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Rollen in der Beziehung hinterfragen

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Von: Anna Laura Müller

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Selbst wenn Gleichberechtigung in den eigenen vier Wänden gelebt wird, sieht die Sache im Miteinander mit Außenstehenden oft ganz anders aus.

Fragt man mich nach Gleichberechtigung in meiner heterosexuellen Beziehung ist meine erste Reaktion meist eine positive: Wir teilen uns gleichermaßen Haushaltsaufgaben - mehr nach Talent als nach Geschlechterrollen - und bei politischen Diskussionen am Frühstückstisch tauschen wir uns auf Augenhöhe aus und lernen voneinander. Ich würde sogar so weit gehen und meinen Partner als Feministen bezeichnen. Denn für mich hat das nichts mit einem biologischen Geschlecht zu tun, sondern einem Selbstverständnis als Mensch.

Und doch gibt es noch Grenzen in diesem heterosexuellen Gefüge. Das Problem dabei ist ein gesellschaftliches. Es geht darum, welche Rolle heterosexuelle Paare in unserer heteronormativen Gesellschaft einnehmen. Es gibt Studien die bestätigen, dass Frauen in Beziehungen zu Männern mehr psychischen Stress erfahren als in lesbischen oder queeren Beziehungen. Und das nicht nur wegen immer noch viel zu häufig ungleich verteilter Hausarbeit. Doch selbst wenn Gleichberechtigung in den eigenen vier Wänden gelebt wird, sieht die Sache im Miteinander mit Außenstehenden oft ganz anders aus. Das fängt damit an, wenn bei der Wohnungsbesichtigung der Vermieter die Küche an meinen Partner gerichtet mit den Worten vorstellt: „Da kann sich Ihre Frau dann ja austoben“. Und das obwohl er die meiste Zeit kocht und ich nur wenn es unbedingt sein muss. Oder ich mich beim Zusammentreffen mit befreundeten hetero-Paaren plötzlich in einem Gespräch über Putzmittel mit den weiblichen Hälften der Paare wiederfinde. Während die Männer darüber reden wie politisch die Welt zu retten ist. Manchmal möchte ich vielleicht über Putzmittel sprechen. Mein Partner aber eben auch. Und ich möchte vor allem die Wahlfreiheit besitzen und nicht automatisch in diese Rolle gedrängt werden. Diese Trennung von angeblichen Frauen- und Männerthemen erlebe ich übrigens vermehrt in den Konstellationen, in denen nur hetero-Paare gemeinsame Zeit verbringen. Sobald Singles oder queere Paare dabei sind verändert sich die Dynamik.

Heterosexuelle Beziehungen werden noch viel zu häufig nach veralteten Rollenmustern wahrgenommen. Das kann nur schwierig von der emanzipatorischsten Arbeit abgefangen werden, die im privaten zwischen zwei Menschen passiert. Deswegen müssen wir heteronormative Konzepte gesellschaftlich viel mehr in Frage stellen und auflösen.

Anna Laura Müller, 30, Volontärin

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