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Er will sich „einschmeicheln“: Warum Putin die Anklage gegen Trump nicht kommentiert

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Von: Franziska Schwarz

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Kremlsprecher Peskow teilte mit, dass Russland sich nicht in die Angelegenheiten anderer Länder einmischt. Das Schweigen Putins hat aber wohl andere Gründe.

Moskau/New York – Wladimir Putin schweigt bislang vornehm zur Anklage gegen Donald Trump. Russland mische sich nicht in die Angelegenheiten anderer Länder ein, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dazu. Auch nicht in die der USA mit Trump-Nachfolger Joe Biden. Doch so simpel lässt sich die Angelegenheit nicht abtun.

Experten schilderten dem US-Nachrichtenmagazin Newsweek zahlreiche mögliche Gründe, warum der Kremlchef sich in Bezug auf Trump zurückhält. Schließlich hat sich Russlands Präsident in der Vergangenheit sehr wohl öffentlich zu US-Angelegenheiten geäußert. Beispiele sind die Black-Lives-Matter-Bewegung oder der Sturm auf das Kapitol. Der britische Independent beobachtet jetzt aber deutliche Häme über Trump in den russischen Medien – und das ist ein Fingerzeig.

Putin will sich mit dem Schweigen zur Trump-Anklage bei den Republikanern einschmeicheln

„Seit Sowjetzeiten behauptet Moskau ziemlich selbstgerecht, dass es sich im Gegensatz zu Washington nicht in innere Angelegenheiten einmischt – obwohl es das stets tat“, sagte Mark Katz, Professor an der George Mason University, zu Newsweek. Putin will sich mit dem Schweigen zur Trump-Anklage bei den Republikanern „einschmeicheln“, so – im Wesentlichen – seine These.

Vieles deutet darauf hin, dass Putin den Ex-US-Präsidenten Trump dem aktuellen Staatsoberhaupt Biden vorzieht. Trump wiederum hatte sich trotz des Ukraine-Kriegs weiterhin positiv über Putin geäußert. Putin wollte US-Geheimdiensten zufolge Trump bei der US-Wahl 2020 zu einer zweiten Amtszeit verhelfen. 

Wladimir Putin und Donald Trump im Jahr 2019
Wladimir Putin (l.) und Donald Trump im Jahr 2019 © Lukas Coch/dpa

„Nur politische Forderungen“– Putins Kommentar zum Sturm auf das US-Kapitol

Newsweek verwies auf eine Pressekonferenz Putins im Juni 2021 in Genf. Ein Reporter habe den Kremlchef nach den russischen Razzien gegen Oppositionelle gefragt. Putin spielte in seiner Antwort auf die Black-Lives-Matter-Bewegung an: Derartige „Unordnung, Störung, Gesetzesverstöße“ wolle man in Russland vermeiden. Anschließend erwähnte er den Sturm auf das US-Kapitol – hier stellte er es infrage, ob die Randalierer wirklich hätten verhaftet werden müssen. Denn sie seien nur mit „politischen Forderungen“ gekommen, doch dann als „einheimische Terroristen“ behandelt worden.

Putin verlässt sich in Propaganda-Fragen auf das russische Staatsfernsehen

Der Polit-Stratege Jason Jay Smart betonte in der Frage noch, dass die USA bei Konflikten üblicherweise auf offizieller Ebene sprächen. Russland täte das nicht. „Stattdessen lässt der Kreml seine Meinung von staatlichen Fernsehsendern verbreiten“, sagte er zu Newsweek., „Sie erlauben den TV-Stationen, darüber zu berichten, dass Biden vielleicht Alzheimer hat, dass er zu alt ist, und so weiter. Solche Aussagen kommen normalerweise nicht vom Kreml selbst.“

Russlands-Staats-TV lacht in der Prime Time über die Trump-Anklage

Zu diesem Aspekt lieferte der Independent jetzt interessante Beobachtungen. Laut der Zeitung überschütteten russische Sender Trump seit seiner Anklage mit Häme. Putins Top-Propagandist Wladimir Solowjow war zur Prime Time ganz vorne dabei. In seinem Polit-Talk „Sonntagabend“ freute er sich laut dem Bericht über die Vorstellung von Trump in Gefängniskleidung. Auch Rossiya-1-Moderatorin Olga Skabejewa feixte: „Trump trägt vielleicht bald einen orangefarbenen Overall und Handschellen. Wir besorgen uns schon einmal Popcorn!“

Putin will Trump als „starken Führer“ und „Freund Russlands“ sehen

Ein Indiz dafür, dass sich Putins Verhältnis zu Trump dreht? David Silbey, Geschichts-Professor an der Cornell University, hatte diese Sendungen vor dem Gespräch mit Newsweek vielleicht nicht gesehen. Seiner Meinung nach ist Putin ein bestimmter Diskurs am liebsten: „Dass Trump ein starker Führer und ein Freund Russlands ist, und dass die USA aktuell im Chaos versinken.“ Deshalb schweige er nun, denn Trumps Fall verdeutliche, dass „in den USA niemand über dem Gesetz steht, und das will Putin den Russen wirklich nicht ans Herz legen. Das lässt Trump schwach aussehen.“

Im Januar hatte sich Trump damit gebrüstet, er könne Russlands Invasion in die Ukraine sofort beenden, wenn er nur Präsident wäre. Die Aussage griff der Kreml damals dankbar auf und verbreitete sie weiter. (frs)

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