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Verständnis für das Wort "Krieg"

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In Selsingen wird der drei am Karfreitag in Afghanistan getöteten Soldaten gedacht.
In Selsingen wird der drei am Karfreitag in Afghanistan getöteten Soldaten gedacht. © ddp

Bei der Trauerfeier für die in Afghanistan gefallenen Bundeswehrsoldaten stellt sich die Kanzlerin inter die Afghanistan-Mission. "Menschliche Zweifel" am Einsatz der Bundeswehr seien jedoch berechtigt.

Berlin. Auf der Trauerfeier für die drei in Afghanistan getöteten Soldaten hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hinter die Mission der Bundeswehr gestellt. Zugleich räumte die Kanzlerin am Freitag die Berechtigung "menschlicher Zweifel" an dem Kampfeinsatz ein. Dieser gestalte sich schwieriger als ursprünglich erwartet. Merkel rief dazu auf, den Realitäten ins Auge zu sehen.

Die Kanzlerin und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) würdigten die Verdienste der Getöteten und sprachen den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Es war das erste Mal, dass die Kanzlerin an einer Trauerfeier für in Afghanistan getötete deutsche Soldaten teilnahm.

Die Fallschirmjäger Niels Bruns, Robert Hartert und Martin Augustiniak waren bei Gefechten in Nordafghanistan am Karfreitag tödlich verwundet worden. "Ich verneige mich vor ihnen. Deutschland verneigt sich vor ihnen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Zeremonie in der St. Lambertikirche im niedersächsischen Selsingen. Der Ort liegt nahe der Heimatkaserne der drei Getöteten.

Nach dem ökumenischen Gottesdienst wandten sich Merkel und Guttenberg in der Kirche mit kurzen Ansprachen an die Trauernden. Die Feier wurde auf Leinwände nach draußen übertragen, da viele Soldaten in der Kirche keinen Platz fanden.

"Ich stehe sehr bewusst hinter dem Einsatz unserer Soldatinnen und Soldaten, der Polizisten und zivilen Helfer in Afghanistan, weil er der Sicherheit unseres Landes dient", sagte Merkel. Die deutschen Soldaten leisteten ihren Dienst in Afghanistan, "weil wir verhindern wollen, dass Terroristen uns hier in Deutschland treffen", sagte sie.

Doch dürfe auch Zweifeln nicht ausgewichen werden, wenn die "politische Notwendigkeit" des Einsatzes glaubhaft verantwortet werden solle, sagte Merkel. Sie zeigte Verständnis dafür, dass die Soldaten angesichts der Lage vor Ort von "Bürgerkrieg oder Krieg" sprächen. Sie forderte auch eine intensivere gesellschaftliche Debatte über das Gedenken an die getöteten Soldaten. Heroisierende Tendenzen sollten dabei aber vermieden werden.

Verteidigungsminister Guttenberg ging auf die Biografien der Gefallenen ein und versicherte den weinenden Angehörigen: "Mit ihnen trauert ein Land. Was wir am Karfreitag erleben mussten, bezeichnen die meisten als Krieg. Ich auch." Mal getragen, mal mit angehobener Stimme bezeichnete der Redner Guttenberg die toten Soldaten als "echte Patrioten".

Aufgrund des jüngsten tödlichen Gefechts besucht Merkel am Samstag auch das Einsatzführungskommando bei Potsdam, von wo aus der Bundeswehreinsatz in Afghanistan koordiniert wird. Die Kanzlerin wolle sich auch angesichts der "neuen Qualität dessen, was in Afghanistan passiert" direkt bei der Truppe über die Lage vor Ort informieren lassen, sagte ein Regierungssprecher.

Unterdessen wurde am Freitag in Nordafghanistan erneut ein Anschlag auf die Bundeswehr verübt. Dabei sei aber kein Bundeswehrsoldat zu Schaden gekommen, sagte ein Militärsprecher. Gegen 9.30 Uhr Ortszeit sei ein Patrouillenfahrzeug nahe dem Bundeswehr-Lager bei Kundus auf einen improvisierten Sprengsatz gefahren und beschädigt worden. (afp/mah)

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