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TV-Clip sorgt für Unruhe in Russland: So könnten US-Leaks den Ukraine-Krieg beeinflussen

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Von: Lea Warmedinger

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Die US-Leaks der Militärdokumente sind auch ein Thema im russischen Staatsfernsehen. Jetzt sorgt ein TV-Ausschnitt für große Unruhe in Putins Land. Wie sehr können die Leaks den Ukraine-Krieg beeinflussen?

Russland – Die streng geheimen US-Dokumente, die derzeit online kursieren, haben im russischen Staatsfernsehen für Aufregung gesorgt. Clips aus den Sendungen gingen nun auf Twitter viral. Laut einem Professor könnte der US-Leak erhebliche Konsequenzen für den Krieg in der Ukraine haben.

Wie das US-amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek berichtet, hat das Pentagon zugegeben, dass die fotografierten Dokumente „sensibles und streng geheimes Material“ enthalten, darunter Angaben zu russischen und ukrainischen Truppenverlusten, zu russischen Angriffsplänen und Eingeständnissen Moskaus über seine Rückschläge im Krieg.

Debatte im Staats-TV: Geheime US-Dokumente verraten Zahl der Opfer und Rückschläge Russlands

Die Dokumente besagen, dass bis Anfang 2023 bis zu 43.000 russische Soldaten getötet sein sollen und die Zahl der zivilen Opfer möglicherweise bis zu 223.000 betragen könnte. Dem stehen 17.500 gefallene ukrainische Soldaten und bis zu 131.000 Opfer gegenüber, wie die New York Times berichtete.

MOSCOW, RUSSIA - DECEMBER 19, 2019: A live broadcast of an annual news conference by Russian President Vladimir Putin at
Bei dem Foto handelt es sich um eine Aufnahme aus dem Jahr 2019. Es zeigt das Aufnahmestudio eines russischen Fernsehsenders bei einer Ansprache von Putin. © Sergei Bobylev via www.imago-images.de

Die US-Leaks deckten auch auf, dass das russische Militär seine Rückschläge und „verringerte Kampffähigkeit“ eingeräumt habe und dass der US-Geheimdienst in fast alle russischen Militärgremien eingedrungen sein soll, einschließlich des Generalstabs, des Verteidigungsministeriums und des Militärgeheimdienstes GRU.

Experte spricht im TV von Russlands Verlusten im Ukraine-Krieg – Politiker reagiert wütend

Das Thema wurde nun laut Newsweek am Montag in der russischen Sendung Treffpunkt (Mesto Vstrechi ) diskutiert. Der Experte Alexei Naumov sagte, dass „wir diese Materialien zu leichtfertig behandelt haben“, als das Leck erstmals gemeldet wurde.

Naumov sagte in der Sendung, dass dies darauf zurückzuführen sei, dass Details der angeblich aufgedeckten russischen Verluste „wahrscheinlich mit Photoshop bearbeitet“ worden seien und dass er „die Originalversion dieser Materialien“ gefunden habe. „Dort sind die russischen Verluste um ein Vielfaches höher als die ukrainischen Verluste, was wahrscheinlich näher an der Wahrheit liegt“, sagte Naumov.

Als Reaktion auf diesen Kommentar verschränkte der politische Analyst Anton Khashenko in der Sendung wütend die Arme und rief schockiert: „Was? Die russischen Verluste sind höher als die ukrainischen Verluste? Das ist näher an der Wahrheit?“

Ex-Agent berichtet im Staatsfernsehen vom Zustand russischer Einheiten – TV-Moderatorin unterbricht

Ein weiterer getwitterter Clip, der ebenfalls viral ging, zeigt eine Moderatorin, die schnell das Thema wechselt, als ein Experte beschreibt, wie das Leck zeigt, dass Russlands Sicherheits- und Geheimdienste von den USA kompromittiert wurden.

In der Sendung 60 Minuten auf dem Sender Russia 1 sagte der frühere russische Geheimdienstagent Leonid Reshetnikov, dass das Leak Informationen enthalte, die „der Feind – die Amerikaner – nicht über uns und unsere Pläne wissen sollten“ und die „scheinbar durch Spionage extrahiert wurden“. „Das sollte uns alarmieren“, fügte er hinzu.

Als die Moderatorin Olga Skabeyeva nach einem Beispiel fragt, sagt Reshetnikov, dass die Lecks den Zustand der russischen Einheiten und deren Stimmung enthüllten. „Die Stimmung ist gut und unsere Pläne sind groß“, unterbricht Skabeyeva ihn daraufhin, bevor sie schnell zu einem anderen Thema übergeht.

US-Leak könnte Russland helfen – und der Ukraine schaden

Laut David Silbey, Professor für Geschichte an der Cornell University, könnte das Dokumenten-Leak, das auch Informationen über die ukrainische Verteidigung enthält, in russische Hände spielen und ihnen möglicherweise helfen, an kritischen Stellen auf dem Schlachtfeld durchzubrechen. „Zumindest wird es die Ukrainer dazu zwingen, sich neu auszurichten, sodass die Informationen nicht mehr korrekt sind“, schrieb er in seinem Statement für Newsweek.

Er sagte, Russland werde versuchen, die Lücke zu schließen, durch die die Informationen gesickert seien. Wenn der Leak elektronischer Ursache war, werden sie „ihre Computersysteme härten“, und wenn die Informationen aus menschlicher Hand stammen, „werden sie die Verantwortlichen finden, verhaften und wahrscheinlich hinrichten, es sei denn, die USA können sie rechtzeitig herausholen.“ „In jedem Fall wird der Informationsfluss erheblich reduziert, was es den USA erschweren wird, der Ukraine weiter zu helfen“, fügte Silbey hinzu.

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