Überschätzt er sich? Wagner-Chef Prigoschins Einfluss auf Putin schwindet

Unklar ist, wie groß der Einfluss von Jewgeni Prigoschin, Chef der Wagner-Gruppe, auf Wladimir Putin ist. Indes stagniert der Fortschritt im Ukraine-Krieg.
Moskau – Der Chef der berüchtigten Wagner-Söldnergruppe, Jewgeni Prigoschin, „überschätzt“ seine Bedeutung für den Kreml und die russische Militärführung. Das berichtet das Portal Newsweek. Prigoschin ist auch als „Putins Koch“ bekannt. Der Unternehmer aus Russland und seine Wagner-Truppen waren stark in die russische Militärkampagne in der Ukraine involviert. Anfang Januar gab Prigoschin bekannt, dass Wagner-Kämpfer und nicht das russische Militär die Kontrolle über die umkämpfte ukrainische Stadt Soledar übernommen hätten.
Während sich die russischen Streitkräfte auf die nahe gelegene Stadt Bachmut konzentrieren, übernehmen konventionelle Streitkräfte die Kontrolle über die Wagner-Rekruten, die von den Kämpfen in Soledar „erschöpft“ sind, so der Think-Tank Institute for the Study of War (ISW). Andere Quellen vermuten jedoch, dass „Putins Koch“ bald Putins Chef werden könnte.
Ukraine-Krieg: Wagner haben keine Fortschritte errungen
Die geschwächten Wagner-Kräfte hätten seit einigen Wochen keine nennenswerten Fortschritte in der Region erzielt, so das ISW. Und da das russische Militär die Wagner-Kämpfer nun ersetze, verliere Prigoschin an Einfluss im Kreml. Das russische Militär nehme eine bedeutendere Rolle bei den Operationen rund um Bachmut ein. Man sei nicht mehr so sehr auf Wagner-Rekruten angewiesen, heißt es weiter.
Der schwindende Einfluss des Finanziers kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das russische Verteidigungsministerium und der Chef der russischen Streitkräfte in der Ukraine, General Valery Gerasimov, die „Professionalisierung der Armee“ anstreben. Der Einsatz von Organisationen wie Wagner wurde von Kampfveteranen und der prominenten Gemeinschaft der Militärblogger in Russland zunehmend ins Rampenlicht gerückt.
Russland will Kriegsführung gegen Ukraine ändern
Spätestens seit Mai 2022 forderten russische Militärveteranen Änderungen an der Art und Weise, wie der Feldzug im Ukraine-Krieg geführt werde. Prigoschin attackierte zudem Veteranen verbal. Dies tue er „wahrscheinlich in dem Bemühen, ihre Glaubwürdigkeit und ihr Eintreten für Reformen und Verbesserungen innerhalb des Militärs zu untergraben, die seine undisziplinierten und brutalen parallelen Streitkräfte weiter marginalisieren“, schätzt der ISW. Dies deute darauf hin, dass der Finanzier „seinen schwindenden Einfluss spürt und überkompensiert“, so das ISW, da er auch mit Bestechungsvorwürfen zu kämpfen hat, die seinen Ruf im Inland weiter beeinträchtigen könnten. (mse)