Wo kommt unser Strom her?

FR Klima wirft einmal im Monat einen Blick auf unsere Energieerzeugung: In Zusammenarbeit mit dem Thinktank Agora Energiewende bereiten wir die aktuellsten Daten zum Strommix in Deutschland auf. Diesmal blicken wir auf die Gesamtbilanz des Jahres 2022.
Im Jahr 2022 stiegen die Treibhausgasemissionen der deutschen Energiewirtschaft das zweite Jahr in Folge an. Kraftwerke verursachten rund acht Millionen Tonnen CO2 mehr als 2021 und stießen insgesamt 255 Millionen Tonnen CO2 aus – trotz eines Rückgangs beim Stromverbrauch um drei Prozent. Damit wurde das gesetzlich festgelegte Klimaziel für die Energiewirtschaft von 257 Millionen Tonnen CO2 nur knapp erreicht.
Der Anstieg der Emissionen ist in erster Linie auf die Rückkehr der Kohle zurückzuführen: Zum einen war die Kohleverstromung aufgrund hoher Preise günstiger als der Einsatz von Erdgaskraftwerken. Zum anderen waren 2022 als Reaktion auf Gas-Versorgungsengpässe Kohlekraftwerke zurück ans Netz geholt worden, sodass Ende 2022 2 Gigawatt mehr Kohlekapazitäten im Markt waren als Ende 2021. Insgesamt stieg der Anteil von Braun- und Steinkohle am Strommix 2022 auf knapp ein Drittel.

Die Erneuerbaren Energien erreichten dank eines besonders wind- und sonnenreichen Jahres einen neuen Rekord und verhinderten so, dass die Energiewirtschaft ihr Klimaziel verfehlte. Die Stromerzeugung aus Windkraft- und Solaranlagen stieg gegenüber 2021 um zehn Prozent auf 248 Terawattstunden.
Insgesamt erzielten Erneuerbare Energien im vergangenen Jahr einen Anteil von 46 Prozent am Stromverbrauch. Die Windkraft blieb mit 126 Terawattstunden größter Stromlieferant unter den Erneuerbaren und kam auf einen Strommix-Anteil von 23 Prozent.
Die Ausbaukrise der Windenergie hielt mit einem Zubau von lediglich 2,4 Gigawatt weiter an. Zudem gab es bei neun von zehn Windkraft- und Solar-Ausschreibungen weniger Gebote als Kapazitäten ausgeschrieben waren, sodass der Zubau ohne weitere politische Schritte auch in den kommenden Jahren hinter den Erfordernissen zurückzubleiben droht
Um den Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch von aktuell 46 Prozent auf den 2030-Zielwert von 80 Prozent zu steigern, muss der jährliche Zubau verdreifacht werden.
Agora Energiewende ist ein unabhängiger Thinktank, der wissenschaftlich fundierte und politisch umsetzbare Wege zur Klimaneutralität erarbeitet. Die Grafik basiert auf Daten von www.agora-energiewende.de/service/agorameter. FR