Nach Wagenknecht-Eklat: WDR rudert im Streit mit Politikerin zurück

Eine Aussage von Sahra Wagenknecht zum Ukraine-Krieg In der Talkshow „Hart aber fair“ sorgt für Diskussionen. Nun muss sich die Redaktion korrigieren.
Berlin - Die verbale Auseinandersetzung zwischen Sahra Wagenknecht und Moderator Louis Klamroth in der Talkshow „Hart aber fair“ hat ein Nachspiel. Grund sind die Aussagen zu Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg.
Die ARD-Sendung hatte am Montagabend (27. Februar) das Schicksal einer vergewaltigten ukrainischen Frau gezeigt. Mit Hinweis auf die Vereinten Nationen hieß es in dem Clip, dass es beim Thema Vergewaltigungen „ohne Ausnahme immer um russische Soldaten“ gehe. Das sei eine „militärische Strategie“.
Wagenknecht und Klamroth liefern sich Wortgefecht über Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg
Wagenknecht verwies an dieser Stelle auf die UN-Menschenrechtskommissarin, die immer wieder darauf hingewiesen habe, dass Kriegsverbrechen von beiden Seiten begangen würden. „Wenn man sie beenden will, dann muss man diesen Krieg beenden.“ Moderator Klamroth hielt dem Aussagen der Vereinten Nationen entgegen, dass es keine Belege für Vergewaltigungen durch ukrainische Soldaten gebe und dass Vergewaltigungen zur russischen Kriegsstrategie gehörten.
Wagenknecht widersprach: „Also das stimmt so nicht, die UN hat eindeutig gesagt, dass Kriegsverbrechen – und das ist in jedem Krieg so – von beiden Seiten begangen werden.“ Klamroth konterte mit dem Hinweis, dass es um Vergewaltigungen gehe. Wagenknecht führte Vergewaltigungen im Donbass durch das ukrainische Asow-Batallion an. Das Wortgefecht endete ergebnislos, doch sagte Wagenknecht zum Abschluss: „Ich finde es nur eine Unterstellung zu sagen, dass uns das nicht nahe geht. Das finde ich einfach eine Frechheit, uns sowas zu unterstellen.“
Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg: WDR rudert im Faktencheck zur Sendung zurück
Die Diskussion über Vergewaltigungen im Ukraine-Krieg löste anschließend auch eine Kontroverse in den sozialen Netzwerken aus. Dort gab es kurz nach der Sendung Tausende von Reaktionen. Kritik erntete aber nicht nur Wagenknecht für ihre Äußerungen. Auch die Redaktion und Moderator Klamroth bekamen ihr Fett ab. So machte bei Twitter der Hashtag #KlamrothLuegt die Runde.
Tatsächlich musste der WDR im Faktencheck zur Sendung einräumen, dass ihr inzwischen Berichte der UN-Menschenrechtskommissarin aus dem Juli 2022 sowie ein UN-Bericht aus dem September 2022 bekannt seien, in dem auch sexualisierte Gewalt auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet thematisiert würden. Fast alle Verbrechen seien zwar den Russen anzulasten, es gebe aber auch Fälle in den von der Ukraine kontrollierten Gebieten.
Wagenknecht veröffentlichte auf Twitter einen verkürzten Ausschnitt des Faktenchecks: „Ist es wirklich zu viel verlangt, dass die Redaktion vorher(!) sauber recherchiert, ehe mir der Moderator vor Millionen zu Unrecht Falschinformation vorwirft?“ Und: „Jedes Gewaltverbrechen ist eines zu viel!“ (cs)