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Vertrauen in Demokratie sinkt

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Von: Felix Huesmann

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Umfrage der Bertelsmann-Stiftung

Der gesellschaftliche Zusammenhalt hat nach zwei Jahren der Corona-Pandemie deutlich abgenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann-Stiftung, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) exklusiv vorliegt. In den Anfangsmonaten der Pandemie im Jahr 2020 waren der gesellschaftliche Zusammenhalt und das Vertrauen der Deutschen in die demokratischen Institutionen stark angestiegen. Davon ist der Umfrage zufolge zwei Jahre später nur noch wenig übrig.

Die Stiftung hat die Ergebnisse ihrer jüngsten Befragung aus diesem Februar mit den Ergebnissen vorheriger Befragungen aus dem Jahr 2017 und dem ersten Pandemiejahr 2020 verglichen. Im ersten Sommer der Pandemie (2020) waren demnach nur 21 Prozent der Befragten der Ansicht, die meisten Menschen kümmerten sich in Wirklichkeit gar nicht darum, was ihren Mitmenschen geschehe. Einen ähnlichen Wert ergab auch eine Umfrage wenige Monate später, im Dezember 2020. Im Februar 2022 meinten dagegen 59 Prozent der Befragten, die meisten Menschen kümmerten sich nicht um andere.

Auch die Zahl derer, die der Meinung sind, in der deutschen Gesellschaft gebe es so viel Streit wie noch nie, hat deutlich zugenommen. Bei einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung vom Dezember 2020 stimmten 42 Prozent der Befragten dieser Aussage zu. Bei der jüngsten Befragung im Februar waren es 57 Prozent.

Unterschiedliche Quellen

Auch das Vertrauen in Institutionen und die Demokratiezufriedenheit haben in dieser Zeit stark abgenommen. Im Sommer 2020 gaben 45 Prozent der Befragten an, der Bundesregierung zu vertrauen, im Februar 2022 nur noch 18 Prozent. Mit der Demokratie in Deutschland waren im Sommer 2020 61 Prozent der Befragten zufrieden, im Februar 2022 hingegen nur noch 42 Prozent.

Den nun miteinander verglichenen Umfragen liegen teilweise unterschiedliche Datenquellen und Erhebungsmethoden zugrunde. So wurden sie teils telefonisch und teils online durchgeführt. Die Vergleichbarkeit sei deshalb zwar eingeschränkt, gibt die Stiftung zu bedenken. Die erkennbaren Trends seien jedoch eindeutig, ist Bertelsmann-Sozialforscher Kai Unzicker sicher.

Noch nicht erhoben hat die jüngste Umfrage die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die deutsche Gesellschaft. Wie häufig in Katastrophenzeiten sei gerade eine starke und breite Solidarität zu beobachten, sagte Unzicker. „Diese Welle der Solidarität dürfte eine Weile anhalten. Aber auch 2015 hat die anfangs sehr große Solidarität nach einer Weile abgenommen“, sagte der Forscher.

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