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Nato-Beitritt Finnland: Grenze zu Russland verdoppelt 

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Von: Kathrin Reikowski

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Finnlands Nato-Beitritt führt dazu, dass sich die Grenze zwischen NATO-Mitgliedsstaaten und Russland verdoppelt. Russland reagiert mit mehr Militärpräsenz.

Helsinki (Finnland)/ Moskau (Russland) – Am Dienstag (4. April) wird Finnland der NATO beitreten – dies hatte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Montag bekannt gegeben. Die Grenze zwischen Russland und der NATO verdoppelt sich damit: Zu den knapp 1000 Grenzkilometern in den bisherigen Nato-Staaten Estland, Lettland, Litauen und Polen und den knapp 200 weiteren im hohen Norden Norwegens, kommen nun 1340 finnische Grenzkilometer als neue Grenze zwischen der Nato und Russland hinzu.

Der russische Präsident Wladimir Putin dürfte auf Finnlands Nato-Beitritt reagieren: „Wir werden unsere militärischen Kapazitäten im Westen und Nordwesten verstärken“, sagte Vize-Außenminister Alexander Gruschko am Montag laut der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti aus dem Kreml. Aber soll Russland das „Brudervolk“ befreien? Im russischen Staats-TV herrscht Uneinigkeit über Finnlands Nato-Beitritt.

Grenze zwischen Finnland und Russland
Neue Nato-Grenze: Ein Schild weist auf den Grenzübergang von Finnland nach Russland hin. © picture alliance/dpa | Steffen Trumpf

Neue Nato-Grenze: Finnland plant Bau eines Grenzzauns nach dem Beitritt zur Nato

„Finnland braucht jetzt die Nato, aber die Nato braucht Finnland genauso angesichts eines aggressiven Russlands“, sagt der frühere Nato-Funktionär Jamie Shea gegenüber der AFP. „Die Nato wird sich leichter gegen Russland verteidigen können, da sie jetzt Zugang zum Gebiet Finnlands hat und Finnland seine Fähigkeiten einbringt.“ Er gibt aber auch die Kehrseite zu bedenken: Die Verlängerung der Landgrenze mit Russland um 1300 Kilometer werde die Nato angreifbarer machen. Das Militärbündnis müsse nun überlegen, wie diese Grenze zu verteidigen ist.

Für die grenznahen Finninnen und Finnen hat Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine längst eine neue Lebensrealität mit sich gebracht. Die anfängliche Angst sei seit Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine kleiner geworden, berichten Korrespondentinnen und Korrespondenten. Aber die Zahl der Grenzübertritte etwa am größten Grenzübergang Vaalimaa habe deutlich abgenommen. Shopping-Zentren mussten bereits schließen oder stehen kurz vor der Schließung, weil russische Touristen ausbleiben.

Und: Bald wird durch Teile der Grenzregion ein Zaun gezogen. In Pelkola, gut 40 Autokilometer östlich von Lappeenranta, wurde im Februar mit den Bauarbeiten für einen etwa drei Kilometer langen Pilotzaun begonnen. Bis 2025 soll der Großteil der Absperrung stehen - nicht auf der gesamten Grenzlänge, sondern an strategisch wichtigen Punkten etwa in der Nähe der Grenzübergänge: Um die 70 Kilometer Zaun sollen errichtet werden, der Großteil davon in Südostfinnland. Der Zaun solle Patrouillen erleichtern, könne keinen Schutz gegen einen Angriff darstellen und sei auch keine neue Eiserne Mauer - dessen sei man sich bewusst.

Finnlands NATO-Beitritt: Keine NATO-Truppenstationierung in Finnland geplant

Das ab Dienstag neue Nato-Mitglied Finnland hat nach Angaben der Militärallianz nicht darum gebeten, Nato-Truppen auf seinem Territorium zu stationieren. „Bisher gibt es keine solche Anfrage“, sagte der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses, Admiral Rob Bauer, am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Aber natürlich könne es in der Zukunft eine solche Anfrage geben, „und dann müssen wir uns damit befassen“, fügte Bauer hinzu.

„Finnland ist eines der wenigen europäischen Länder, das nie aufgehört hat, sich auf einen möglichen Krieg vorzubereiten“, sagt Minna Alander vom finnischen Institute of International Affairs. Während manche europäischen Armeen nach dem Kalten Krieg Truppen abbauten, hat Finnland an der Wehrpflicht festgehalten. „Dadurch hat Finnland jetzt im Kriegsfall eine Truppenstärke von bis zu 280.000 Soldaten und 870.000 Reservisten.“ Finnland Artillerie zähle zudem zu den größten in Europa und das Land investiere ständig in seine Luftwaffe.

Ob sich an der neuen Grenze bald noch mehr verändern wird? Die Nato habe von Seiten Russlands noch keine konkreten Truppenbewegungen gesehen“, erklärte Bauer. Russland brauche alle verfügbaren Truppen derzeit in der Ukraine, Moskau könne sich „viele Truppen an der finnischen Grenze“, wo es keine direkte Bedrohung gibt, nicht leisten, sagte der Kommandeur. (kat/dpa/AFP)

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