Nächster Planwechsel im Ukraine-Krieg: Putin schickt hohen Militär zurück an die Front
Russland setzt bei den Angriffen auf Bachmut verstärkt Luftlandetruppen ein. Das hängt offenbar mit der Rückkehr eines ranghohen Offiziers zusammen.
Bachmut – Noch immer ist der Kampf um Bachmut nicht entschieden. Nach monatelangen und äußerst verlustreichen Kämpfen konnten die russischen Angreifer zuletzt eigenen Angaben zufolge immer mehr Geländegewinne erzielen und rund 80 Prozent der Stadt erobern. Kiew wiederum will die inzwischen fast völlig zerstörte Stadt nach wie vor nicht aufgeben. In Bachmut lebten früher 70.000 Menschen, aktuell harren dort noch Tausende aus.
Die russischen Erfolge könnten auf einen Wechsel im Schlachtplan zurückzuführen sein. Dies berichtet die US-amerikanische Denkfabrik „Institute for the Study of War“ (ISW) und beruft sich dabei auf britische Geheimdienstinformationen. Nach diesen Angaben vertraut Russland im Kampf um Bachmut inzwischen verstärkt auf russische Luftlandetruppen (VDV). Diese hätten einige Wagner-Einheiten abgelöst, die die Nord- und Südflanke der Operation sicherten. Gleichzeitig setzten die Söldner der Wagner-Gruppe im Zentrum der Stadt weiterhin den Hauptvormarsch fort.
Ukraine-Krieg: Russischer Kommandant kehrt zurück an die Front in Bachmut
Der Strategiewechsel hängt den ISW-Angaben zufolge hauptsächlich mit der Rückkehr eines ranghohen Offiziers zusammen. Generaloberst Michail Teplinski, der erst im Januar als einer der wichtigsten operativen Befehlshaber in der Ukraine entlassen worden war, hat demnach im Ukraine-Krieg „höchstwahrscheinlich wieder eine wichtige“ Rolle übernommen. Von Juni 2022 bis Januar 2023 hatte Teplinski die russischen Luftlandestreitkräfte als Kommandant befehligt.

Warum aber kehrt Teplinski nur wenige Monate nach seiner Freistellung wieder an die Front zurück? Das ISW deutet den Sinneswandel in seiner Analyse dahingehend, dass das russische Verteidigungsministerium jetzt allen Streitereien mit der Wagner-Gruppe zum Trotz doch wieder eine enge Zusammenarbeit mit den Söldnern anstrebe. Immerhin hatte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin im Januar dem gerade entlassen Teplinski laut ISW demonstrativ den Rücken gestärkt und dessen Zugehörigkeit zur Wagner-Gruppe bestätigt.
Mit seiner Wiedereinsetzung versucht Verteidigungsminister Sergei Schoigu den ISW-Fachleuten zufolge offenbar, die Wogen zumindest vorübergehend zu glätten. Ziel sei, nach monatelangen Kämpfen die Eroberung von Bachmut nun endlich zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Bachmut ist für Russland aus zwei Gründen wichtig. Zum einen, um den Donbass zu kontrollieren; zum anderen, um Präsident Wladimir Putin eine Erfolgsmeldung zu liefern.
Ukraine-Krieg: Russische Luftlandetruppen mit hohen Verlusten in Bachmut
Zu Beginn des Ukraine-Kriegs galten die russischen Luftlandetruppen als Eliteeinheiten, mussten jedoch in den vergangenen Monaten immens hohe Verluste hinnehmen. So behauptete ein prominenter Militärblogger am 31. Januar im russischen Staatsfernsehen, dass die VDV-Streitkräfte zwischen Kriegsbeginn und September 2022 zwischen 40 und 50 Prozent ihres Personals verloren hätten.
Die Schlacht um Bachmut tobt indes weiter. Bei ihren Angriffen haben die russischen Streitkräfte nach Angaben des Generalstabs in Kiew schwere Verluste erlitten. Insgesamt seien rund um Bachmut und Marjinka 45 russische Angriffe abgewehrt worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. „Der Feind erleidet erhebliche Verluste, aber er hält an seinen Plänen zur Besetzung ukrainischen Gebiets fest.“ Trotz der Vielzahl russischer Angriffe sei die Frontlinie unverändert geblieben. (cs)