„Teufel müssen zerstört werden“: Putin-Propagandisten sehen Russland als Gottes Waffe im „Heiligen Krieg“
Wladimir Solowjow bemüht im russischen TV die Erzählung von Sodom und Gomorrha – kurz vor Ostern wird die Sprache in seinem Polit-Talk biblisch.
New York – „Ich schaue russisches Fernsehen, damit Ihr Euch das nicht antun müsst.“ Das steht im Twitter-Profil von Julia Davis. Ihr jüngstes Fundstück ist ein biblisches Kammerspiel – mit dem Teufel persönlich sowie Kanzler Olaf Scholz. Regie führte Wladimir Solowjow, Top-Propagandist im Sinne des Kremlchefs Wladimir Putin.
Solowjow hat im Sender Rossija 1 seinen Politik-Talk „Sonntagabend“. Davis wiederum ist eine in der Ukraine geborene Journalistin, die inzwischen in den USA lebt und den „Russian Media Monitor“ gegründet hat, für den Fachleute das Gebaren der russischen Medien beobachten. Biblisch wurde es in der „Sonntagabend“-Ausgabe zwei Wochen vor Ostern.

„Kiew sollte vernichtet werden“, findet Solowjow in dieser Ausgabe. Der Ex-Politiker Igor Markow schlägt noch ein Ultimatum an die ukrainische Regierung vor, aber der Moderator unterbricht ihn: „Quatsch, wir sollten sie von der Landkarte streichen!“ Das Gleiche gelte für Charkiw, Odessa und andere ukrainische Städte, denn, so Solowjow: „Man kann die Unreinen nur mit heiligem Feuer bekämpfen. Das wird vom Himmel kommen. Flammen und Schwefel – wie bei Sodom und Gomorrha.“
Biden, Scholz und von der Leyen sind laut russischem Moderator hinter dem Teufel her
Der russische Politiker Pawel Astachow findet die Vorstellung gut: „Ich las darüber vergangene Woche in der Bibel. Ostern ist schon in zwei Wochen. Der wichtigste christliche Feiertag. Diese zwei Wochen werden die größte Herausforderung in der modernen Geschichte. Mit dem Teufel kann man nicht verhandeln!“ Ganz genau, stimmt Solowjow ein. Astachow legt nach. „Es wäre ein Deal mit dem Teufel, hinter dem Selenskyj mit seinen Handlangern Biden, Scholz und von der Leyen her ist“ – bevor Solowjow ausruft: „Sie sind die Teufel und müssen zerstört werden!“
Der russische Moderator schließt diesen Debattenpunkt aber nicht ohne einen Ausblick: „Ein Bajonett im Hintern eines Satanisten ist wirksam. Darum geht es im Alten Testament. Der Teufel ist immer stark. Es waren gewaltige Anstrengungen nötig, um Hitler zu besiegen. Beten allein hilft nicht“, warnt er mit geballter Faust. Der gesamte Ausschnitt mit englischen Untertiteln hier:
EU belegt russischen Moderator Solowjow mit Sanktionen
Die EU und Kanada haben Solowjow im Zuge des Ukraine-Kriegs mit Sanktionen belegt. Ob die USA das auch getan hätten?, wollte ein Leser in Davis‘ Twitter-Thread wissen. „Soweit ich weiß nicht“, antwortete sie. Der Business Insider hingegen erwähnte vergangenen September US-Sanktionen gegen Solowjow, eben wegen dessen Propaganda.
Die Duma plante unterdessen am Montag (3. April) noch weitere Gesetzesverschärfungen. Hintergrund war das Attentat auf einen kremlnahen Militärblogger. Die Änderungen beträfen nicht nur Terroranschläge selbst, sondern auch Beihilfe und Terror-Propaganda, kündigte der Abgeordnete der Kremlpartei Geeintes Russland an.
Russlands Staatsfernsehen und seine Rolle im Ukraine-Krieg
Die Journalistin Marina Owsjannikowa hatte im März 2022 den Live-Protest im russischen Staatsfernsehen gegen den Ukraine-Krieg gewagt. Russland verhängte Geldstrafen gegen sie. Die Verbreitung der russischen Staatsmedien RT und Sputnik ist in der EU sei Anfang März 2022 verboten, weil ihnen Kriegspropaganda vorgeworfen wird. Im Juli 2022 scheiterte RT France mit seiner Klage gegen das EU-Sendeverbot vor dem Europäischen Gerichtshof. Auch der Ableger RT Deutschland darf hierzulande nicht senden.
Blinken und Lawrow telefonieren im Fall Gershkovich
Aber auch der Fall Evan Gershkovich ist in Bewegung. US-Außenminister Antony Blinken forderte zuletzt in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow, den in Russland inhaftierten Mann sofort freizulassen. Lawrow antwortete, ein Gericht werde über „das künftige Schicksal“ von Gershkovich entscheiden und zugleich „den Medienrummel“ im Westen um die Festnahme Gershokovichs beklagt – laut ihm ein Versuch, „diesem Fall eine politische Dimension zu verleihen“.
Der russische Geheimdienst FSB hatte am Donnerstag (30. März.) Gershkovichs Festnahme verkündet. Der Korrespondent des Moskauer Büros des Wall Street Journal stehe im Verdacht der „Spionage im Interesse der amerikanischen Regierung“. Die Zeitung und die US-Regierung haben die Anschuldigungen entschieden zurückgewiesen. US-Präsident Joe Biden hatte bereits am Freitag die sofortige Freilassung Gershkovichs gefordert. (frs)