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Ukraine-Krieg: Nur wenige rechtsradikale Soldaten im Kampf gegen Russland

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Von: Peter Rutkowski

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Rein zahlenmäßig sind unter den Soldaten der ukrainischen Armee nur wenige mit rechter Gesinnung zu finden.
Rein zahlenmäßig sind unter den Soldaten der ukrainischen Armee nur wenige mit rechter Gesinnung zu finden. © AFP

Neonazis spielen laut Fachleuten bei dem Widerstand gegen Russland kaum eine Rolle – auch nicht in der Gruppe der ausländischen Freiwilligen.

Kiew – Am dritten Tag des Krieges, dem 27. Februar 2022, initiierte die ukrainische Regierung die „Internationale Legion zur Verteidigung der Ukraine“ nach einem Aufruf von Präsident Wolodymyr Selenskyj offiziell. Zu diesem Zeitpunkt kämpften bereits seit Jahren Ausländer aufseiten der ukrainischen Streitkräfte im Donbass.

Am 6. März verkündete Außenminister Dmytro Kuleba, dass sich bereits mehr 20.000 Freiwillige aus aller Welt gemeldet hätten, um zu helfen, die russische Invasion aufzuhalten. Am 1. April stoppten die Behörden vorläufig die auswärtige Rekrutierung. Bevorzugt werden Veteranen mit Expertise an westlichem Gerät und didaktischen Fähigkeiten.

Ukrainische Armee: Nazis stellen kleine Minderheit dar

Die „Legionäre“ sind nach der gültigen Definition keine Söldner. Der monatliche Sold soll um die 220 Euro betragen. Westliche Söldner würden für dieses Geld nicht einmal eine Uniform anziehen. Da manche Staaten militärisches Engagement ihrer Staatsbürger unter anderer Fahne als kriminell verfolgen, hat Kiew den „Internationalen“ die ukrainische Staatsbürgerschaft angeboten.

In linken Kreisen werden die ausländischen Freiwilligen manchmal als Rechtsradikale bezeichnet. Tatsächlich hat die ukrainische Asow-Bewegung schon Jahre vor der Maidan-Revolution Ultrarechte aus aller Welt mit ihren extensiven Sommerfestivals angezogen. Die schwache Rechtsstaatlichkeit post-sowjetischer Nationen ermöglichte dort allerlei Freiräume, die im Westen undenkbar wären.

Tatsächlich sind die Nazis in den Reihen der ukrainischen Streitkräfte aber offenbar von keiner qualitativen oder quantitativen Relevanz. Israelische Fachleute sehen die rund zwei Prozent bekennenden Nazis in der Ukraine im Vergleich zu westeuropäischen Verhältnissen als belanglos an.

Ukraine: Ausländische Freiwillige umfassen gesamtes politisches Spektrum

Der Extremismusforscher Kacper Rekawek von der Universität Oslo verfolgt das Geschehen besonders um das jetzt in Mariupol eingeschlossene Asow-Regiment (2014 noch eine nazistische Miliz, aber seit Jahren nun in den Reservestreitkräften entpolitisiert und reglementiert): Er wisse von gerade mal 20 ausländischen Rechtsradikalen, die Asow habe rekrutieren können seit dem 24. Februar, wie er dem Online-Magazin „Slate“ Anfang März sagte. Laut Rekawek sind die in der Regel auf eigene Faust in den Ukraine-Krieg aufbrechenden Freiwilligen aus dem gesamten politischen Spektrum zwischen links und rechts, die meisten sollen humanitäre Gründe für ihr Engagement angeben.

Das war 2014 im Donbass laut Rekawek noch anders: Dort kamen ganze Gruppen Gleichgesinnter – Rechter – an und wollten kämpfen. Allerdings auf beiden Seiten. Dem Osloer Forscher zufolge war es geradezu eine 50:50-Chance, ob wer auf der ukrainischen oder auf der russisch-separatistischen Seite landen würde. Im jetzigen Waffengang geht angesichts der Isolation Russlands kaum wer dorthin. Nur Moskaus tschetschenische Kampf-Kolonnen könnte man mit viel Fantasie als „ausländische Freiwillige“ ansehen. Die anscheinend in Syrien angeworbenen Kämpfer würden als Söldner gelten.

Ukraine: Freiwilligen-Legion verfügt über spezifische nationale Einheiten

In der ukrainischen „Legion“ gibt es nach derzeitigem Stand einige spezifische nationale Einheiten. Als jüngste formiert sich just eine „Freiheit für Russland“-Legion aus Exilanten und Deserteuren. Am längsten dabei sind die beiden tschetschenischen Bataillone „Scheich Mansur“ und „Dschochar Dudajew“ mit Veteranen der jüngsten Kriege gegen die Russen sowie die Georgische Legion, die in die ukrainische 25. Mechanisierte Brigade integriert ist. Weißrussische Oppositionelle bemühen sich, ein eigenes „Pahonia“-Regiment und ein Bataillon „Kastus Kalinowski“ aufzustellen. Es gibt auch eine Kanadisch-Ukrainische Brigade – nach 1946 kamen viele vor den Sowjets geflüchtete Ukrainer:innen nach Nordamerika.

Die einzige ausländische Einheit, die im Ukraine-Konflikt nicht unter ukrainischer Kontrolle ist, nennt sich „Brigade Normande“ und versammelt englische Muttersprachler, Skandinavier, Polen, Franzosen, Südafrikaner und Deutsche. Laut der kanadischen „National Post“ führt sie offenbar ein Scharfschütze aus Quebec, sie ist schlecht oder kaum ausgerüstet. (Peter Rutkowski)

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