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„Katastrophale Verluste“ für Russland in Wuhledar – doch Putin lobt seine Streitkräfte

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Von: Felix Durach

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Russlands Streitkräfte haben offenbar „katastrophale Verluste“ in der Stadt Wuhledar erlitten. Doch Präsident Putin stärkt seinem Verteidigungsministerium den Rücken.

Moskau – Die offensiven Erfolge der russischen Streitkräfte in der Ukraine sind in den vergangenen Monaten rar geworden. Lediglich die Eroberung der Kleinstadt Soledar durch russische Soldaten und Wagner-Söldner stellt einen der wenigen Gebietsgewinne im Ukraine-Krieg seit dem Sommer 2022 dar. Um die Städte Bachmut und Wuhledar in der Region Donezk dauern derweil erbitterte Kämpfe an. Entlang der Frontlinie kommt es dabei zu einem extrem hohen Materialverschleiß und unzähligen Opfern.

Ukraine-Krieg: „Katastrophale Verluste“ für Russland in Wuhledar – doch Putin lobt seine Streitkräfte

Der US-Thinktank „Institute for the Study of War“ (ISW) spricht mit Blick auf die Kämpfe um Wuhledar von „katastrophalen Verlusten“ in den Reihen der russischen Streitkräfte. Die Kleinstadt (ca. 14.000 Einwohner vor dem Krieg) könnte für Moskau zum Truppen-Grab werden. Russische Hardliner äußern deswegen bereits scharfe Kritik an der russischen Militärführung für das Vorgehen in der Region Donezk. Doch Russlands Präsident Wladimir Putin schenkt den Verlusten kaum Beachtung und stärkt dem Verteidigungsministerium den Rücken, wie merkur.de berichtet.

Der Kreml-Chef sagte zu Beginn der Woche im russischen Staats-TV: „Die Marineinfanterie funktioniert im Moment so, wie sie sollte.“ Putin gab weiter zu Protokoll, dass die Pazifische und Nördlichen Flotten „heroisch kämpfen“ würden. Nach Ansicht der ISW-Experten lobte der russische Präsident bewusst die Flotten, um von den erheblichen Verlusten von gepanzerten Fahrzeugen abzulenken, welche die 155. Marineinfanterie-Brigade der Pazifikflotte bei den Kämpfen um Wuhledar erlitten hatte.

Wladimir Putin soll das Internet nach Beleidigungen gegen ihn durchforsten lassen.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat dem russischen Verteidigungsministerium den Rücken gestärkt. © IMAGO/Mikhail Metzel/Kremlin Pool

Mit seinen Aussagen stellt sich der russische Präsident auch hinter das Verteidigungsministerium um Sergei Schoigu. Dieses hatte bisher keine Aussagen zu den Verlusten in der Region getätigt und lediglich betont, dass man eine erfolgreiche Offensive auf Wuhledar ausführen werde.

Über 5000 Soldaten verloren: Kritik an russischer Militärführung wird lauter

Die russischen Verluste sind nach Angaben der ukrainsichen Streitkräfte in Wuhledar jedoch enorm. Der Bezirksleiter der ukrainischen Verteidigungskräfte, Oleksiy Dmytrashkivsky, sprach zuletzt davon, dass über 5000 russische Soldaten getötet, verwundet oder in Gefangenschaft genommen wurden und somit nicht mehr an den Kämpfen teilnehmen könnten. Hinzu berichtete der ukrainische Offizielle auch von schweren Verlusten in der ukrainischen Bewaffnung. Die Streitkräfte des Kremls hätte bei Wuhledar 130 verschiedene Kriegsgeräte verloren – darunter alleine 36 Panzer. Die Erfolge sollen dabei zumindest teilweise auf eine neue Minen-Taktik zurückzuführen sein. Unabhängig überprüfen lassen sich die Informationen der ukrainischen Seite aktuell nicht.

Doch auch russische Militärblogger hatten immer wieder von erheblichen russischen Verlusten berichtet und deswegen das Verteidigungsministerium kritisiert. Dieses würde nicht aus den gesammelten Erfahrungen im Ukraine-Krieg lernen und immer wieder die gleichen Fehler bei Offensivaktionen machen.

Auch der Kreml-Kritiker und frühere russische Separatistenführer Igor Girkin bestätigte auf seinem Telegram-Kanal die Verluste. „All diese Verluste erwiesen sich als ‚einseitig‘ – die Ukrainer schossen auf die Angreifer wie in einer Schießbude“, so Girkin. Der Wagner-nahe Telegram-Kanal „Grey Zone“ sieht in den Angriffen auf Wuhledar hingegen einen verzweifelten Versuch der russischen Armee, die Erfolge der Wagner-Söldner in Soledar zu nachzueifern.

Zeichen in Richtung Wagner-Söldner – Putin will Wuhledar weiter einnehmen

Die Privat-Armee um ihren Chef Jewgeni Prigoschin hatte die Eroberung der Kleinstadt im Norden von Bachmut für sich beansprucht und als eigenen Erfolg verkauft. „Putins Koch“ meldete bereits mehrere Tage vor dem russischen Verteidigungsministerium die Einnahme der Stadt. Doch auch die Wagner-Gruppe erlitt bei den Kämpfen massive Verluste. Das lag wohl auch an der Taktik der Söldner, bei der schlecht ausgebildete Rekruten regelrecht als „Kanonenfutter“ in den vorderen Angriffsreihen agieren. Putin schrieb die Einnahme öffentlich jedoch dem russischen Verteidigungsministerium zu.

Wie die ISW-Experten analysierten, könnten die Aussagen des russischen Präsidenten mit Blick auf Wuhledar auch weitere Unterstützung für die dort stationierten Truppen angekündigt haben. „Putin hat möglicherweise seine andauernde Unterstützung für die russischen Streitkräfte dort signalisiert, um die Nachrichten von erheblichen Niederlagen konventioneller russischer Einheiten in kritischen Abschnitten der Front auszugleichen“, hieß es in dem Lagebericht des ISW weiter. (fd)

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