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Westliche Staaten fürchten Terroranschlag in der Türkei

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Von: Gerd Höhler

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Mehrere westliche Länder haben ihre diplomatischen Vertretungen in Istanbul und Ankara geschlossen. Hier das deutsche Konsulat in Istanbul.
Mehrere westliche Länder haben ihre diplomatischen Vertretungen in Istanbul und Ankara geschlossen. Hier das deutsche Konsulat in Istanbul. © Imago

Ankaras Regierung reagiert empört auf Schließung diplomatischer Vertretungen / USA warnen vor Attentat in Istanbul

Mehrere westliche Länder haben ihre diplomatischen Vertretungen in Istanbul und Ankara geschlossen. Sie warnen ihre Staatsbürger vor einem drohenden Terroranschlag. Die türkische Regierung reagiert empört.

Auch die Tore des deutschen Generalkonsulats in Istanbul sind seit Donnerstag geschlossen. Stählerne Absperrgitter halten Passanten fern. Vor dem Gebäude steht ein gepanzertes Fahrzeug der türkischen Polizei. Das Auswärtige Amt warnt Türkeireisende in Istanbul zu „besonderer Vorsicht im Innenstadtbereich“, vor allem in der Gegend um den Taksim-Platz und die Einkaufsstraße Istiklal. Dort starben erst im November 2022 sechs Menschen bei der Explosion einer Bombe. Auch andere Länder gaben Sicherheitswarnungen heraus und schlossen ihre Konsulate in Istanbul. Die Schweiz und Schweden machten außerdem ihre Botschaften in Ankara dicht.

Der Grund seien „präzise und konkrete“ Hinweise auf ein geplantes Attentat, heißt es in Kreisen westlicher Diplomat:innen. Die Schweiz spricht von „greifbaren Informationen über einen drohenden Terroranschlag“. Es handelt sich also um mehr als eine allgemeine Vorsichtsmaßnahme. Bereits in der vergangenen Woche hatten Deutschland, Schweden, Norwegen, Dänemark und die USA ihre Staatsbürger:innen vor einem erhöhten Anschlagsrisiko in der Türkei gewarnt. Offenbar haben sich die Erkenntnisse weiter konkretisiert. Am Montag verschärften die USA ihre Warnung und fokussierten sie auf Istanbul.

Soylu sieht „Verschwörung“

Die Informationen kommen nicht aus türkischen Sicherheitskreisen. Westliche Diplomaten lassen durchblicken, dass die Erkenntnisse von ausländischen Geheimdiensten stammen. Vor allem die USA werden genannt. Sie haben offenbar konkrete Hinweise auf geplante Vergeltungsschläge in Istanbul nach mehreren islamfeindlichen Aktionen in Europa. In Schweden und Dänemark verbrannten rechtsextreme Aktivisten im Januar einen Koran. Hintergrund ist das seit Monaten andauernde Tauziehen um den Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands. Die Türkei blockiert die Aufnahme der beiden Länder. Sie wirft ihnen vor, „Terroristen“ Unterschlupf zu gewähren.

Die Türkei reagierte empört auf die Sicherheitswarnungen der westlichen Länder. Das Außenministerium bestellte neun westliche Botschafter ein. Außenminister Mevlüt Cavusoglu warf den Auslandsvertretungen am Freitag vor, sie wollten mit ihren Sicherheitswarnungen „ein Bild erzeugen, wonach die Türkei instabil ist und es eine Terrorgefahr gibt“. Das sei „unvereinbar mit Freundschaft und Partnerschaftlichkeit“.

Innenminister Süleyman Soylu warf den USA und dem Westen „psychologische Kriegsführung“ gegen die Türkei vor. Er sprach von einer „Verschwörung“, deren Ziel es sei, den Türkei-Tourismus zu zerstören. „Wir wissen, wer die Terrororganisationen mit Geld, logistischer Unterstützung und Personal füttert, es sind die USA und der Westen“, sagte Soylu. An den US-Botschafter gerichtet, sagte Soylu: „Lassen Sie Ihre dreckigen Hände von der Türkei!“

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