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Im Zweifelsfall Krieg

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Droht dem Iran notfalls mit Krieg: Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu.
Droht dem Iran notfalls mit Krieg: Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu. © dapd

Jerusalem fürchtet das iranische Atomprogramm und will, dass die UNO Teheran noch schärfere Sanktionen auferlegt. Falls dies nicht passiert, könnte ein Angriff auf Ahmadinedschad und seine Landsleute folgen.

Von Gil Yaron

Israelis sind Luftschutzsirenen gewöhnt. Mindestens einmal im Jahr hält der Zivilschutz im ganzen Land eine große Übung ab und die Bevölkerung dazu an, sich mit den Schutzräumen bekanntzumachen. So war die Übung Donnerstagmorgen, bei der das Szenario eines Raketenangriffs auf Tel Aviv und die Verteilung von Gasmasken geübt wurden, nichts Besonderes. Wären da nicht die anderen Zeichen, die immer mehr Bürger besorgt nachfragen lassen, ob ihre Regierung sich auf einen Präventivschlag gegen Iran vorbereitet. Jerusalem fürchtet das Atomprogramm, weil es vermutlich militärischen Zwecken dient und der Iran offen die Vernichtung Israels fordert.

Es begann mit einer reißerischen Überschrift vergangenen Freitag in der auflagenstärksten Tageszeitung Yedioth Aharonot. Dort warnte Israels bekanntester Journalist Nahum Barnea davor, dass Verteidigungsminister Ehud Barak und Premier Benjamin Netanjahu sich bereits entschlossen hätten, den Iran anzugreifen. Danach überschlugen sich die Ereignisse. Israel testete eine ballistische Rakete, laut ausländischen Quellen eine verbesserte Version der „Jericho 3“ mit 7?000 Kilometern Reichweite und der Fähigkeit, nukleare Sprengköpfe zu tragen. Laut ausländischen Quellen soll Israel rund 200 Atombomben besitzen.

Vorwürfe gegen Teheran

Kurz darauf gab die Armee bekannt, dass 16 Kampfbomber vom Typ F-16 des 117. Geschwaders über Sardinien ein Manöver abgehalten hätten. Es habe das Auftanken in der Luft, Luftraumüberwachung und den Angriff weit entfernter Ziele erprobt. Alles, was für einen Angriff auf den Iran notwendig wäre. In der Knesset äußerte sich dann auch Netanjahu: „Iran versucht weiterhin, sich atomar zu rüsten“, sagte der Premier und fuhr fort: „Iran mit Atombomben ist eine Gefahr für den Nahen Osten und die ganze Welt. Und stellt natürlich auch für uns eine schwere, direkte Bedrohung dar.“ Wenige Sätze später erläuterte Netanjahu Israels Verteidigungsdoktrin: „Wenn jemand Dich umbringen will, töte ihn zuerst.“

Zu den Nachrichten aus Israel gesellte sich ein Bericht des britischen Guardian. Während in Israel berichtet wurde, dass die USA versuchten, Israel von einem Angriff auf den Iran abzuhalten, meinte der Guardian, dass Großbritannien in Vorbereitung eines Angriffes der USA auf Iran mehr Schiffe in den Persischen Golf entsenden will. Hinzu kommt, dass der britische Verteidigungsminister Jerusalem unlängst einen Besuch abgestattet hat, während der israelische, Ehud Barak, derzeit in London weilt.

Der Iran reagierte umgehend. Außenminister Ali Akbar Salehi sagte, Drohungen seien nichts Neues: „Wir sind auf einen Krieg mit Israel vorbereitet.“ Man werde die „Zionisten“ empfindlich strafen, sagte Generalstabchef Hassan Firouzabadi, der Israel eine „böse Überraschung“ in Aussicht stellte. „Falls die Zionisten angreifen, werden die Amerikaner auch getroffen werden“, sagte der General.

Nervöse Debatte

Israels Führung bemühte sich, die Lage zu beruhigen. Der Raketentest, das Luftwaffenmanöver und die Zivilschutzübung seien seit Monaten in Planung gewesen, sagte ein Armeesprecher. Barak sagte im Armeeradio, es „sei Unfug anzunehmen, dass in Israel zwei Personen allein eine Entscheidung wie einen Angriff auf den Iran“ beschließen könnten. Minister empörten sich über die Debatte und den Wettlauf um kriegstreibende Sensationsmeldungen, die der Artikel in Yedioth in Israels Medienlandschaft losgetreten habe. Hochrangige ehemalige Offiziere wie Geheimdienstchef Meir Dagan warnten vor einer Katastrophe, falls Israel tatsächlich allein gegen Teheran vorgehe.

Die meisten Experten werten die neue Aufmerksamkeit als Säbelrasseln, das die Welt auf eine entscheidende Sitzung der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO vorbereiten soll. Am 8. November wird dem Atom-Forum der Uno ein Bericht vorgelegt. Der soll angeblich feststellen, dass Irans Atomprogramm große Fortschritte gemacht hat und militärische Anwendungen der Atomenergie erforscht würden. Israel will, dass die UNO Teheran noch schärfere Sanktionen auferlegt, um das Programm zu stoppen.

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