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien hergestellt wird, dann ist der XC 40 Recharge nach 47.000 Kilometern emissionsmäßig auf Augenhöhe mit dem Verbrenner. Ab dann fährt das E-Auto immer tiefer und weiter in den grünen Bereich.

Volvo XC 40 Recharge blau Felge windschlüpfrig
Strömungsgünstige Felgen senken den Stromverbrauch, der auf 100 Kilometern zwischen 24 und 25 kWh liegt. © Volvo

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Spielverderber EU-Mix bei der Stromproduktion

Bingo, jubeln hier die Elektro-Jünger. Realistisch ist diese Annahme aber im Moment nicht. Denn wenn man ansieht, mit was der Strom in Europa zurzeit produziert wird, wächst diese Zahl schon auf 84.000 Kilometer. Beim so genannten EU-28-Mix (Stand: 7/2019) spielen nämlich die Erneuerbaren keine so große Rolle. Ihr Anteil liegt unter 20 Prozent. Hier dominieren noch Öl, Gas, Kohle und Atom. Noch übler sieht es aus, wenn man den globalen Energiemix ansieht, denn dann liegt der Öko-Break-Even erst bei 146.000 Kilometern. So ehrlich ist die Volvo-Studie dann schon, und nennt diese dann nicht mehr ganz so vorteilhaften Zahlen schon selbst.

Volvo XC 40 Recharge blau Kofferraum vorne
Motor raus, E-Antrieb rein. Dadurch ist mehr Platz im XC 40 Recharge. 31 Liter zusätzlich unter der Motorhaube. © Volvo

So viel Tonnen CO2 spart man tatsächlich

Unter dem Strich steht trotzdem: Selbst unter den ungünstigsten Bedingungen verursacht der Strom-XC-40 um vier Tonnen weniger CO2 als der Verbrenner. Der liegt auf den gesamten Lebenszyklus gerechnet bei 58 Tonnen, beim EU-Mix wären es nur 45 Tonnen und nur erneuerbar „aufgetankt“ sinkt diese Zahl auf 27 Tonnen und damit um mehr als auf die Hälfte.

Ein Schnäppchen ist dieses Auto aber nicht

Wer also Wert auf die Umwelt legt und persönlich zur Senkung des CO2-Ausstosses beitragen will, liegt mit dem Volvo Recharge nicht falsch. Ein gut ausgestattetes Konto vorausgesetzt. Denn – alter Schwede! – der Volvo kostet stattliche 62.000 Euro, die E-Prämie von 9.000 Euro noch nicht abgezogen. Ab dem Modelljahr 2022 soll er zwar um 2.000 Euro billiger werden. Ein Schnäppchen ist er dann zwar immer noch nicht unbedingt. Dafür aber macht das Fahren einen Riesen-Spaß.

Volvo XC 40 Recharge blau Autor Rudolf Bögel
Blau mit schwarzem Dach. In dieser Kombination sieht der XC 40 Recharge besonders elegant aus. Findet Autor Rudolf Bögel. © Volvo

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Die unbändige Kraft der zwei Elektromotoren

Bei dieser Power und Performance kann man getrost „Adé Verbrenner!“ rufen. Jeweils auf Vorder- und Hinterachse sitzt ein 204 PS starker Elektromotor, der das Auto intelligent auf allen vier Rädern antreibt. Und so ist dieser Volvo eine Macht auf den Straßen. Nicht nur die 4,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100 beeindrucken, sondern auch das mächtige Drehmoment, das mit 660 Nm anschiebt. Da reibt sich so mancher Sportwagenbesitzer verblüfft die Augen, wenn die 2,2 Tonnen Schwedenstahl und China-Aluminium blitzartig in Schwung kommen. Das ist Leistung satt. Nicht nur von unten heraus, sondern auch wenn man auf Landstraße bei Tempo 70 einen Lkw überholen will. Das bewältigt der Volvo so spielend, so kinderleicht, es fällt schwer, aus dem Auto wieder auszusteigen.

Und Google ist jetzt auch mit an Bord

Ansonsten unterscheidet sich der Elektro-XC-40 kaum vom normalen Verbrenner-Modell. Bis auf die Tatsache, dass es jetzt sogar vorne einen kleinen Kofferraum gibt. Einen so genannten Frunk. Ein Wort gebildet aus front und trunk. Der zusätzliche Platz unter der Motorhaube bietet zwar nur 31 Liter, aber immerhin. Geschuldet ist das der wesentlich kleineren, elektrischen Antriebseinheit. Und noch etwas ist neu. Das Infotainment-System läuft jetzt auf dem Google-Betriebssystem Android. Damit kann man seine gewohnten Dienste unkompliziert ins Auto mitnehmen. Die Verkehrsentwicklung in Echtzeit von Google Maps ist ohnehin nicht zu schlagen.

Volvo XC 40 Recharge blau Kofferraum geöffnet
Praktisch für alle, die was zu laden haben. Die Rückbank des XC 40 ist teilbar. Liegt sie flach, passen 1290 Liter rein. © Volvo

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Unser Fazit zum Volvo XC 40 Recharge

Hier muss man sich zwischen Herz und Hirn unterscheiden. Das grüne Herz sagt: „Sofort zuschlagen“. Der Rechner im Hirn sagt: „Das ist aber ein teures Vergnügen!“ Nicht ganz. Zwar muss man bei der Anschaffung ordentlich hinblättern, dafür sind die Betriebskosten (Verbrauch, Wartung, Steuerwegfall) wesentlich günstiger. Das rechnet sich über die Jahre. So bringt man Herz und Hirn dann doch zusammen. Und wenn man das Fahrvergnügen einbezieht, das fast auf Augenhöhe eines Sportwagens rangiert, dann dürfte eine etwaige Entscheidung noch leichter fallen.

  (Rudolf Bögel) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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