Rechte Republikaner in den USA wollen „politische Gefangene“ besuchen

Bereits über zwei Jahre ist der Sturm auf das Kapitol in Washington her. Jetzt ist neues Videomaterial an die Öffentlichkeit geraten.
Washington, D.C. - Die Weitergabe von Überwachungsaufnahmen der Kapitol-Attacke und Aussagen eines Talkmasters des Senders Fox News haben in den USA in den vergangenen Tagen für Empörung gesorgt. Hintergrund ist eine viel kritisierte Entscheidung des republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy. Dieser hatte dem seiner Partei wohlgesinnten Moderator Tucker Carlson exklusiv Zehntausende Stunden Videomaterial von der Stürmung des Kapitols überlassen.
Der rechte Talkmaster zeigte einige ausgewählte Bilder und kommentierte diese ganz im Sinne von Ex-Präsident Donald Trump, der immer wieder fälschlich behauptet, damals seien lediglich friedliche Demonstranten unterwegs gewesen. Die rechtspopulistische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene möchte nun mit anderen Abgeordneten einige der Verhafteten im Gefängnis besuchen.
Kapitol-Sturm in Washington: Republikaner sprechen von „politischen Gefangenen“
Die Gruppe von republikanischen Politikern beschreibt die Täter des Kapitol-Sturms als „politische Gefangene“, die zu Unrecht und nicht verfassungsgemäß verurteilt wurden, wie The Independent berichtet. Zudem sprechen die Abgeordneten von vermeintlich „unmenschlichen Verhältnissen“, unter denen die Gefangenen ihre Strafe absitzen. Greene hatte sich bereits zuvor für die Gefangenen starkgemacht und beklagte, dass sie angeblich keinen Zugang zu Bibeln sowie Telefonaten hatten. Zudem sollen die Gefangenen nicht zureichend medizinische Versorgung bekommen haben und in unhygienischen Verhältnissen gelebt haben.
Kapitol-Sturm in Washington: Republikaner reagieren unterschiedlich auf den 6. Januar
Carlson behauptete in seiner Show, dass die Präsidentenwahl im Jahr 2020 „ein schwerer Verrat an der amerikanischen Demokratie“ gewesen sei und die Demokraten mit ihrem Untersuchungsausschuss zur Erstürmung des Kapitols davon nur hätten ablenken wollen. „Die Aufnahmen zeigen weder einen Aufstand noch einen Aufruhr im Gange“, so Carlson. Vermutlich hätten Bundesagenten die Gewalt angestachelt, behauptete er, ohne dies belegen zu können. Der Moderator ist dafür bekannt, Verschwörungstheorien sowie offensichtliche Falschmeldungen zu verbreiten. Er hat eine tägliche Abendsendung auf Fox News, die im Schnitt gut drei Millionen Zuschauer hat.
Republikaner äußerten sich unterschiedlich, aber auch kritisch über die Carlsons Bemerkungen. Der Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, wertete es als „Fehler“, dass Fox News die Erstürmung des US-Kapitols auf diese Weise darstellte. „Meiner Meinung nach beschreibt der Chef der Kapitol-Polizei korrekt, was die meisten von uns am 6. Januar aus erster Hand miterlebt haben.“ Der republikanische Senator Mitt Romney nannte Carlsons Sendung „absurd“ und „Unsinn“. Andere Republikaner aus dem Repräsentantenhaus lobten die Sendung hingegen. (lp/dpa)