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Wie erkläre ich Kindern den Krieg?

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Frankfurt, 16.04.2022
Frankfurt, 16.04.2022 © Michael Schick

Der Krieg gegen die Ukraine beschäftigt Kinder ebenso wie Erwachsene. Wichtig ist, ihre Fragen sachlich und ehrlich zu beantworten und ihnen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, schreiben die Projekt-Managerinnen der Berghof Foundation, Nicole Rieber und Daniela Bold.

Der Krieg in der Ukraine beschäftigt uns alle, in besonderer Weise auch Kinder und Jugendliche. Sie sehen vermehrt Kriegsbilder in den Nachrichten und sind mit Videos auf Instagram und Tiktok konfrontiert, die die verheerenden Ausmaße des Krieges zeigen. Sie haben Angst, und sie spüren zusätzlich große Verunsicherung bei ihren Eltern und Lehrer:innen. Vor diesem Hintergrund bedürfen ihre Sorgen und Fragen in diesen Zeiten unserer besonderen Aufmerksamkeit.

Die gesteigerte Verunsicherung und die Ängste von Kindern und Jugendlichen beobachten wir auch in unserem Onlineportal www.frieden-fragen.de. Die Websiteaufrufe sind in den letzten Wochen sehr stark angestiegen, frieden-fragen.de verzeichnet aktuell bis zu 33 000 Besucher:innen täglich.

Kinder und Jugendliche fragen uns, ob der Krieg jetzt auch nach Deutschland kommt. Oder sie möchten Hintergründe verstehen, zum Beispiel warum Putin eigentlich die Ukraine angreift oder was eine Atombombe ausrichten könnte. Andere Kinder wollen herausfinden, was sie tun können. Leon (14) fragte uns, „Was kann ich tun, wenn ich so viel Angst vor Krieg habe?“, und Mascha (11) schrieb, „Wie kann man jetzt als Kind helfen? Ich würde es nämlich gerne tun!“

Auf frieden-fragen.de geben wir bereits seit 2005 Kindern und Jugendlichen individuelle und altersgerechte Antworten, die sich am Stand der Wissenschaft und an Werten wie Frieden, Menschenrechte und Gewaltfreiheit orientieren. Der Krieg in der Ukraine fordert viele Erwachsene und auch uns ganz besonders heraus, wenn es um die Frage geht, wie man Kindern Krieg erklärt.

Die Autorinnen, die Serie

Nicole Rieber und Daniela Bold sind Projekt-Managerinnen bei der Berghof Foundation und arbeiten als Redakteurinnen bei www.frieden-fragen.de.

Die Menschen in der Ukraine brauchen Frieden, aber es herrscht Krieg. Welche Wege können zum Frieden führen?

In der Serie #Friedensfragen suchen Expertinnen und Experten nach Antworten auf viele drängende Fragen. Dabei legen wir Wert auf eine große Bandbreite der Positionen – die keineswegs immer der Meinung der FR entsprechen.

Unsere Erfahrung und Forschung zeigen, dass man zuerst einmal Kindern und Jugendlichen zuhören sollte, was ihre Fragen sind und was sie im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine bewegt. Denn ihre Fragen zeigen, dass Kinder unterschiedliche Gedanken und Ängste beim Thema Krieg haben. Während das eine Kind Angst vor einem Krieg hat, steht bei einem anderen vielleicht der Wunsch zu helfen im Vordergrund.

Wichtig ist, Fragen sachlich und ehrlich zu beantworten, möglichst ohne zu emotional zu werden. Denn natürlich müssen wir gerade jüngeren Kindern ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, aber ihre Sorgen und Ängste dabei stets ernst nehmen. Das bedeutet, ihnen deutlich zu machen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass der Krieg nach Deutschland kommen wird. Hier kann man sich auf Aussagen von Politiker:innen und Wissenschaftler:innen stützen, aber auch deutlich machen, dass sich viele Staatschefs und Diplomat:innen für den Frieden einsetzen.

Zudem ist es wichtig, mit Kindern nur so viel über den Krieg zu sprechen, wie sie selbst auch nachfragen. Bieten Sie ihnen einen Raum an, in dem über ihre Sorgen und Ängste gesprochen werden kann. Dafür gibt es als ein kostenloses Sorgentelefon speziell für Kinder auch die Nummer gegen Kummer (Kinder- und Jugendtelefon: 116 111/ Elterntelefon: 0800-11 10 55 0). Hier können Kinder und Jugendliche ihre Ängste und Sorgen anonym äußern und werden professionell beraten.

Kinder sollten Nachrichten nicht alleine schauen, sondern gemeinsam mit erwachsenen Bezugspersonen. Dabei eignen sich natürlich besonders Nachrichten, die speziell für Kinder aufbereitet sind, wie etwa ZDF Logo. Es ist aber auch völlig in Ordnung, sich auch in schwierigen Zeiten mit schönen Dingen – Freunde treffen, draußen spielen – zu beschäftigen.

Aus friedenspädagogischer Perspektive ist es trotz Krieg und Gewalt wichtig, Kindern und Jugendlichen Handlungsoptionen aufzuzeigen und einen positiven Ausblick zu ermöglichen. Dabei ist die Orientierung am Leitwert Frieden entscheidend. Auf frieden-fragen.de zeigen wir in Beispielen, dass es sich lohnt, sich für den Frieden einzusetzen. So bekommt auch Mascha ihre Antwort von uns: „Du kannst mit großen und kleinen Aktionen ein Zeichen für den Frieden setzen. Auf frieden-fragen.de haben wir Beispiele von Friedensaktionen von verschiedenen Schulklassen gesammelt: Demonstrationen mit Plakaten und Luftballons oder eine Postkartenaktion.“

Nicole Rieber und

Daniela Bold sind Projekt-Managerinnen bei der Berghof Foundation und arbeiten als Redakteurinnen bei www.frieden-fragen.de.

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