„Starke Trinkkultur unter Männern“ - Dezimiert sich die russische Armee selbst?
Eine britische Analyse geht von schweren Problemen innerhalb der russischen Armee aus. Unter anderem soll Alkohol militärische Rückschläge begünstigen.
München/London/Kiew – Die Verluste der russischen Armee im Ukraine-Krieg sollen brutal sein. Das britische Verteidigungsministerium beziffert diese mittlerweile auf 200.000 getötete oder verwundete russische Soldaten. Unabhängig verifizieren lässt sich das nicht.
Ukraine-Krieg: Hohe Verluste für die russische Armee – nicht nur im Donbass
Aktuell wird Angaben beider Seiten zufolge in Bachmut im Donbass wieder heftig gekämpft. Dort, wo seit Monaten getötet wird. Geht es nach britischen Analysten, sterben russische Soldaten zwischen Charkiw im Nordosten, Bachmut, Wuhledar und Melitopol im Süden der Ukraine nicht nur durch die Kämpfe.
So soll es nach dem Angriffsbefehl durch Machthaber Wladimir Putin in den Kreml-Streitkräften auch viele Opfer durch Verkehrsunfälle, „Alkoholmissbrauch“ und Gewalt innerhalb der Truppe gegeben haben. Das schreibt der englische The Telegraph mit Verweis auf das Verteidigungsministerium in London.

„Andere Hauptursachen für Opfer außerhalb des Kampfes sind wahrscheinlich schlechte Waffenhandhabung, Verkehrsunfälle und klimatische Verletzungen wie Unterkühlung. Russische Kommandeure identifizieren wahrscheinlich den allgegenwärtigen Alkoholmissbrauch als besonders schädlich für die Wirksamkeit des Kampfes“, zitiert die Tageszeitung die Sicherheitsbehörden in Großbritannien, die sich mit dem Geschehen in der fernen Ukraine auseinandersetzen.
Streit unter russischen Truppen: Zahlreiche Berichte sprechen für desolate Verhältnisse
Den Militäranalysten zufolge rekrutiere die russische Armee oft aus den ärmsten und ärmeren Schichten der russischen Gesellschaft, die nicht selten durch Alkohol und Gewalt geprägt sei, heißt es in dem Bericht. Verwiesen wird weiter auf eine angebliche „starke Trinkkultur unter Männern“, was zeitweise zu Gewalt auf dem Schlachtfeld führen würde. Demnach wohl auch untereinander. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben aus London nicht. Allerdings hatte es schon in den vergangenen Monaten etliche Berichte über mutmaßliche Undiszipliniertheiten innerhalb der russischen Streitkräfte gegeben.
Mitte Oktober postete die Bloggerin Julia Davis (Russian Media Monitor) auf Twitter Aufnahmen, die ein verwahrlostes Zeltlager russischer Rekruten zeigen sollen. Demnach würden sich die Männer auch mal das Notwendigste wie Matratzen oder Schuhe gegenseitig klauen. Kurz zuvor soll es sogar eine Massenschlägerei in einer russischen Militärstation gegeben haben.
Anfang Dezember behauptete der ukrainische Generalstab ferner, dass die russische Artillerie angeblich versehentlich eigene Truppen beschossen habe. Unabhängig überprüfen lässt sich all das nicht. Angeblich 200.000 getötete oder verwundete russische Soldaten ist die bislang größte Zahl, die London in diesem Zusammenhang nannte. Unlängst wurde aus dem Vereinigten Königreich heraus noch die Zahl 170.000 geschätzt. (pm)