„Ohne Befehle“: Russische Kompanie verweigert Kampf im Ukraine-Krieg
Seine Kompanie sei ohne Erklärung nach Donezk transportiert worden, um dort Dörfer zu überfallen, klagt ein russischer Soldat in einem Video an.
Donezk – Über zwei Millionen Menschen haben bereits ein Twitter-Video angesehen, das am Dienstag (7. März) geteilt wurde. Darauf zu sehen ist eine Gruppe russischer Soldaten, die sich in einem kargen Raum vor militärischer Ausrüstung aufgestellt hat. Ein Mann, der ganz vorne steht, liest von einem Blatt Papier mit fester Stimme eine Nachricht ab, die es in sich hat.
Anhand einer englischen Transkription, die das Portal War Translated zu dem Video geliefert hat, ist zu erfahren, was der russische Soldat zu sagen hat. „Wir gehören der mobilisierten Territorialverteidigung von Russland an. Ich will Ihnen mitteilen: Ich bin Oberleutnant (darauf folgt ein Name, Anm. der Red.), und ich weigere mich, Befehle auszuführen.“ Grund dafür seien die hohen Verluste in seiner Kompanie und ihre chaotische Entsendung in eine Angriffsbrigade in der ostukrainischen Region Donezk.
Russischer Soldat berichtet von chaotischem Transport nach Donezk - „ohne Erklärungen“
Ursprünglich sei seine Einheit zur Territorialverteidigung im russischen Grenzgebiet Belgorod einberufen worden, schildert der Mann, wo sie bis zum 2. März in der Stadt Schebekino eingesetzt war. Doch plötzlich seien er und seine Männer in einer 14 Stunden langen Fahrt in die ukrainische Region Donezk gebracht worden, ohne zu wissen, dass sie sich dort offenbar einer Angriffsbrigade der selbst ernannten Volksrepublik Donezk im Ukraine-Krieg anschließen sollten - „ohne irgendwelche Befehle oder Erklärungen“.
In Donezk angekommen, habe man die militärischen Dokumente seiner Soldaten beschlagnahmt und nicht mehr zurückgegeben, „weiß Gott von wem, Halb-Militärs, Halb-Zivilisten“, schildert der Mann. Es seien wohl lokale Milizen der Volksrepublik Donezk gewesen. „Wir sind absolut ohne Ausbildung gezwungen worden, Dörfer zu überfallen“, klagt der Oberleutnant an, „ohne Aufklärung, ohne Kommunikation“ und „ohne Karten“.
Russische Kompanie klagt im Ukraine-Krieg an: „Es ist kompletter Bullshit“
„Es ist kompletter Bullshit“, spricht der Oberleutnant in die Kamera. „Soldaten sind gestorben. Das ist alles, was übrig geblieben ist von meiner Kompanie“, sagt er mit Verweis auf die rund zwölf Männer, die hinter ihm stehen. Seine Kolonne weigere sich nicht komplett, Befehle auszuführen - wolle dies aber nur als Teil er offiziellen russischen Armee tun, betont der Soldat, und nicht als Teil der Miliz im Donezk.
Es ist nicht das erste Mal, dass russische Soldaten Kritik an ihrem Einsatz über die sozialen Medien üben. Eine Gruppe Soldaten wandte sich vor wenigen Wochen direkt an Russlands Präsident Wladimir Putin, beschwerte sich ebenfalls über fehlende Ausbildung und eine chaotische Einberufung. Die Besonderheit aber diesmal: Die Soldaten appellieren nicht nur, sondern weigern sich direkt, weitere Befehle umzusetzen.
Videos aus dem Ukraine-Krieg: Soldat prahlt mit abgeschnittenen Ohren
Es gibt aber auch ganz andere Arten von Videos im Ukraine-Konflikt: Ein russischer Soldat prahlte beispielsweise mit seinen brutalen Methoden und versprach russischen Schülern, dass er ihnen das abgeschnittene Ohr eines Ukrainers schenke, wenn sie gut in der Schule seien. Ein anderer Russe machte einen fatalen Fehler, indem er ein Selfie von sich im Ukraine-Krieg postete, das seine Position verriet. (smu)