1. Startseite
  2. Politik

Neue Waffenruhe im Sudan vereinbart – Pistorius und Baerbock empfangen Bundeswehr-Soldaten

Erstellt:

Von: Momir Takac

Kommentare

Im Sudan ist die brüchige Waffenruhe um drei weitere Tage verlängert worden. Bei Hannover werden die Soldaten erwartet, die mehr als 700 Menschen evakuiert hatten.

Update vom 28.04.2023, 11.00 Uhr: Im Sudan ist offenbar ein türkisches Flugzeug beschossen worden. Mehr dazu in unserem aktuellen News-Ticker zur Lage im Sudan.

Khartum - Im Sudan-Konflikt haben die rivalisierenden Parteien eine neue Waffenruhe vereinbart. Zunächst hatte die Armee einer Verlängerung der um Mitternacht auslaufenden Feuerpause um 72 Stunden zugestimmt, am Donnerstagabend folgte die paramilitärische RSF-Miliz. Die Verlängerung erfolgte auf Vermittlung der USA und Saudi-Arabiens. Die beiden Länder hatten bereits zuvor eine dreitägige Waffenruhe vermittelt, die seit Dienstag in Kraft war. Sie wurde jedoch nicht eingehalten.

Konflikt im Sudan: Tausende Zivilisten fliehen vor den Kämpfen

Im Sudan kämpft de-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe des Militärs seit dem 15. April gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo. Dieser ist Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Die beiden Generäle hatten die Führung des Landes mit rund 46 Millionen Einwohnern durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen. Experten hatten gewarnt, dass der Machtkampf auch weitere regionale Konflikte erneut befeuern könnte.

Während der 72-stündigen Waffenruhe konnten Tausende Zivilisten fliehen, unter anderem in den Tschad und nach Ägypten, mehrere Länder evakuierten ihre Staatsangehörigen und weitere Menschen aus dem Krisenland. Auch diese Waffenruhe hielt nur sporadisch. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, die Feuerpause immer wieder zu brechen. Die Hauptstadt Khartum ist fest im Griff der Gewalt.

USA und Großbritannien bestätigen neue Waffenruhe im Sudan

US-Außenminister Antony Blinken twitterte, die USA begrüßten die Ankündigung, den Waffenstillstand um weitere 72 Stunden zu verlängern. „Gemeinsam mit internationalen und regionalen Partnern fordern wir die Parteien auf, sich zu verpflichten, die Kämpfe zu beenden und ungehinderten humanitären Zugang zu gewährleisten.“ Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte: „Wir arbeiten kontinuierlich daran, amerikanischen Bürgern die Möglichkeit zu geben, den Sudan umgehend zu verlassen, da sich die Lage jederzeit verschlechtern kann.“

Kämpfe in der sudanesischen Hauptstadt Khartum.
Im Sudan tobt ein Machtkampf der beiden ranghöchsten Generäle. © IMAGO/Mohamed Khidir

Auch der britische Außenminister James Cleverly bestätigte auf Twitter, die Waffenruhe im Sudan sei verlängert worden. „Das Vereinigte Königreich fordert ihre vollständige Umsetzung durch die Generäle.“ Die britischen Evakuierungsflüge seien im Gange. Alle britischen Staatsangehörigen, die ausreisen möchten, sollten sich so schnell wie möglich zum Flughafen begeben, damit ihre Sicherheit gewährleistet sei.

Lage im Westen des Sudan kritisch - Ethnische Konflikte in West-Darfur

Kritisch ist die Lage zudem in der Region West-Darfur. Die Armee gab am Donnerstag bekannt, in dem Bundesstaat komme es zu ethnischen Konflikten. Berichten zufolge soll es zu Gewalt zwischen den afrikanischstämmigen Masalit sowie arabischstämmigen Gruppen gekommen sein. Der Bundesstaat West-Darfur liegt im äußersten Westen des Sudans an der Grenze zum Tschad. Seit Jahrzehnten gibt es in der gesamten Region Darfur immer wieder schwere ethnische Konflikte.

Auf dem Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover werden am Freitagmittag unterdessen die Bundeswehr-Soldatinnen und -Soldaten, die an einem Evakuierungseinsatz für Ausländer im Sudan beteiligt waren, mit einem sogenannten Rückkehrerappell gewürdigt. Rund 400 Soldaten der „Hauptstreitkräfte“ des Evakuierungsverbands werden mit mehreren Transportflugzeugen vom Typ A400M erwartet.

Pistorius und Baerbock empfangen aus dem Sudan zurückkehrende Bundeswehr-Soldaten

An dem Empfang nehmen neben Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer sowie Bundestagsabgeordnete teil.

Die Bundeswehr hatte von Sonntag bis Mittwoch in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und der Bundespolizei nach eigenen Angaben mehr als 700 Menschen aus mehr als 40 Nationen aus dem Sudan ausgeflogen. Darunter waren mehr als 200 Deutsche. Der Bundestag hatte dem Einsatz der Bundeswehr am Mittwoch nachträglich mit einer ungewöhnlich deutlichen Mehrheit zugestimmt. (Momir Takac mit dpa)

Auch interessant

Kommentare