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Versammlung in Dresden wegen Volksverhetzung unterbrochen

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Gerhard Ittner während der Demonstration in Dresden, die von der Polizei wegen Volksverhetzung aufgelöst wurde.
Gerhard Ittner während der Demonstration in Dresden, die von der Polizei wegen Volksverhetzung aufgelöst wurde. © dpa

Die Polizei in Dresden löst eine rechte Versammlung des Holocaust-Leugners Gerhard Ittner auf. Ittner soll die Beherrschung verloren, das Ende der BRD prophezeit und Polizisten gedroht haben.

Die Polizei hat am Samstag in Dresden eine Demonstration des vorbestraften Neonazis und Holocaust-Leugners Gerhard Ittner vorzeitig aufgelöst. Nach mehreren Reden auf dem Postplatz wurde die Versammlung mit anfangs etwa 200 Teilnehmern abgebrochen, weil die Polizei bei mindestens einer Rede den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt sah. Als die Demonstranten wie in der NS-Zeit die erste Strophe des Deutschlandliedes sangen, drehte die Polizei dem Lautsprecherwagen den Strom ab. Parallel dazu kam es zu tumultartigen Szenen. Mehrere hunderte Menschen protestierten in Sichtweite gegen die Rechten.

Ittner, Jahrgang 1958, verlor die Kontrolle, stürmte auf Polizisten zu und schrie sie als „Volksverräter“ an. Auf der Kundgebung hatte er wegen eines noch schwebenden Verfahrens wegen des Verdachts der Volksverhetzung selbst nicht das Wort nicht ergreifen dürfen. Ein Video, das auf Twitter veröffentlicht wurde, zeigt Ittner, wie er mit Polizisten diskutiert und ihnen den „Verrat am eigenen Volk“ vorwirft.

16:15 Uhr, Ittner beschimpft Polizei #dd1702 pic.twitter.com/EJYy87gkKd

— Eric Hofmann (@RPFDMOPO)

17. Februar 2018

Nach Auflösung der Versammlung wandte er sich dennoch an die Menge, die zu diesem Zeitpunkt bereits bis auf ein paar Dutzend Getreue geschrumpft war. Er bezeichnete die BRD als „verbrecherisches Regime“, beschwor deren Untergang und drohte den Polizisten mit Vergeltung. Die Polizei brachte Ittner später zur Befragung in einem Mannschaftswagen.

Bereits im Vorjahr hatte der aus Franken stammende Ittner beim Gedenken an die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg für einen Eklat gesorgt. Er bezeichnet sich damals selbst als „überzeugten Nationalsozialisten“ und verherrlichte die NS-Ideologie als „Modell für die ganze Welt“.

1637 Ittner hat versucht abzuhauen #dd1702 pic.twitter.com/AsbzjiNWIB

— linksjugend Dresden (@linksjugend_DD)

17. Februar 2018

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Dresden erhielt Ittner im August 2017 wegen Volksverhetzung einen Strafbefehl, den er aber nicht akzeptierte. Das Verfahren läuft noch. Eine Rede auf der von ihm angemeldeten Demonstration am Samstag war ihm untersagt worden. Der 60-Jährige blickt bereits auf eine lange Karriere als Rechtsradikaler zurück. 1998 kandidierte er bei der Bundestagswahl für die rechtsextreme Deutsche Volks Union (DVU). Zwei Jahre später engagierte er sich in der NPD. Ittner ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Volksverhetzung.

Der Jahrestag der Zerstörung Dresdens wird jedes Jahr von Neonazis missbraucht: Sie rechnen die Opferzahlen astronomisch hoch und geißeln die Luftangriffe britischer und amerikanischer Bomber ohne Verweis auf die Ursachen des Krieges als „alliierte Kriegsverbrechen“. Dagegen regt sich Widerstand. Die genehmigten Aufmärsche von Neonazis werden stets von zahlreichen Gegendemonstrationen flankiert. (FR/dpa)

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