Zwischen Meilensteinen und Tippelschritten
Die Synodalversammlung in Frankfurt zur Reform der Kirche endet am Wochenende mit gemischter Bilanz.
Als Papst Franziskus vor zehn Jahren, am Abend des 13. März 2013, auf dem Balkon des Petersdoms die Nachfolge von Papst Benedikt XVI. antrat, tat er das als Mann der Hoffnung in einer Kirche der Krisen. Doch wer sich Lockerungen des Zölibats oder Priesterweihen für Frauen erhofft hatte, wurde auch von diesem Pontifex enttäuscht. Zuletzt kanzelte er den „Synodalen Weg“ der Katholikinnen und Katholiken in Deutschland ab.
Ungeachtet dieser Signale aus dem Vatikan haben katholische Bischöfe sowie Laiinnen und Laien drei Jahre lang im „Synodalen Weg“ über Reformen innerhalb ihrer Kirche diskutiert. In ihrem letzten Beschluss bei der fünften Synodalversammlung in Frankfurt am Samstag hat eine Mehrheit einem Text zugestimmt, der die deutschen Bischöfe dazu auffordert, sich in Rom für die Öffnung von Weiheämtern für Frauen einzusetzen. Die Versammlungsleitung sprach nicht nur deshalb von einem „Meilenstein“, wie der Limburger Bischof und Präsident des „Synodalen Weges“, Georg Bätzing, sagte. „Wir zeigen der Öffentlichkeit: Diese Kirche ist in der Lage, sich zu verändern.“ Der Theologe Daniel Bogner sprach hingegen von „Tippelschritten“. Ein paar Zwischentöne streute auch Bätzings Kollegin Irme Stetter-Karp vom Zentralkomitee der Katholiken ein: Die Beschlüsse seien für sie sowohl Ausdruck des „Noch-nicht-Erreichten“ als auch für Gelungenes.
Die Zweischneidigkeit liegt darin begründet, dass unklar bleibt, welche Wirkung die insgesamt 15 Beschlüsse der Synodalversammlung zu umstrittenen Themen wie der Aufhebung des Zölibats oder der Akzeptanz queerer Menschen in der Kirche entfalten können. Alle Beschlüsse sind nicht bindend für die 27 Diözesen in Deutschland, zudem enthalten einige der verabschiedeten Texte lediglich Prüfbitten an den Vatikan. Manche Texte wie jener zum Priestertum für Frauen waren schon im Vorfeld von der Bischofskonferenz entschärft - und neu darauf fokussiert worden, Frauen wenigstens zum Diakonat zuzulassen.
Bereits im September 2022 hatte die Synodalversammlung ein dauerhaftes synodales Gremium auf nationaler Ebene auf den Weg gebracht, das der Vatikan im Januar jedoch untersagt hat. Jetzt soll ein Zwischengremium die Arbeit aufnehmen, das den auf Dauer angelegten Synodalen Rat vorbereiten soll. Bätzing rief am Wochenende seine Kirche dazu auf, weltweit „synodal“ zu entscheiden - und nicht nur auf päpstliche Weichenstellungen zu warten.